«Eltern autistischer Kinder trauen sich oft nicht auf den Spielplatz»
©Bild: Telebasel/Julia Schwamborn
Autismus
Basel-Stadt

«Eltern autistischer Kinder trauen sich oft nicht auf den Spielplatz»

21.02.2023 19:21 - update 22.02.2023 09:58

Julia Schwamborn

Fabienne Schenker ist Mutter eines 5-jährigen Jungen mit frühkindlichem Autismus. Um andere Eltern mit ihren autistischen Kindern zu unterstützen, hat sie im Hirzbrunnen einen Quartiertreff ins Leben gerufen.

«Die Eltern trauen sich oftmals einfach nicht, mit ihren autistischen Kindern auf den Spielplatz zu gehen, weil sie halt einfach anders sind», erklärt Fabienne Schenker. Eine generelle Definition von Autismus gebe es nicht. «Wenn du einen Autisten kennst, kennst du einen Autisten. Alle sind unterschiedlich, aber eben: anders», so Fabienne.

Ihr Sohn Raffael werfe zum Beispiel Dinge umher, sei sehr laut oder nehme anderen Kindern unabsichtlich Sachen weg. «Raffael bedient sich einfach, wenn eine Znünibox offen daliegt». Man sehe es ihnen nicht an, dass sie anders sind. Und so komme es dann zu Konflikten, erklärt Fabienne.

«Anstrengend und schlecht erzogen»

Deshalb sei es auch so wichtig, dass es eine Plattform gebe, wo sich Eltern und ihre autistischen Kinder alle paar Wochen treffen könnten. «Wo die Kinder einfach sein können und sich die Eltern mal zurücklehnen und entspannen, ohne dass jemand mit dem Finger zeigt», so Fabienne. «Anstrengend, schlecht erzogen, das sind Sachen, die ich schon tausend Mal gehört habe draussen».

Am Autismus Treff im Quartiertreffpunkt «ELCH» soll man sich hingegen nicht rechtfertigen müssen. Fabienne organisiert ihn zum zweiten Mal. Sie sei vom Quartierzentrum angefragt worden, etwas zum Thema Inklusion und Autismus beizutragen. «Letztes Mal waren 90 Leute dabei», freut sich Fabienne.

Non-verbale Kommunikation

Fabiennes und Raffaels Alltag unterscheidet sich wie Tag und Nacht von jenem anderer Mutter-Kind-Duos. Das beginnt schon bei der Kommunikation, denn Raffael spricht nicht. Im Gegensatz zu neurotypischen Kindern, kann Raffael seine Bedürfnisse nur schwer mitteilen. Gleichzeitig ist es für Fabienne schwierig, ihren Sohn auf den anstehenden Tag vorzubereiten. Deshalb arbeiten die zwei mit Bildchen, die den Tagesablauf abbilden. «Für Raffael sind Strukturen sehr wichtig. Er braucht einen geregelten Tagesablauf», erklärt Fabienne.

16’000 Follower auf Instagram

Weil Raffaels Betreuung ein Full Time Job ist, kann Fabienne nur wenig oder gar nicht arbeiten. «Ich bräuchte einen Job, in dem ich 13 Wochen Ferien hätte. Denn Raffael kann ich in keine Tagesstruktur geben. Niemand nimmt ihn.»

Basel-Stadt könne noch vieles in Sachen Inklusion verbessern, findet Fabienne. Stattdessen hat sie es sich selbst zur Aufgabe gemacht, den Autismus in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Über ihren Instagram-Account klärt sie auf und unterstützt andere Eltern mit autistischen Kindern. «Ich will, dass die Leute uns und die Kinder verstehen. Sie sind anders, aber sie sind so toll, diese Kinder», so Fabienne.

Der Autismus-Treff am 25. Februar sei im Grunde ihre Art, das Engagement vom virtuellen in den echten Raum zu bringen.

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