151 Verletzte nach starkem Erdbeben in Istanbul
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Türkei
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151 Verletzte nach starkem Erdbeben in Istanbul

23.04.2025 12:29 - update 23.04.2025 21:00

Baseljetzt

Die türkische Millionenmetropole Istanbul ist von mehreren Erdbeben erschüttert worden, eines hatte die Stärke 6,2 auf der Richterskala. Den Behörden sind bislang 151 Verletzte bekannt.

In Istanbul werden nach den Erdbeben 151 Verletze behandelt. Sie seien «aus Panik aus der Höhe gesprungen», schrieb das Istanbuler Gouverneursamt auf der Plattform X. Sie schwebten aber nicht in Lebensgefahr. Innenminister Ali Yerlikaya schrieb auf der Plattform X, es gebe bislang keine Kenntnisse über Tote.

Zunächst keine Berichte über Schäden

Laut dem Istanbuler Gouverneursamt gab es zunächst keine Berichte über eingestürzte Gebäude. Die Bürger wurden gebeten, Ruhe zu bewahren und sich beschädigten Gebäuden nicht zu nähern. Der Minister für Verkehr und Infrastruktur, Abdulkadir Uraloğlu, schrieb auf der Plattform X, es seien bei einer ersten Bestandsaufnahme keine Schäden an Strassen, Flughäfen, Zügen und U-Bahnen festgestellt worden.

«Ich spreche unseren Bürgern meine besten Wünsche aus», teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf der Plattform X mit. «Wir beobachten die Situation genau». Innenminister Ali Yerlikaya sprach auf der Plattform X allen Betroffenen sein Mitgefühl aus.

Ruhig bleiben – oder flüchten?

Bis zum Mittwochabend hielten mehr als 120 teils starke Nachbeben die Menschen in Angst und Schrecken. Die Parks und Freiflächen der Stadt füllten sich, Familien mit ihren Kindern und Grosseltern, mit Haustieren in Transportboxen, manche auch mit Notfalltaschen, die etwa eine Decke, Wasser und eine Trillerpfeife enthalten, falls man verschüttet wird. Auf den Strassen bildeten sich lange Staus jener, die die Stadt verliessen, um im Umland zur übernachten – zur Not im Auto.

Denn das ist die grosse Frage: Wohin? Einfach zurück nach Hause? «Das Gebäude ist sicher, macht euch keine Sorgen», ruft ein Teehändler in der Altstadt. Auch Touristen shoppen auf der bekannten Einkaufsstrasse Istiklal, als sei es ein Tag wie jeder andere. Während manche Passanten cool bleiben, können andere sich nicht beruhigen, sie weinen und zittern.

Experten warnen vor möglichem weiteren Beben

Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass ein weiteres starkes Beben folge, sagte der Geologe Okan Tüysüz dem Sender NTV. Das Hauptbeben werde noch kommen, schrieb Erdbebenforscher Naci Görür auf der Plattform X. Im Marmarameer verläuft eine tektonische Plattengrenze.

Experten gehen seit langem davon aus, dass ein Beben rund um die Stärke 7 in Istanbul überfällig ist. Die aktuellen Erschütterungen erhöhten noch die Spannungen, so Görür. Laut türkischem Städtebauminister Murat Kurum gelten 1,5 Millionen Wohnungen und Gewerbeeinheiten als bei einem Erdbeben gefährdet.

Kritik am Katastrophenschutz

Trotzdem gilt die Stadt als schlecht vorbereitet. Schon bald wird Kritik in sozialen Netzwerken laut: Istanbul sei total verbaut, selbst Freiflächen, die eigentlich für solche Notfälle gedacht sind, seien nicht zugänglich, manche sogar mit Zäunen abgeriegelt, heisst es in den Posts.

Die oppositionsnahe Nachrichtenagentur Anka berichtet, die Polizei habe Menschen verjagt, die im zentralen Gezi-Park Zelte aufschlagen wollten, um nicht zurück in ihre Wohnungen zu müssen.

«Es gibt einfach keine Garantie für die Sicherheit der Infrastruktur», sagt eine junge Deutsche, die in der Metropole am Bosporus arbeitet, der dpa. «Die Stadt ist einfach nicht auf Erdbeben vorbereitet, weder hinsichtlich der Bausubstanz noch was die Sicherheitsmassnahmen betrifft.» Eine Warn-SMS beispielsweise hätten viele nicht erhalten, obwohl es ein solches System gibt.

Entsprechend besorgt sind die Bewohner Istanbuls. Manche eilten zu Krankenhäusern, um ihre kranken Angehörigen von dort abzuholen und in Sicherheit zu bringen – samt Krankenbett und Tropf, wie Bilder des Staatssenders TRT zeigten. Andere lassen sich kaum irritieren: Auf einem Video der Nachrichtenagentur DHA ist eine Tierärztin zu sehen, die eine Katze im Kofferraum eines Autos operiert, weil sie zuvor während des Eingriffs vom Beben überrascht worden war.

Erdogan mit Genesungswünschen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach den Betroffenen bei einer Veranstaltung in der Hauptstadt Ankara seine Genesungswünsche aus. Alle staatlichen Institutionen befänden sich derzeit in voller Alarmbereitschaft und verfolgten die Lage genau. Einsatzteams untersuchten die Lage vor Ort «mit grösster Sorgfalt». «Gott sei Dank gibt es momentan keine bedenkliche Lage», sagte Erdogan.

Beben auch in Nachbarländern zu spüren

Das Beben war auch in Teilen des Nachbarlands Griechenland deutlich zu spüren. Vor allem im Nordosten am Grenzfluss Evros zur Türkei hin wurden die Menschen in Angst versetzt, berichteten griechische Medien. Meldungen über die Erdstösse gab es ausserdem von etlichen Ägäisinseln, darunter Chios und Lesbos. Schäden habe es jedoch nicht gegeben.

Auch im nordwestlich angrenzenden Bulgarien wurde das Beben gespürt, am stärksten im südöstlichen Grenzgebiet und in der Region Burgas am Schwarzen Meer, wie das Geophysische Institut in Sofia mitteilte. (sda/jwe/daf)

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