Europäische Fledermäuse tragen Corona-Viren in sich
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Virologie
International

Europäische Fledermäuse tragen Corona-Viren in sich

27.06.2023 17:01 - update 27.06.2023 14:38

Baseljetzt

Europäische Fledermausarten beherbergen Corona-Viren. Das zeigen neue genetische Analysen von Fledermauskot in Grossbritannien. Allerdings ist zurzeit keines der identifizierten Viren in der Lage, Menschen zu infizieren.

Das internationale Forschungsteam mit Schweizer Beteiligung fand in Kot-Proben von 16 britischen Fledermausarten neun Coronaviren, wie es in der am Dienstag im renommierten Fachblatt «Nature Communications» veröffentlichten Studie hiess.

Die Forschenden untersuchten im Anschluss das sogenannte Zoonose-Risiko, also ob diese Viren auch überschwappen und Menschen infizieren könnten. Dazu stellten sie «Pseudoviren» her, die zwar das Protein tragen, mit dem das Virus an die Wirtszellen bindet, sich aber nicht vermehren können.

Keines dieser Pseudoviren war in der Lage, Menschen zu infizieren. In einer Probe der Kleinen Hufeisennase, einer Fledermausart, die auch in der Schweiz verbreitet ist, wurde jedoch ein Virus gefunden, das in der Lage war, an das Angiotensin-umwandelnde Enzym 2 (ACE2) zu binden. Das ist der Rezeptor, den das Sars-Cov-2-Virus verwendet, um in menschliche Zellen einzudringen. Allerdings konnte dieses Sarbecovirus nur dann in menschliche Zellen eindringen, wenn es einen Überschuss an ACE2 gab.

Schweizer Fledermäuse

Es gebe keinen Grund zur Annahme, dass Resultate ähnlicher Studien bei Schweizer Fledermäusen anders aussehen würden, sagte Studienleiter Vincent Savolainen vom Imperial College in London auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Auch frühere Studien aus der Schweiz bestätigen dies. So entdeckten Forschende der Universität Zürich 2021 in einer Kolonie von Zweifarbfledermäusen etwa ein Beta-Coronavirus. Auch dieses war nicht in der Lage, Menschen zu infizieren.

Trotz geringem Risiko sei eine Überwachung der Viren notwendig, hiess es in der Studie weiter. Ausserdem plädieren die Forschenden für mehr Schutz von Fledermäusen: «Es ist von entscheidender Bedeutung, die Bemühungen zum Schutz der Fledermäuse fortzusetzen und die Zerstörung von Lebensräumen zu minimieren; letzteres verringert auch die Nähe zwischen Fledermäusen und Menschen», sagte Savolainen. (sda/jwe)

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