
Ex-Beatle Ringo Starr wird 85: «Wir haben gern gefeiert»
Baseljetzt
Vor über 60 Jahren bekam Ringo Starr einen Anruf, der sein Leben veränderte. Mit den Beatles wurde der Schlagzeuger zum Weltstar. Beinahe wäre es anders gekommen. Am Montag feiert Starr seinen 85. Geburtstag.
Eigentlich wollte Ringo Starr seiner britischen Heimat als junger Mann den Rücken kehren. Das war, bevor seine Karriere richtig losging. «Ich habe versucht, nach Amerika auszuwandern, als ich 19 war», sagte Starr der Deutschen Presse-Agentur in London. Grund sei seine grosse Begeisterung für den US-Country- und Blues-Sänger Lightnin’ Hopkins gewesen. Starr, der am 7. Juli 1940 als Richard Starkey geboren wurde, feiert am Montag seinen 85. Geburtstag.
Geduld verloren
Mit einem Freund hatte er bereits die notwendigen Formulare ausgefüllt. «Damit sind wir zur US-Botschaft in Liverpool gegangen. Und die haben uns noch mehr Formulare gegeben!» Der junge Musiker verlor die Geduld. «Wir haben die Formulare einfach zerrissen. Also bin ich nicht nach Amerika gegangen.» Drei Jahre später veränderte ein Anruf von Beatles-Manager Brian Epstein sein Leben für immer.
«Plötzlich klingelt das Telefon und die fragen, ob ich mitmachen will», erzählte der Kultschlagzeuger 2024 im dpa-Interview. Ringo überlegte nicht lange und nahm das Angebot an, Nachfolger des gefeuerten Pete Best zu werden. «Das war die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe.» Man kann nur darüber spekulieren, wie seine Karriere verlaufen wäre, hätte er sich anders entschieden.
Damals kannte er seine zukünftigen Bandkollegen bereits von seinen Auftritten mit der Band Rory Storm & The Hurricanes in Hamburg. «Wir kamen nach Hamburg – und rate mal, wer dort war: die Beatles!», erinnerte sich Starr. Im Kaiserkeller auf der Reeperbahn traten beide Bands regelmässig auf. «Wir waren 20 und haben gern gefeiert, dadurch sind wir uns sehr nahe gekommen.» Mitunter musizierte Starr auch schon mit den Beatles und hinterliess dabei einen bleibenden Eindruck.
Böse Briefe
Der Wechsel verärgerte viele Fans, die den neuen Beatle bei Konzerten ausbuhten und ihm böse Briefe schreiben – quasi der Vorläufer heutiger Hasskommentare bei Social Media. Er habe sich wie ein Fremder in einer falschen Band gefühlt, berichtete Starr später. Doch das Gefühl währte nicht lang, denn nur ein Jahr später brach die Beatlemania aus, die zu einem weltweiten Phänomen wurde.
Der Schlagzeuger übernahm gelegentlich auch den Leadgesang. Mit seinem markanten, etwas flachen und nasalen Bariton prägte er launige und alberne Nummern wie «Yellow Submarine» (auf «Revolver», 1966), «With a Little Help from My Friends» («Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band», 1967) oder «Octopus’s Garden» («Abbey Road», 1969).
Die Meinungen über seine Qualität als Sänger gehen auseinander, aber selbst als Drummer ist der älteste Beatle bis heute nicht unumstritten. Einige halten ihn für überbewertet, andere für einen genialen Taktgeber mit viel Gefühl. Fakt ist: Ringo Starr, der stets eine Sonnenbrille trägt und gern das Peace- oder Victory-Zeichen zeigt, ist längst Kult und hat Fans in allen Generationen.
Solokarriere
Nur rund zehn Jahre blieben die Beatles zusammen. Doch in dieser Zeit prägten sie die Musikgeschichte wie keine andere Band. Nach der Trennung begann Starr eine Solokarriere, deren Höhepunkt das Album «Ringo» (1973) mit den Hits «Photograph» und «You’re Sixteen» war, auf dem die anderen Ex-Beatles als Gastmusiker mitwirkten.
Privat fand er sein Glück mit seiner zweiten Frau Barbara Bach, die fast immer an seiner Seite und bei seinen Konzerten häufig in der ersten Reihe zu sehen ist. Das Model und Ex-Bond-Girl («Der Spion, der mich liebte») lernte Ringo beim Dreh der Komödie «Caveman» (1981) kennen.
«Am Flughafen wurde sie von ihrem damaligen Freund verabschiedet, da habe mich in sie verliebt. Dann haben wir zusammen den Film gedreht, sie hat mich einen Monat lang leiden lassen – und dann sind wir zusammengekommen», erzählt Starr im dpa-Interview. «Und jeden Morgen wache ich auf und denke: ‘Oh, wir sind immer noch zusammen. Schön.'»
Anfang des Jahres hat er sein 21. Album «Look Up» veröffentlicht. Dass er mit 85 noch so aktiv ist und regelmässig mit seiner All-Starr Band tourt, ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass es im Leben des Ex-Beatles etliche berufliche, private und gesundheitliche Rückschläge gab.
Ende der 70er Jahre ging es mit seiner Karriere bergab, als gleich mehrere Alben kommerziell floppten. «Damit muss man einfach leben», sagt er später. Er überlebte einen schweren Autounfall und musste den Tod seines Bandkollegen und Freundes John Lennon verkraften. Sein Alkohol- und Drogenkonsum geriet in den 80er Jahren ausser Kontrolle. Gemeinsam mit Barbara gelang die Entziehungskur.
Brokkoli und Sonnenschein
Seit Jahrzehnten lebt Starr nach eigener Aussage gesund, angeblich isst er zu jeder Mahlzeit Brokkoli – sein Rezept für ein langes Leben. Und vielleicht trägt die kalifornische Sonne auch dazu bei. Das Auswandern in die USA hat mit grosser Verspätung nämlich doch noch geklappt. Seit den frühen 90er Jahren lebt der Junge aus Liverpool überwiegend im sonnigen Beverly Hills bei Los Angeles.
In Beverly Hills steht auch die von ihm gestaltete «Peace and Love»-Statue – eine überlebensgrosse Hand, die das klassische Peace-Zeichen zeigt und eine Art Pilgerstätte für Fans geworden ist. Zu seinem Geburtstag kommt Ringo Starr jedes Jahr selbst vorbei und lädt zum «Peace and Love»-Event. Dazu gibt es Kuchen – und manchmal auch Live-Musik. Im September steht die nächste US-Tournee mit der All-Starr Band an. (sda/jwe)
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Borki74
alles Gute auch für die Zukunft💐🥂
pserratore
Happy Birthday 🥳