
«Ein Nadelöhr sondergleichen»: Pro-Komitee lanciert Kampagne
Andri Gschwind
2030 soll der Bau des Rheintunnels beginnen. Um sich für das Projekt einzusetzen, hat das Komitee «Pro Rheintunnel» am Dienstag seine Kampagne lanciert – und spricht dabei von «Kompromissen eingehen».
Es ist das teuerste Bauprojekt der Region aller Zeiten: der Rheintunnel. Über 2.3 Milliarden Franken soll er kosten. Eine Investition, die allerdings dringend notwendig sei, findet Daniel Seiler, Geschäftsführer des ACS beider Basel. «In der Region wird es immer mehr Menschen und Arbeitsplätze geben. Unternehmen wir nichts, gibt es nur noch mehr Ausweichverkehr in den Quartieren», so Seiler.
Bereits heute ist die Osttangente stark überlastet. Über 140’000 Fahrzeuge befahren den Autobahnabschnitt täglich. «Sie war nie dazu gedacht, auch noch den Fernverkehr nach Deutschland und Frankreich aufzunehmen. Wir müssen Ordnung schaffen und die beiden Verkehrsachsen trennen», so Seiler weiter.

Quartiervereine: «Es ist ein guter Kompromiss»
Zuvorderst im Komitee mit dabei sind auch die Quartiervereine. Sie erhoffen sich viel vom Rheintunnel. «Jeden Tag haben wir mit diesem Ausweichverkehr zu kämpfen», sagt Stephan Fluri, Präsident des Quartiervereins Breite-Lehenmatt. Vor allem zu Stosszeiten würden sich die Autos in den Quartieren aneinanderreihen und die Strassen verstopfen.
Von linker Seite, namentlich vor allem von der Basler SP, wird derzeit gefordert, die Osttangente oberirdisch abzubauen, sobald der Tunnel fertiggestellt ist. Eine Forderung, die sich auch Fluri gewünscht hätte, unter den aktuellen Umständen aber nichts bringen würde. «Der Rheintunnel allein ist zu klein, um das Verkehrsproblem zu lösen. Schliessen wir die Osttangente, so verlagert sich der Verkehr wieder in die Quartiere», so Fluri. Man würde also Geld für nichts ausgeben.
«Müssen Kompromisse eingehen»
Erst vor kurzem hat sich Basel-Stadt dazu verpflichtet, bis 2037 klimaneutral unterwegs zu sein. Für die Gegnerschaft des Rheintunnels ist deshalb auch klar, dass ein solch grosses und umweltbelastendes Projekt nicht mit den Basler Klimazielen vereinbar sei. Dass der Bau des Rheintunnels nicht klimaneutral ist, sieht auch die Basler Nationalrätin Patricia von Falkenstein. «Wenn man aber sagt, dass der Tunnel nicht gebaut wird, dann ist die Stadt total verstopft», so die Nationalrätin.
In diesem Fall sei es deshalb auch angebracht, einen Kompromiss einzugehen. Schliesslich betreffe das Projekt eine Agglomeration, die 1.5 Millionen Menschen umfasse. «Nimmt der Verkehr zu, kommt der Güterverkehr nicht durch. Das ist volkswirtschaftlich negativ. Wir haben einen Standort, der stark in der Wirtschaft ist. Das soll auch so bleiben», so von Falkenstein weiter.
VCS Schweiz kündet Referendum an
Ende Juni hat der VCS Schweiz ein Referendum gegen insgesamt sechs Ausbauprojekte angekündigt – eines davon der Rheintunnel. Das Referendum dürfte wohl im Herbst lanciert werden. Welche Parteien sich anschliessen, ist allerdings noch unklar.
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GLOBA
Natürlich ist der VCS Schweiz gegen die sechs Ausbauprojekte – auch den geplanten Rheintunnel. Aber eine vernünftige Lösung bietet er nicht an.