«El Chapo Basilea» tarnt sich als Früchtehändler und dealt mit Kokain
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Drogenhandel
Basel-Stadt

«El Chapo Basilea» tarnt sich als Früchtehändler und dealt mit Kokain

15.01.2023 18:59 - update 17.01.2023 16:03
Pascal Kamber

Pascal Kamber

Ab Montag wird am Strafgericht ein spektakulärer Fall behandelt. Einem ranghohen kolumbianischen Kartellmitglied wird Drogenhandel und Geldwäscherei vorgeworfen. Der Angeklagte war auch in Basel aktiv – mit einer kreativen Tarnung.

Joaquín Archivaldo Guzmán Loera, genannt «El Chapo», war Führer des Sinaloa-Kartells und meistgesuchter Drogenboss in Mexiko und in den Vereinigten Staaten. Netflix thematisierte das Leben in einer Serie über drei Staffeln.

Nun hat auch Basel seinen «Chapo»: Im Zentrum steht ein spanisch-kolumbianischer Doppelbürger, der seit 2012 am Rheinknie lebt und am Montag vor den Richter treten muss. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Verbrechen nach Betäubungsmittelgesetz (grosse Gesundheitsgefährdung, Bandenmässigkeit und Gewerbsmässigkeit), Geldwäscherei und mehrfache Übertretung des Betäubungsmittelgesetzes vor.

Die Anklageschrift liest sich wie das Drehbuch eines Hollywoodfilms. Bei der Festnahme am 7. April 2021 stellte die Polizei mehrere Smartphones sicher. Anhand der Chatverläufe konnten die Gesetzeshüter zurückverfolgen, wie der Beschuldigte seine Drogengeschäfte unter anderem am Claraplatz in Basel abgewickelt hatte.

Lieferte er Ware an Zwischenhändler, war von Lebensmitteln die Rede: «Fünf Zitronen kosten in der kleinen Limette 250 Franken», oder «Wenn du Kaffee hast, dann bitte starken, denn der, den ich habe, hat eine tiefere Essenz, und sie wollen ihn nicht».

Wenn der Gang zum Coiffeur droht

Laut Anklageschrift wurde das Kokain in Ananas-, Bananen- und Litchilieferungen versteckt per Schiff oder Flugzeug nach Europa, Afrika und Australien geschmuggelt. Die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt geht von acht bis neun Tonnen Kokain aus, bei denen der Beschuldigte mithalf, diese ans Ziel zu bringen.

Auf diese Weise stieg der Einfluss des Beschuldigten im Drogenkartell von Tag zu Tag. In einem Fall etwa wollte er einen Mitspieler, der Probleme bereitete, «zum Frisör» schicken – ihn also umbringen lassen.

Laut Anklageschrift soll der Beschuldigte Teil vom «Clan del Golfo», dem mächtigsten Verbrechersyndikat aus Kolumbien, gewesen sein. Seit 2017 soll er das Kokaingeschäft in Basel geleitet haben.

Lukrative «Kokain-Ranch» in Basel betrieben

Den Transport des Kokains liess der Beschuldigte über seinen Früchtehandel laufen. Für diesen gründete er eigens eine Firma mit Sitz an der Holderstrasse in Basel. Dort findet sich jedoch nur ein weiterer Wohnblock.

Mit dem Flugzeug kam das Kokain in Früchten versteckt nach Frankfurt. Gemäss Staatsanwaltschaft waren davon jeweils 20 bis 50 Kilogramm für den Beschuldigten bestimmt. Diese hat er mit seinen Bandenmitgliedern an der Sandgrubenstrasse in Einzelportionen für den Endkonsum abpacken. Zwecks reibungslosem Ablauf bezog sein Team im Block nebenan eine Wohnung.

Auf diese Weise habe der Beschuldigte gemäss Anklageschrift seit 2014 über 115 Kilogramm Kokain in Basel verkauft. Die Staatsanwaltschaft geht von über 8 Millionen Franken aus, die er mit seiner «Kokain-Ranch» an der Sandgrubenstrasse verdient haben soll.

Für dieses Vergehen muss sich der Beschuldigte ab Montag am Strafgericht Basel-Stadt verantworten. Der Prozess dauert dreieinhalb Tage, das Urteil wird am Freitag erwartet.

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