
Elektro-Reparateur: «Ich bin der technische Seelsorger im Quartier»
Maximilian Karl Fankhauser
Aus Alt mach Neu. Ganz getreu diesem Motto arbeitet Werner Schällmann in seinem Elektro-Reparaturladen. Für ihn ist fast nichts irreparabel, solange es in seine Werkstatt passt.
«So. Das ist der frühere Pegelton des Schweizer Fernsehens gewesen. Ein Kilohertz. Wenn das Testbild gekommen ist, dann war das der Pegel. Ein Kilohertz.» Wer Werner Schällmann zuhört, der merkt: Da hat jemand sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit rund 13 Jahren führt er nun bereits sein Reparaturland am St. Johanns-Ring.
Es ist ein Hobby, das bereits früh gefördert wurde. «Ich habe als kleiner Junge von meinem Götti einen Kosmos Elektrobaukasten erhalten, dann ist noch ein Radiobaukasten dazugekommen.» Auch ein Chemiekasten komplettierte die Sammlung. Der wurde dann aber eher rasch wieder im Kasten verstaut. «Weil ich dort Versuche gemacht habe, die nicht im Buch gestanden haben. Dann hat der Keller einmal geraucht und das Thema Chemie war vorläufig einmal zu Ende», sagt Schällmann und kann sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen.
Der Laden wird zum Selbstläufer
Den grössten Teil seiner Jobkarriere verbringt er dann aber dennoch in der Chemie. Als er seine Stelle als Sicherheitschef beim Nachfolgeunternehmen der Ciba-Geigy kündigt, orientiert sich Schällmann beruflich neu. Und dort kommt ihm das Hobby zugute, dass er auch während seiner Zeit in der Chemie nicht vernachlässigt hat. «Wenn Verwandte und Bekannte elektronische Teile zu reparieren hatten, dann wandten sie sich an mich.» Auch zu Hause habe Schällmann immer alles selbst repariert.
Der Laden wurde zum Selbstläufer. Auftritte in regionalen und auch nationalen Medien, wie zum Beispiel in der Sendung von Kurt Aeschbacher, verhalfen Schällmann, dass er und sein Laden ein integraler Teil im St.-Johanns-Quartier wurden. «Ich will etwas Sinnvolles machen im Leben. Wie eine Krankenschwester oder ein Pfarrer. Ich bin halt der technische Seelsorger im Quartier.» Sein Credo: Nichts ist irreparabel. Schällmann repariert alles, was in seiner Werkstatt Platz hat. «Also alles ausser Autos, Schiffe und Flugzeuge.»
Einer der Letzten der Stadt
Und er ist laut eigener Aussage auch einer der Letzten in der Stadt, der sich solchen Reparaturen annimmt. Er repariert auch die Dinge, bei denen die Grosshändler nur müde lächelnd finden: «Das lohnt sich nicht zu reparieren, kaufen sie sich doch ein neues Gerät.»
Denn seine Kundinnen und Kunden könne er in drei Kategorien einteilen. Die, die kommen, weil es günstiger ist, als bei den Grosshändlern. Die, die weniger Abfall produzieren wollen. Und seine Lieblingskategorie: «Egal was es kostet, reparieren Sie es mir.» Dabei handelt es sich zumeist um Stücke, die einen emotionalen Wert haben.
Sein Wissen gibt Schällmann gerne weiter. Das merkt man an Aussagen wie: «Pass auf, da lernst du gerade noch etwas dabei.» Es sei dennoch schwierig, einen Nachfolger zu finden. Und da er seit letztem Sonntag offiziell Pensionär ist, würde er den Laden auch nicht mehr ewig führen können. «Ende 2026 ist Schluss.» Momentan geniesst er aber seine Arbeit, genauso wie die Betriebsferien, die er gerade abhält. Ab dem 15. August ist er aber wieder für seine Kundschaft vor Ort.
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Baslere56
Ich hätte auch gerne gewusst wo der Laden ist, villeicht noch eine Tel. Nr. dazu ;=)
Marius
Es gibt auch noch die Reparaturwerkstatt in der Markthalle 😉