
Ein Statement gegen den Wahnsinn
Shahed Staub
Der Freitag-Store in Basel bleibt am Black Friday geschlossen. Statt Rabatten setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit und lädt zum Tausch-Event ein. Eine klare Botschaft gegen den Konsumwahnsinn.
Heute ist Black Friday – der Tag, an dem Menschen alles kaufen. Ausser das, was sie wirklich brauchen. Jener Tag, an dem Schnäppchenjäger:innen durch die Kaufhäuser rennen und das Bummeln von der Gier gejagt wird. Noch nie fühlte sich das Sprichwort «Weniger ist mehr» so bedeutungslos an wie heute.
Endlich! Endlich kommt nach der US-Wahl Anfang des Monats gleich noch etwas Grosses von «drüben» – und diesmal ist es nicht orange. Nein, es ist schwarz. Es ist der schwarze Tag, der mit knalligen Rabattklebern in Orange verführt.
Nicht so im Freitag-Store. Die Zürcher Taschenmanufaktur hat sich das Wort «Nachhaltigkeit» buchstäblich auf die Plane geschrieben. Deshalb heisst es heute von Tokio bis Basel: Sorry, wir haben geschlossen. «Der Black Friday lässt sich nicht mit unserer Unternehmensphilosophie vereinbaren», erklärt Mediensprecherin Elisabeth Isenegger gegenüber Baseljetzt. «Die überzogenen Rabatte an diesem Tag führen zu Kaufräuschen, die losgelöst von tatsächlichen Bedürfnissen sind.» Das würde die bestehenden Umwelt- und Sozialprobleme entlang der globalen Lieferketten noch zusätzlich verstärken.
Eine Chance für neue Denkansätze
Deshalb entschied sich der Taschenhersteller, am Black Friday nicht mitzumachen – weder online noch im Laden. Und das, obwohl sich der Tag finanziell lohnen würde: «Rein ökonomisch betrachtet könnte man natürlich sagen, dass wir einen ganzen Tagesumsatz weltweit verlieren», so Isenegger. Doch dem Unternehmen ist die Botschaft wichtiger als ein rekordverdächtiger Umsatz. «Während andere vielleicht sagen, das sei ein unnötiger finanzieller Verlust, sehen wir unser Statement mit der Schliessung als Chance. Als Chance, einen Denkanstoss auszulösen, wie wir die Wirtschaft ressourcenschonender gestalten können».
Seit 2019 kann man also bei Freitag am Black Friday online nichts mehr kaufen, nun bleiben zum zweiten mal auch alle Geschäfte zu. Und das sind immerhin weltweit 30 an der Zahl – einer davon in Basel. Aber ein Black Friday ganz ohne Freitag-Taschen wird es dann doch nicht. Das Unternehmen organisiert eine «Black-Friday-Alternative», einen Tausch-Event namens S.W.A.P. (Shopping Without Any Payment). Hier können Menschen mit nicht mehr genutzten Freitag-Produkten zusammenkommen, um diese zu tauschen. Dabei suchen sie quasi nach ihrem perfekten Taschen-Match – ihrer neuen «alten» Liebe.
Auch wenn viele Menschen von dieser deutlichen Gegenposition zum Black Friday begeistert sind, gibt es laut Isenegger auch kritische Stimmen: «Es gibt Kund:innen, die enttäuscht sind, weil sie sich auch beim Freitag-Store Rabatte erhofft haben. Schlussendlich führen jedoch auch die kritischen Stimmen meist zu einem spannenden und wichtigen Dialog.» Ein Dialog, der das Denken und Handeln über Konsum anregen soll.
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skywings2
Sehe ich die Berichte über diesen Freitag : Da lassen sich Massen manipulieren, erliegen dem kompletten Kaufrausch und die Geschäfte reiben sich die Finger. Was ist das bloss für eine im Überfluss lebende Gesellschaft ?
Freddi1985
Super antwort