Erdogan punktet in Erdbebenregionen, Kilicdaroglu in der Schweiz
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Erdogan punktet in Erdbebenregionen, Kilicdaroglu in der Schweiz

15.05.2023 21:58

Baseljetzt

Der amtierende Präsident geniesst dort noch immer das Vertrauen. Sein Herausforderer hat dafür in der Schweiz klare Vorteile.

In der türkischen Erdbebenregion hat die Unterstützung für Präsident Recep Tayyip Erdogan kaum nachgelassen. Erdogan gewann laut vorläufigen Angaben bei der Präsidentenwahl in sieben der elf betroffenen Provinzen. Das ging aus Zahlen der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu von Montag hervor. 2018 hatten Menschen in neun der elf Provinzen für ihn gestimmt. In Adana und Hatay hatte Erdogan damals gewonnen, wenn auch nur sehr knapp.

Nach den verheerenden Erdbeben Anfang Februar war ein Sturm der Kritik über die Regierung hereingebrochen. Ihr wurde vorgeworfen, unzureichende Massnahmen im Voraus sowie später zur Bewältigung der Katastrophe getroffen zu haben. Erdogan argumentierte immer wieder, das sei dem Ausmass der Katastrophe geschuldet, nicht aber dem Versagen seiner Regierung.

Verlässliche Zahlen zur Wahlbeteiligung lagen zunächst nicht vor. Laut Regierung haben mehrere Millionen Menschen die Region nach der Katastrophe verlassen. Zur Wahl boten Parteien Wählern etwa kostenlose Transporte zurück in die Regionen an, in denen sie für ihre Stimmabgabe registriert waren.

Abstimmen in Zürich, Bern und Genf

Würde der türkische Staatspräsident nur von in der Schweiz lebenden türkischen Wahlberechtigten bestimmt, hiesse er in den nächsten Jahren Kemal Kilicdaroglu. Der türkische Oppositionskandidat holte bei den in der Schweiz lebenden Türkinnen und Türken 57,6 Prozent der Stimmen, Erdogan 40,3 Prozent.

Das gab die türkische Botschaft in der Schweiz am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bekannt – und sprach von noch provisorischen Resultaten. Der dritte Präsidentschaftskandidat, Sinan Ogan, kam auf 1,4 Prozent der in der Schweiz abgegebenen Stimmen, Muharrem Ince auf 0,7 Prozent. An der Wahl beteiligten sich 56,8 Prozent der rund 106’000 Wahlberechtigten.

An drei Standorten konnten die Türkinnen und Türken ihre Stimme abgeben: Auf der Botschaft in Bern, auf dem Konsulat in Genf und jenem in Zürich. In Genf siegte Erdogan, in Bern und Zürich Kilicdaroglu.

Bei Parlamentswahlen ist Erdogan-Partei vorne

Ein anderes Bild zeigte sich bei den Parlamentswahlen: Erdogans Partei AKP holte 30,4 Prozent der Stimmen der in der Schweiz lebenden türkischen Wahlberechtigten. Auf 26,2 Prozent kam die CHP von Kilicdaroglu und auf 25 Prozent die YSP.

Bei ihr handelt es sich um eine grüne Linkspartei, unter deren Banner die prokurdische Oppositionspartei HDP antrat. Dies wegen eines Verbotsverfahrens. Die anderen Parteien blieben unter zehn Prozent. (sda/maf)

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