
EM-Gruppenphase: Eine grosse Überraschung und enttäuschende Top-Teams
Yannick Fuhrer
Die EM-Gruppenphase ist Geschichte. Wer hat überzeugt? Wer hat enttäuscht? Und wer hat für eine Überraschung gesorgt? Unser Fazit zur Vorrunde.
Wer hat überzeugt?
Spanien

Am meisten überzeugt in der Gruppenphase hat das Team von Luis de la Fuente. In der Gruppe mit Italien, Kroatien und Albanien setzten sich die Spanier souverän mit drei Siegen und einem Torverhältnis von 5:0 ohne Probleme als Gruppenerster durch.
Im ersten Spiel überrollten die Spanier Kroatien gleich mit 3:0. Das Spiel darauf gegen Italien ging zwar auf dem Papier nur knapp mit 1:0 zugunsten der Spanier aus. Trotzdem war auf dem Platz teilweise sogar ein Klassenunterschied zu sehen. Alleine 20 zu 4 Torschüsse belegen dies. Somit standen die Spanier bereits nach zwei Spielen als Gruppensieger fest. Anders als ausnahmslos alle anderen Top-Favoriten gewann «La Furia Roja» auch das letzte Gruppenspiel. Das bedeutet, dass die Spanier das einzige Team mit der vollen Punkteausbeute sind.
Deutschland

Gastgeber Deutschland holte sieben von neun Punkten. Im Eröffnungsspiel gegen Schottland zeigten die Deutschen eine 5:1-Machtdemonstration. Auch gegen Ungarn liess man nichts anbrennen und gewann souverän mit 2:0. Die EM-Euphorie wurde damit so richtig entfacht. Mit der Schweiz wartete dann der erste Härtetest auf den Gastgeber. Erst in der Nachspielzeit sicherte sich das Team von Julian Nagelsmann noch einen Punkt und somit den Gruppensieg. Trotz dieser Punkteteilung zeigt sich Deutschland bisher von der besten Seite. Im Viertelfinal kommt es dann vermutlich zum Kräftemessen zwischen Deutschland und Spanien.
Wer hat enttäuscht?
England

Bei den drei Mitfavoriten England, Frankreich und Belgien kann man sich darüber streiten, wer nun am meisten enttäuscht hat. Die Engländer wurden mit fünf Punkten zwar Gruppenerster, starteten gegen Serbien auch früh gut ins Turnier, doch seit der ersten Halbzeit im ersten Spiel scheint bei den Engländern der Wurm drin zu sein. Nach dem 1:0 über die Serben kamen die Engländer gegen Dänemark und Slowenien nicht über ein Unentschieden heraus. Und das mit einem Team, in welchem der beste Bundesliga-Torschütze, der beste Premier-League-Spieler der Saison und der beste La-Liga-Spieler der Saison dabei sind. Gegen die Slowakei braucht es nun eine deutliche Leistungssteigerung.
Frankreich

Auch die Franzosen sind mit fünf Zählern weiter und das mit einem minimalistischen Torverhältnis von 2:1. Dabei erzielten «Les Bleus» keinen Treffer aus dem Spiel heraus. Gegen Österreich gewann man dank eines Eigentors und gegen Polen traf man nur vom Punkt aus und kam dabei nicht über ein 1:1 heraus. Anders als bei den Engländern hat man bei den Franzosen aber das Gefühl, dass sie noch zwei drei Gänge hochschalten können. Und das müssen sie in der K.o.-Phase auch unbedingt tun.
Belgien

Seit Jahren spricht man in Belgien von der «goldenen Generation». Im Jahr 2018 schaffte man es an der WM auch in den Halbfinal. Mehr war aber nie drin. Mittlerweile sind auch die meisten Spieler dieser Generation gar nicht mehr dabei. Und trotzdem haben die Belgier viele neue Topstars, die das Team zu einem der Favoriten machen. Viel hat man davon aber noch nicht gesehen. Nach der Startniederlage gegen die Slowakei gewann man gegen Rumänien zwar relativ souverän mit 2:0. Im letzten Spiel hatten die Belgier aber sogar noch Glück, dass sie ein Remis holten. Das sahen auch die mitgereisten Fans so und buhten die Nationalelf trotz Weiterkommens gnadenlos aus. Vom gefährlichen «Roten Teufel» ist bisher noch überhaupt nichts zu sehen.
Kroatien

Nach dem zweiten Platz an der WM 2018 dachten viele, dass die Kroaten nun abstürzen werden. Doch dies passierte nicht. An der WM 2022 zogen sie wieder bis in den Halbfinal ein und auch in der Nations League kamen sie bis in den Final. An dieser EM konnten sie die hohen Erwartungen aber von Beginn weg nicht erfüllen. Im Startspiel gab es gegen Spanien eine 0:3-Klatsche, danach verspielte man gegen Albanien in letzter Sekunde noch den Sieg und im letzten Spiel gegen Italien verpasste man das Weiterkommen ebenfalls im letzten Moment.
Wer hat überrascht?
Georgien

Die grösste Überraschung an diesem Turnier sind die Georgier. Erst im Elfmeterschiessen setzten sie sich in den Playoffs gegen Griechenland durch und qualifizierten sich so zum ersten Mal überhaupt für eine EM-Endrunde. In der Gruppe mit Portugal, der Türkei und Tschechien waren sie der krasse Aussenseiter.
Aber bereits gegen die Türken zeigten die Georgier, wie stark sie momentan sind, gingen in Führung und spielten bis zum Schluss auf Augenhöhe. Trotzdem setzte es eine Startniederlage ab. Gegen die Tschechen holten sie dann einen wichtigen Punkt – aber auch da wäre sogar noch mehr drin gelegen. Danach ging es im letzten Spiel gegen den Gruppensieger Portugal.
Vor dem Turnier wäre dieses Spiel vermutlich für viele Experten das auf dem Papier eindeutigste Spiel gewesen, nicht aber auf dem Platz. Früh gingen die Georgier durch Superstar Khvicha Kvaratskhelia in Führung und durch einen Elfmeter konnten sie diese Führung sogar ausbauen. Diese 2:0-Führung brachten sie über die Zeit und holten somit ihren ersten EM-Sieg überhaupt. Die vier Punkte bedeuten auch, dass die Georgier nun im Achtelfinal stehen. Dort wartet Top-Favorit Spanien auf die Georgier.
Österreich

Die Österreicher hatten schon vor dem Turnier viele auf der Rechnung. Trotzdem glaubten die wenigsten daran, dass ausgerechnet unser östlicher Nachbar in der Todesgruppe mit Holland, Frankreich und Polen als Gruppensieger herausgeht. Bereits im Startspiel gegen Frankreich zeigte das Team von Ralf Rangnick eine ordentliche Leistung und die Partie ging nur aufgrund eins Eigentors verloren. Den Polen liess man trotz Rückstand keine Chance und im bislang wohl besten Spiel der EM gegen Holland holten die Ösis mit einem 3:2-Erfolg denn Gruppensieg. Für sie könnte es an diesem Turnier weit gehen.
Slowenien

Die Slowenen sind die einzige Mannschaft, die es mit drei Punkten in den Achtelfinal geschafft hat. Das scheint auf den ersten Blick zwar wenig zu sein. Aber immerhin waren sie in der Gruppe mit England, Dänemark und Serbien der krasse Aussenseiter und holten gegen alle jeweils einen Punkt. Gleiches gelang an der EURO 2016 den Portugiesen und die wurden danach Europameister. Und genau gegen dieses Portugal geht es nun für die Slowenen.
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