
Ein Hunnenkönig begraben im Baselbiet? Die Rätsel um den «Büchel» an der A2
Aliena Müller
Für Nicht-Zunzger ist es ein Hügel neben der A2, für Archäologen die Überbleibsel einer Burganlage und für Mythen-Fans die Grabstätte des Hunnenkönigs Attila. Um den «Büchel» ranken sich Sagen und Legenden.
Die Schreckensherrschaft von Attila dem Hunnenkönig dauerte nur ein Paar Jahre, aber diese Zeit prägte die Weltgeschichte massgeblich. Laut einer Legende insbesondere auch die Gemeinde Zunzgen im Baselbiet. Dort habe Attila nämlich nach seinem mysteriösen Tod seine letzte Ruhestätte gefunden.
Diese Grabstätte liege aber nicht einfach irgendwo, sondern direkt an der Autobahn A2 unter dem markanten Hügel Büchel. Mit Attila in einem goldenen Sarg liegt der Legende nach auch der Jerusalemer Tempelschatz als Grabbeigabe.
Vom «Buhil» zum «Büchel»
Ein Hunnenkönig begraben im Baselbiet? Die Legende besagt, dass das Reitervolk der Hunnen 451 nach Christus die Römerstadt Augusta Raurica niederbrannte und damit vernichtete, erklärt der Zunzger Gemeindepräsident Hansruedi Wüthrich. Die Hunnen seien daraufhin Richtung Zunzgen weitergezogen. Dort sei der König der Hunnen urplötzlich verstorben.
In einem goldenen Sarg habe man Attila dann begraben, erzählt Wüthrich die Sage weiter. «Über dem Grab wurde ein Hügel aufgeschüttet – das heutige Wahrzeichen Zunzgens, der «Büchel». Der Name leitet sich laut den Kantons-Archäolog:innen Baselland vom althochdeutschen Wort «Buhil» – Hügel ab.

Burg statt Grab
Ebendiese Archäolog:innen des Landkantons widersprechen der Legende von Attilas Grabstätte. Gemäss den bisherigen Erkenntnissen von Ausgrabungen in den Jahren 1881, 1950 und 1967, sei der «Büchel» zwar ein künstlich aufgeschütteter Hügel, aber nicht über einem Grab sondern vielmehr unter einer Burg. Auf dem Zunzger Wahrzeichen habe eine mittelalterliche Burganlage gethront. Wie diese genau ausgesehen hat, ist unklar. Archäologie Baselland hat jedoch aus den gefundenen Informationen ein 3D-Modell entwickelt.

Der Mythos lebt weiter
Ob Hunnengrab oder Burganlage: Egal, was der Grund für die Aufschüttung des «Büchels» war, heute ist er das Wahrzeichen der Gemeinde Zunzgen. Und diese Gemeinde feiert mit einem dreitägigen Dorffest ihr 700-jähriges Bestehen. Vom 25. bis 27. August verwandelt sich das gesamte Dorf in einen Festplatz. Neben dem Organisationskomitee wirken rund 20 Vereine und Organisationen mit. Auch der «Büchel» spielt dabei eine Rolle: «Im achten oder neunten Jahrhundert, nach der Aufschüttung, stand auf dem «Büchel» eine Raubritterburg. Diese wurde fürs Dorffest nachgestellt», so Gemeindepräsident Wüthrich im Interview.
Die Sage Attilas zieht sich wie ein roter Faden durch die Festivitäten. Die archäologischen Gegebenheiten widersprechen zwar der Sage, unterhaltsam ist sie trotzdem. So präsentiert ein illustrierter Hunnenkönig Attila auf der Fest-Website Geschichten und Legenden rund um Zunzgen.
Mehr dazu
Feedback für die Redaktion
Hat dir dieser Artikel gefallen?
Kommentare lesen?
Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.
Kommentare
Dein Kommentar
Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise