Fast die Hälfte der Schweizer Wälder ist unnatürlich
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Schweiz

Fast die Hälfte der Schweizer Wälder ist unnatürlich

13.03.2023 16:53 - update 13.03.2023 16:54

Baseljetzt

Die Zusammensetzung der Baumarten ist in 45 Prozent der Schweizer Wälder unnatürlich. Das macht sie anfälliger bei Stürmen und Schädlingen.

Eine neue Studie im Fachblatt «Forest Ecology and Management» lässt aufhorchen: Fast die Hälfte der einheimischen Wälder haben eine unnatürliche Zusammensetzung der Baumarten.

Den höchsten Anteil an unnatürlichen Wäldern fanden die Forscherinnen und Forscher der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) im Mittelland. «Von Natur aus würde das Mittelland von Laubwäldern dominiert», erklärt der Erstautor der Studie, Daniel Scherrer. Seit dem 19. Jahrhundert seien im Zuge der Holzproduktion aber im grossen Stil Nadelhölzer, hauptsächlich Fichten, angepflanzt worden.

Der höchste Anteil natürlicher Wälder in der Schweiz ist in Höhenlagen zwischen 1400 und 1700 Metern über Meer zu finden. Dort dominieren die beiden wirtschaftlich wichtigsten Nadelbäume, die Fichten und Weisstannen, von Natur aus die Bestände.

Störanfällige Fichten im Mittelland

Die als natürlich eingestuften Wälder waren dabei deutlich weniger störanfällig als die unnatürlichen. Besonders störanfällig sind den Angaben zufolge die Fichtenwälder im Mittelland. Da Fichten natürlicherweise nicht in so tiefen Lagen wie dem Mittelland vorkommen, macht ihnen die Hitze mehr zu schaffen als anderen Baumarten.

«Borkenkäfer befallen die bereits gestressten Bäume sehr erfolgreich», erklärt Scherrer. Zudem profitieren die Schädlinge laut der Studie von den warmen Tieflandbedingungen, die mehrere Insektengenerationen pro Jahr ermöglichen.

Ein Wandel ist im Gang

Mit der Klimaerwärmung werde dieser Stress bei den Fichten noch zunehmen, hiess es. Es sei deshalb wichtig, die Wälder wieder natürlicher zu gestalten. «Dieser Wandel ist durchaus schon im Gang», sagt Scherrer. Die historischen Fichtenaufforstungen werden langsam wieder in Laubwälder umgewandelt.

Wegen der Langlebigkeit der Bäume und des langsamen Regenerationsprozesses dauert dies jedoch Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. Zudem werden Fichten auch heute noch genutzt. Die Fichte ist nach wie vor die wichtigste Holzart in der Schweiz.

Immerhin: Der Anteil natürlicher oder naturnaher Wälder ist in der Schweiz laut der Studie höher als der Anteil in Deutschland (36 Prozent) oder Österreich (25 Prozent). (sda/mal)

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