Felssturzgefahr beim Schlössli Schönegg – «enormes Schadenpotential»
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Stadt Luzern
Schweiz

Felssturzgefahr beim Schlössli Schönegg – «enormes Schadenpotential»

13.09.2024 13:02

Baseljetzt

Ein instabiler, rund 5500 Kubikmeter grosser Fels bedroht vier Wohnhäuser und die Zufahrtsgleise zum Bahnhof Luzern. Die Stadt hat deswegen ein Überwachungs- und Alarmierungssystem installiert.

Die Bauarbeiten beim Schlössli Schönegg haben laut Stadt Luzern nichts mit dem drohenden Felssturz im Gebiet Gütsch zu tun. Die im Fels festgestellte Kluft sei viel mehr ein «Kind der Eiszeit».

Spalten und Kluften wie diese kämen in der Region Luzern immer wieder vor, sagte Geologe Beat Keller an der Medienorientierung vom Freitagvormittag. Diese entstanden in der Eiszeit, als sich der Reussgletscher zurückbildete. Durch Glück habe man die Kluft aber während der Bauarbeiten Mitte August entdecken können.

Beurteilungen des 13’000 Tonnen schweren Felsbrockens zeigten, dass dieser sehr sensitiv auf Veränderungen reagiert. Daraufhin wurden die Bauarbeiten beim Schlössli eingestellt. Als Sofortmassnahme wurde ein automatisiertes Alarmierungssystem installiert.

Notschlafstelle und Wohnungen betroffen

Am 12. September zeigten neue Analysen, dass sich die Felsmasse jederzeit ohne Vorwarnung lösen könnte. In der direkten Gefahrenzone liegen der Gütschweg, das SBB-Portal des Gütschtunnels, talseitige Parkplätze sowie das Schlössli Schönegg. Dieses drohe zwar nicht hinabzustürzen, sondern lediglich beschädigt zu werden, hiess es.

Auch die Notschlafstelle sowie vier Wohnhäuser sind betroffen. Jedoch nur die bergseitig liegenden Wohnungen, wie Keller betonte. Die Stadt informierte einen Grossteil der Anwohner an einer Veranstaltung am Donnerstagabend über die Gefahr. Die Anwohner, die nicht erreicht werden konnten, sollen im Laufe des heutigen Tages informiert werden. Ihnen wird der permanente Aufenthalt in ihren Wohnungen verboten. Wie viele Personen genau betroffen sind, ist laut Keller unklar. Es handle sich um schätzungsweise 20 bis 25 Personen.

1.6 Millionen Franken für Sicherung

Als Sofortmassnahme werden am Freitagnachmittag Stahlpalisaden mit einem Helikopter eingeflogen, informierte Beda Müller, Bereichsleiter Siedlungsentwässerung und Naturgefahren der Stadt Luzern. Diese sollen die Gefahr reduzieren und das Schadenspotential im Ereignisfall mildern.

Die langfristigen Felssicherungsmassnahmen starten Ende September und dauern voraussichtlich bis Ende Jahr, sagte Keller. Konkret soll die absturzgefährdete Felspartie mit verankerten Betonriegel und Spritzbetonwänden gesichert werden. Zusätzlich soll sie mit einem Bodennetz abgedeckt werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 1,6 Millionen Franken.

Da die Umsetzung der Massnahmen seine Zeit beansprucht, wurde ein Alarmierungskonzept für den Ereignisfall erarbeitet. Mit dem Überwachungs- und Alarmierungssystem werden Bewegungen der Felsmasse gemessen. Werden kritische Bewegungen wahrgenommen, wird ein Alarm ausgelöst und die Anwohnenden mit Warnleuchten und -hörnern auf die Gefahr aufmerksam gemacht.

Ersatz-Konzepte für Bahnhof

Auch die SBB-Bahnlinie beim Gütschtunnel wird im Ereignisfall automatisch gesperrt. Bei dieser handelt es sich um die Hauptzufahrt zum Bahnhof Luzern. Auf Anfrage der Keystone-SDA erklärte die Medienstelle der SBB: «Die SBB beobachtet die Lage genau und ist in engem Austausch mit den zuständigen Stellen bei der Stadt Luzern». Es existieren laut SBB Ersatz-Konzepte für den Bahnhof Luzern, welche bei Bedarf an die Situation angepasst und umgesetzt werden könnten.

Zuletzt herrschte im Gebiet Gütsch beim Sagenmattquartier im Januar 2016 Felssturzgefahr. Eine rund 20 Meter hohe Felspartie sei innert weniger Stunden rund 1,5 Millimeter in Bewegung geraten, hiess es damals. Es bestand die Gefahr, dass sich ein Felsbrocken lösen und auf die Siedlung niedergehen könnte. 125 Bewohner eines Wohnblockes wurden sicherheitshalber evakuiert. Laut Keller hätte die damalige Situation jedoch nichts mit der Situation heute zu tun. (sda/mhu)

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