Ist der Fachkräftemangel eine Chance für Ü50-Arbeitssuchende in Basel?
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Arbeitslosigkeit
Basel-Stadt

Ist der Fachkräftemangel eine Chance für Ü50-Arbeitssuchende in Basel?

17.01.2023 18:01 - update 19.01.2023 14:16
Michel Schultheiss

Michel Schultheiss

Zurzeit belastet der Mangel an Arbeitskräften viele Branchen. Zudem ist die Arbeitslosenquote in beiden Basel tief. Dies hat Konsequenzen für Arbeitssuchende im fortgeschrittenen Alter.

So manche Bewerbung ist verschickt, doch es hagelt Absagen. Dieses Problem kennen so manche Arbeitslose, wenn sie nicht mehr die Jüngsten sind und die Beiträge an die Pensionskasse steigen. Saskia Schenker, Direktorin des Arbeitgeberverbands Region Basel ist zuversichtlich, dass sich dieses Problem lösen wird. «Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gerade in der heutigen Situation geben alles, um ihre Stellen zu besetzen, auch mit älteren Personen».

Zu einem anderen Schluss kommt hingegen Pierre Bayerdörfer. Mit dem Verein Workfair 50+ betreut er Personen bei dieser Altersgruppe bei der Stellensuche. Die Entwicklung sei erfreulich für Leute zwischen 45 und 55, die nun mehr Chancen bei Bewerbungen hätten. «Aber für die Leute über 55 und vor allem über 60 ist es immer noch eine sehr schwere Situation», so Bayerdörfer. «Wir stellen im Moment fest, dass es im Niedriglohnbereich Möglichkeiten gibt, sich Arbeit zu beschaffen», sagt Bayerdörfer. Bei den Führungskräften beobachte er bereits wieder einen Rückgang.

Ausgesteuerte verschwinden vom RAV-Radar

Gemäss Angaben der Arbeitsämter beider Basel ist die Ü50-Gruppe nicht überdurchschnittlich vertreten bei den Arbeitslosenzahlen. Wie Pierre Bayerdörfer erklärt, müsse man aber noch diejenigen im Auge behalten, die ausgesteuert und daher nicht mehr auf dem Radar der Arbeitsvermittlung seien. Wie die Zahlen des Staatssekretariat für Wirtschaft zeigen, wurden in der Schweiz (Stand Oktober 2022) letztes Jahr pro Monat rund 2’500 Personen ausgesteuert. Gerade hier seien viele Personen über 45 betroffen, sagt Bayerdörfer. Wichtig sei es, gerade diese Leute nicht in die Sozialhilfe abdriften zu lassen, sondern sie noch während der Arbeitslosenversicherung zurück ins Berufsleben holen zu können.

Stephan Walliser, HR Schweiz beim Versicherungskonzern Baloise, ist jedoch optimistisch, dass sich die Arbeitsmarktsituation für die Ü50-Personen verbessern wird. «Wenn es passt, sollte das Alter keine Rolle spielen. Hier wird ein massives Umdenken stattfinden, wenn man die demographische Entwicklung anschaut, sonst findet man die Leute gar nicht», sagt Walliser. Daher wolle Baloise Anreize für diese Altersgruppe schaffen. So sei etwa Teilzeitarbeit ohne Einbussen bei der Pensionskasse möglich. Ob das auch für kleinere Firmen möglich ist, sei dahingestellt. Dies räumt auch Walliser ein: «Ich bin mir bewusst, dass wir uns hier in einer bevorzugten Lage befinden, nicht jedes Unternehmen kann sich das leisten. Man bekommt aber etwas zurück, indem man die wertvolle Arbeitserfahrung noch länger im Unternehmen halten kann».

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