
Ex-Obdachloser: Basler Bänkli sind «definitiv unbequem»
Alex Kälin
Wer in Basel nichts hat, hat nicht mal eine Bank, um darauf zu schlafen. Dieser Eindruck entsteht bei einem Rundgang, bei welchem wir Basels Bänke unter die Lupe nehmen. Doch wie viel Absicht steckt dahinter?
«Schlafen ist hier nur sehr schwer möglich», sagt Heiko Schmitz, als er auf einer Bank am Theodorsgraben sitzt. Und er redet aus eigener Erfahrung, Heiko Schmitz war selbst über drei Jahre in Basel obdachlos. «Ich bin in der Anfangszeit immer von Park zu Park gezogen. Dann habe ich einen Schlafplatz auf einem Firmengelände gefunden, wo ich bleiben konnte», so Schmitz.
Heute hat sich Heiko Schmitz wieder gefangen – er hat wieder eine Wohnung und einen Job. Für das Strassenmagazin Surprise macht er Stadtführungen aus der Sicht von Obdachlosen und macht unter anderem auf «defensive Architektur» aufmerksam. Mit dem Ausdruck «defensive Architektur» bezeichnet man Orte, die absichtlich so gestaltet werden, dass sie von gewissen Bevölkerungsgruppen nicht genutzt werden.
Für Schmitz ist die Bank, auf der er gerade sitzt, ein gutes Beispiel für defensive Architektur. Zwei Design-Details würden nämlich verhindern, dass Obdachlose darauf übernachten: Die nach hinten abgeschrägte Sitzfläche, kombiniert mit einer Lücke in der Rückenlehne. «Es ist so viel Zwischenraum, dass man hinten herausfallen kann», so Schmitz.
«Eine abweisende Bank»
Michel Steiner von der Gassenarbeit «Schwarzer Peter» sagt, dass die unbequemen Bänke ein weltweites Phänomen seien. «Wenn man das klassische Modell im öffentlichen Raum in Basel sieht, ist das momentan eigentlich eine abweisende Bank», so der Gassenarbeiter.
Das klassische Modell heisst offiziell «Miramondo la strada». Vor über 20 Jahren hat sie die sogenannte Lausannerbank im Mobiliarkatalog des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt (BVD) als Standardbank abgelöst. Die Rückenlehne der Vorgängerin war aber noch durchgehend.

Die Ausschreibungsunterlagen von damals sind laut Daniel Hofer, Sprecher des Bau- und Verkehrsdepartements (BVD), nicht mehr auffindbar. Doch Hofer versichert, dass der Liegekomfort damals nicht berücksichtigt wurde – weder im positiven, noch im negativen Sinne. «Zuschlagskriterien dürften unter anderem Sitzkomfort, Beständigkeit gegen Witterung sowie Vandalismus und der Preis gewesen sein», so Hofer.
Surprise-Guide Schmitz macht das stutzig: «Ich finde es dann schon komisch, dass die Ausschreibungsunterlagen nicht mehr vorhanden sind». Schmitz ist überzeugt, dass man sich bewusst für Bänke entschieden hat, die sich nicht zum Liegen eignen. Von einer derartigen Mutwilligkeit geht Michel Steiner vom «Schwarzen Peter» nicht aus. «Ich sage jetzt mal im Goodwill: Das wurde wahrscheinlich einfach nicht zu Ende gedacht.»
Keine Änderung in Sicht
Die Standardbank macht zusammen mit der «Historischen Baslerbank» laut BVD 2’000 der Bänke in Basel aus. Doch warum ändert man die Standardbank nicht, wenn man weiss, dass sie abweisend für Obdachlose ist? «Aktuell gibt es keine Vorgabe für uns, Bänke fürs Liegen zu optimieren», sagt Hofer vom Bau- und Verkehrsdepartement.
Doch es ist nicht die einzige Bank, die Randständigen in Basel Rückenschmerzen bereitet. Die ganze Reportage mit Heiko Schmitz findest du hier in der Telebasel-Mediathek.
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gugus
Ich habe diese Reportage bei Telebasel und bei Baseljetzt mehrmals angekuckt und mir meine Gedanken gemacht. Es ist unglaublich, wie Regierungen und Departemente die Bürger belügen, betrügen und über den Tisch ziehen. Und das jeden Tag mit bestem Wissen und Gewissen. Und keiner merkts oder wills merken und schon gar nicht sagen. Die Ausreden, das um den Brei herumreden, das Stackeln, die Atemprobleme, die Wiederholungen. Ganz klar: Hier wird wieder einmal mehr NICHT mit offenen Karten gespielt. Hauptsache die Obdachlosen sind alle schön von der Oberfläche verbannt. Die Asylanten kriegen ja die Wohnungen, die die Regierung anmietet. Die eigenen Bürger sollen selber gucken wo sie bleiben.
akjo
Die Basler Regierung soll geschieder Wohnungen an den CH Obdachlosen geben anstatt die jenigen die Asyl suchen in der CH.
Dann habe jch das Gefühl das meine Steuern richtig verteilt werden…
gugus
Für die eigenen Landsleute hatten die Regierungen NOCH NIE Geld. Nur für Asylanten ohne Ende, Auslandprojekte in Milliardenhöhe und sinnloses “verlochen” von Millionen.
Mazeffect
Der im Bericht ist aber kein Schweizer…
wie schon geschrieben…die Bänkli in Lörrach sind sicher bequemer 😉
Humor ist wenn man trotzdem lacht.