Es ist zu kalt: Schweizer Spargel lässt auf sich warten
Leonie Fricker
Vom Schweizer Spargel sieht man noch wenig, während er ennet der Grenze schon seit Anfang April spriesst. Grund für die Verspätung ist das kühle Wetter – dagegen ist man in Deutschland aber eher gewappnet.
In Süddeutschland wird der Spargel schon fleissig gestochen. Bei Susanne Denzer, die mit ihrer Familie den Weingartenhof in Fischingen betreibt, wird schon seit zehn Tagen Spargel gestochen. Ganz anders sieht es in der Region Basel aus.
Zu kalt für den Spargel
Beim «Beeriland» der Familie Wiesner in Bottmingen, einem der grössten Spargelproduzenten in Basel, geht es jetzt erst langsam mit der Ernte los. Der Grund sei das kalte Wetter, wie die Kundschaft auf der Spargel-Hotline des Betriebs erfährt. Hierzulande muss man also noch etwas warten auf das beliebte Gemüse, sofern es aus der Schweiz sein soll.
Denn auch auf dem Spargel-Feld von Hans Ruepp in Biel-Benken sieht man noch kaum Spargel, der aus dem Boden ragt. «Dieses Jahr sind wir spät dran. Normalerweise können wir in der ersten oder zweiten Aprilwoche mit der Ernte anfangen», sagt der Gemüsebauer.
Er baut auf seinen Ackern grünen und neuerdings violetten Spargel an. Wegen des kühlen Wetters kommt er dieses Jahr spät. Hans Ruepp ist jedoch zuversichtlich, dass er in der kommenden Woche mit dem Ernten beginnen kann.
Deutschland setzt mehr auf künstliche Wärme
Woran liegt es, dass ennet der Grenze schon Spargel gestochen wird, man in der Schweiz aber noch warten muss? Simon Schumacher, Geschäftsführer des Verbands der Süddeutschen Spargel- und Erdbeerbauern vermutet, dass es mit sogenannten «Minitunnels» zusammenhängt. Das sind besondere Vorrichtungen, welche die Spargelproduzenten nutzen, um ihre Böden aufzuwärmen. Sie funktionieren auf dem Acker wie eine Art Bodenheizung.
Solche Minitunnels nutzt auch der Familienbetrieb von Susanne Denzer in Fischingen auf einigen der Spargel-Felder. Der Spargel brauche den Wärmeimpuls, damit das Wachstum beginnt. Und wenn dieser auf natürliche Weise nicht oder zu spät kommt, muss die Erde anderweitig aufgewärmt werden.
Deutsche Händler stehen eher unter Druck
Solche Tunnels sind aber nicht gerade günstig. In den grösseren und auf Spargel spezialisierten Betrieben in Deutschland aber häufiger im Einsatz. Diese sind aber auch eher darauf angewiesen als die Schweizer Bauern, die Spargel anbieten. «Schweizer Betriebe sind eher Allrounder. Sie bauen nicht nur Spargel an, sondern auch anderes Obst oder Gemüse. In Deutschland betreiben die grossen Betriebe hingegen eher Ackerbau und haben Spargel und Erdbeeren – mehr aber auch nicht», erklärt Simon Schumacher. Deshalb sei der Druck der deutschen Produzenten auch höher, ihre Abnehmer pünktlich zu beliefern. Und dank der Wärmetunnels ist das auch möglich. In der Schweiz, wo der Spargel eher im Direktverkauf angeboten wird, sei die Kundschaft eher bereit, auch mal geduldig zu sein.
Dass der Spargel auf der Schweizer Seite verspätet ist, könne aber auch an der geografischen Lage, der Nähe zum Rhein oder mit dem Boden zusammenhängen. In ein bis zwei Wochen sollte es dann aber auch in der Schweiz endlich spriessen.
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