Der FCB flüchtet vom tristen Ligaalltag in die heitere Conference League. Aber auch auf der Reise nach Florenz fliegt immer noch der emotionale Klassiker mit. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Der Frust über den Klassiker sitzt beim FCB noch immer tief. Die Basler verloren nicht nur das Spiel, sondern mit den Tätlichkeiten auch ihre Nerven. Über allem dominiert aber das Thema Schiedsrichter.

So auch bei Heiko Vogel am Mittwochmittag vor dem Abflug nach Florenz: «Es war doch klar, dass in so einem Spiel die Emotionen dann hochkochen und eskalieren. Aber es beginnt mit einer solchen Entscheidung.» Er spricht damit den Fehlentscheid zum Elfmeter an.

«Der VAR verarscht uns!»

Dass die Medien dann auch über die sinnfreien Tätlichkeiten berichten müssen, ist auch Vogel klar. «Wir geben den Anlass dazu. Und da finde ich, dass wir alle dazugehören. Ich möchte solche Szenen im Fussballstadion nicht. Da haben die Schiedsrichter definitiv ihre Verantwortung, aber ich weiss nicht, ob sie sich dessen so bewusst sind.»

Mit der Entschuldigung der Schiedsrichter kann Vogel nicht viel anfangen: «Sie haben sich die letzten vier Mal hingestellt und sich entschuldigt. Das bringt mir leider nichts. Die Punkte sind weg, egal wie oft sie sich entschuldigen.» Mit mehr Distanz äussert sich Captain Fabian Frei: «So ist der Fussball. Man darf auch Fehler machen. Die Personen sind hingestanden und haben es zugegeben. Nun sind wir auf dem Weg an ein internationales Spiel. Wenigstens für die nächsten drei Tage ist das Geschehene vergessen.»

Vogels Ärger gilt vor allem dem VAR. Auf die Frage, wieso der FCB in einem europäischen Halbfinal steht, gleichzeitig in der Liga aber enttäuscht, sagt Vogel blitzschnell: «Weil da der VAR besser ist.» Danach gibt er aber eine ausführlichere Antwort. «Jetzt ernsthaft. Es ist emotional und mental nicht immer ganz so leicht, diesen Spagat zwischen Liga und Europa zu schaffen. Aber ich denke definitiv, dass wenn uns in der Liga die Punkte dazugezählt werden würde, die wir wegen dem VAR verloren haben, dass wir diese Frage nicht immer gestellt bekommen würden. Dann wären wir nämlich im Soll.»

Spielt Frei bereits morgen wieder?

Schon zu oft sei der FCB durch den VAR benachteiligt worden. Er habe auch keine Lust mehr, jedes Mal zu sagen, dass es schwierig sei und die Spieler mental bereit sein müssen. Deswegen sagt Vogel jetzt: «Der VAR verarscht uns, fertig aus!» Wie der Interimstrainer dürften auch seine Spieler vom Wochenende noch verärgert sein. Die Verarbeitung der Vorkommnisse im Klassiker hat gleich am Montagmorgen begonnen, so Vogel: «Wir haben die Dinge klar angesprochen. Wir haben klar gesagt, dass das Vorgefallene am Sonntag nie wieder vorkommen darf und dass es eine Schwächung für uns ist. Die Jungs wissen das und damit ist das abgehakt. Wir brauchen die Energie für morgen.»

Frei hatte nicht das Gefühl, dass der emotionale Klassiker die Mannschaft komplett auseinandergenommen hat. «Diejenigen Personen, welchen die Sicherungen ein bisschen durchbrannten, wissen es. Sie sind auch hingestanden und haben gesagt, dass es ein Fehler war. Egal ob bei uns, bei den Schiedsrichtern oder bei allen, Fehler passieren. Deswegen finde ich, dass nun genug darüber diskutiert wurde. Nun müssen wir uns auf den Halbfinal konzentrieren.»

Frei und Vogel sind sich nicht einig, ob dieser Frust vom Sonntag dem Spiel morgen guttun kann. Der Captain glaubt daran: «Er kann uns helfen. Wenn wir es schaffen, den Frust in positive Energie umzuwandeln, dann glaube ich, dass sehr viel Energie auf den Platz kommt. Aber diese Garantie gibt es nicht. Die Mannschaft will aber eine Reaktion zeigen. Und in einem europäischen Halbfinal werden wir sowieso bis in die Fingerspitzen motiviert sein.» Vogel hingegen warnt: «Frust darf es nicht sein. Morgen brauchen wir Mut und Überzeugung. Emotional brauchen wir die Jungs aber nicht einzustellen, weil sie hoch motiviert sind.»

Bis auf Sergio Lopez sind alle Spieler auf der Reise nach Florenz dabei. Besonders erfreulich: Fabian Frei ist nicht nur als emotionale und erfahrene Stütze mitgereist. Er werde auch das Abschlusstraining mitmachen und entsprechend sogar für einen Einsatz am Donnerstagabend in Frage kommen.