FCB-Frust nach Platzverweis: «Wir wissen alle nicht genau, wann es eine Rote Karte gibt»
Florian Vögeli
Der FC Basel spielt im letzten Auswärtsspiel des Jahres gegen St. Gallen 1:1 und gibt damit die Tabellenführung ab. Nicht das Sportliche, sondern der Schiedsrichter steht im Fokus. Der grosse Streitpunkt: Der Platzverweis gegen den FCB.
Dabei hätte es genügend Anlass zur sportlichen Kritik gegeben. Nach dem knappen Sieg im Schweizer Cup wollte der FCB eine Leistungssteigerung zeigen. Doch weit gefehlt. In der ersten Halbzeit kamen die Basler nicht in Fahrt. Zwar sind die Basler mehrheitlich in Ballbesitz. Doch in der entscheidenden Zone bleiben sie blass.
Ärgerlicher Gegentreffer
St. Gallen zeigte sich zielstrebiger und geht fünf Minuten vor der Pause in Führung. Nach einem Einwurf wird der Verteidiger der Ostschweizer zum Stürmer und versenkt den Ball im Basler Tor. Für FCB-Trainer Fabio Celestini ist es der erste Frust an diesem Sonntagabend. «Genau solche Einwurfsituationen haben wir im Training geübt. Umso ärgerlicher ist es, dass wir so ein Tor kassieren», erklärt Celestini an der Medienkonferenz.
Nach der Pause kommt der FCB besser aus der Kabine. Auch dank Umstellungen. Dominik Schmid (angeschlagen) und Marin Soticek erwischen keinen guten Tag und werden durch Moussa Cissé und Benié Traoré ersetzt. Sie bringen Schwung ins Basler Spiel. In der 59. Minute liegt dann auch der Ball im St. Galler Tor, doch der Schiedsrichter entscheidet auf Abseits. Dies, weil Kevin Carlos beim Schuss von Traoré den St. Galler Torhüter im Abseits stehend berührt.
In der 70. Minute überschlagen sich die Ereignisse. Traoré grätscht in den Ball und schickt Anton Kade auf die Reise, der den Ausgleich erzielt. Doch der Treffer zählt nicht. Der VAR greift ein und stellt fest, dass Traoré bei der Grätsche zwar zuerst den Ball spielt, dann aber mit offener Sohle das Bein seines Gegenspielers trifft. Schiedsrichter Lionel Tschudi entscheidet nach Ansicht der Bilder auf kein Tor und schickt Traoré mit Rot in die Kabine.
«Was soll er machen?»
Für St. Gallen-Trainer Enrico Maassen ist das eine klare Rote Karte. Diese Situation erinnerte aber stark an eine ähnliche Aktion. In der vergangenen Saison traf St. Gallens Captain Lukas Görtler nach einer Flanke seinen Gegenspieler mit offener Sohle und flog vom Platz. Für den FCSG damals eine klare Fehlentscheidung. Ähnlich sieht es nun der FCB bei seinem Platzverweis.
Beide Situationen hätten nicht rot sein müssen, wenn es nach Celestini gegangen wäre: «Sie können mir sagen, was sie wollen. Ich spiele seit 17 Jahren Fussball. In so einer Situation kann er nicht mehr bremsen. Was soll er machen? Gar nicht in den Zweikampf gehen? Und dann laufen wir noch in einen Konter. Nein, das geht nicht. Ich akzeptiere die Entscheidung. Aber für mich sind das keine roten Karten.» Er wisse nicht, ob die Regel falsch sei oder ob der Schiedsrichter mehr Fingerspitzengefühl zeigen müsse.
Tabellenführung verloren
Auch die Spieler verstehen die Welt nicht mehr, weil Traoré eindeutig zuerst den Ball spielt. «Für mich war das keine Rote Karte», sagt zum Beispiel Leon Avdullahu. Er selbst hätte zuvor mit Rot vom Platz fliegen können, weil er seinen Gegenspieler im Zweikampf mit offener Sohle trifft, ohne den Ball zu spielen. «Es sollte immer gleich bewertet werden. Mal ist es ein Platzverweis, mal nicht. Wir wissen alle nicht genau, wann es Rot ist und wann nicht», erklärt der Mittelfeldmotor.
Doch der FCB stemmt sich in Unterzahl gegen die Niederlage und beweist Moral. Und Kade macht das, was er schon im Cup am Mittwoch gemacht hat. Kurz vor Schluss zieht er aus der Distanz ab und trifft zum Ausgleich. In der Schlussphase wird es hektisch. Beide Mannschaften kommen noch einmal gefährlich vor das Tor. Ein weiterer Treffer will aber nicht mehr fallen.
So trennen sich der FCB und St. Gallen mit 1:1. Die Basler verlieren damit zwar nicht das Spiel, aber die Tabellenführung. Nun steht in einer Woche das letzte Spiel des Jahres an. Zuhause empfängt der FCB die Grasshoppers – ohne den gesperrten Traoré.
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