Flugzeugabsturz in Brasilien: Stimmenrekorder gefunden
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Flugzeugabsturz in Brasilien: Stimmenrekorder gefunden

10.08.2024 12:42

Baseljetzt

Im Bundesstaat São Paulo ist ein Flugzeug mit 61 Menschen an Bord in ein Wohngebiet gestürzt. Kein Insasse überlebte. Am Boden wurde niemand verletzt. Die Abklärungen sind am Laufen.

Ein Flugzeug mit 61 Menschen an Bord ist in ein Wohngebiet der Stadt Vinhedo im brasilianischen Bundesstaat São Paulo abgestürzt. Kein Insasse hat den Absturz am frühen Freitagnachmittag (Ortszeit) überlebt, wie die Stadtverwaltung der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Laut Fluggesellschaft VoePass waren 57 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder an Bord. Zunächst hatte die Airline 58 Passagiere angegeben und dies nach ein paar Stunden korrigiert.

Das Flugzeug war von der Stadt Cascavel im Bundesstaat Paraná in Richtung Guarulhos in São Paulo unterwegs. Der Flughafen São Paulo–Guarulhos ist der grösste Flughafen Brasiliens. Erst vor rund 19 Monaten kamen in Nepal beim Absturz des gleichen Flugzeugtyps ebenfalls Dutzende Menschen ums Leben.

Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bat bei einer Veranstaltung im Süden des Landes die Anwesenden, eine Schweigeminute einzulegen. «Eine sehr traurige Nachricht. Mein ganzes Mitgefühl gilt den Familien und Freunden der Opfer», teilte Lula auf der Plattform X mit.

Flugzeug stürzt auf ein Grundstück in einer Wohnanlage

Das Nachrichtenportal «G1» berichtete unter Berufung auf Behörden in Vinhedo, das Flugzeug sei in einer Wohnsiedlung in der Nähe eines Hauses abgestürzt, in dem sich Bewohner befanden. Am Boden sei aber niemand verletzt worden.

Eine Anwohnerin, die ein Video des brennenden Flugzeugs gemacht hat, sagte im Fernsehsender UOL: «Ich habe noch nie in meinem Leben einen so lauten Knall gehört.»

4’000 Höhenmeter in weniger als einer Minute

Die Feuerwehr ist nach eigenen Angaben mit Rettungsteams vor Ort. Krankenhäuser in Vinhedo waren in besonderer Bereitschaft. Neben der Feuerwehr seien auch der Zivilschutz und die Polizei im Einsatz, berichtete «G1».

Auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie ein Flugzeug ins Trudeln kam und vom Himmel fiel. Dichter Rauch stieg anschliessend auf. Daten der Plattform Flightradar 24 legen nahe, dass das Flugzeug in weniger als einer Minute um fast 4’000 Höhenmeter absackte.

Der Gouverneur von São Paulo, Tarcísio de Freitas, sagte: «Meine Solidarität gilt allen Opfern und den von dieser Tragödie Betroffenen.» Er versprach alle notwendige Unterstützung.

Eisbildung als mögliche Absturzursache

Die Bundespolizei hat eine Untersuchung des Unfalls eingeleitet. Im Haus eines Bewohners der geschlossenen Wohnanlage, in der sich die Tragödie ereignete, richtete die Polizei eine Art Krisenstab ein, wie «G1» berichtete.

Als mögliche Unglücksursache erwägen Experten auch eine Bildung von Eis auf den Flügeln – damit verwandele sich ein Flugzeug in «einen Stein ohne Auftrieb», schrieb etwa das brasilianische Nachrichtenportal Uol. Demnach gab es für den Ort des Absturzes eine Warnung vor Eisbildung. Andere Experten schlossen nicht aus, dass nicht nur eine Ursache den Absturz ausgelöst habe. Stimmenrekorder zeichnen die Gespräche im Cockpit auf, Datenrekorder die Flugdaten.

Erinnerungen an Chapecoense

Der Unfall gehört dem Nachrichtenportal «UOL» zufolge zu den tödlichsten in der Geschichte der brasilianischen Luftfahrt.

In Erinnerung ist vielen etwa ein Absturz vom 28. November 2016, als das Flugzeug des brasilianischen Fussball-Clubs Chapecoense auf dem Weg nach Medellín zum Final-Hinspiel um die Copa Sudamericana, dem Südamerika-Pokal, in Kolumbien verunglückte. Damals starben 71 Menschen, darunter fast alle Spieler sowie Betreuer, Trainer und mitreisende Journalisten. Sechs Passagiere überlebten.

Die Unglücksmaschine vom Freitag war ein Turboprop-Passagierflugzeug vom Typ ATR 72. Das Modell ist ein Schulterdecker des französisch-italienischen Konsortiums Avions de Transport Régional. Im Januar 2023 starben beim Absturz einer ATR 72-500, die sich in Nepal im Landeanflug auf den Pakhora International Airport befand, 72 Insassen, darunter vier Besatzungsmitglieder. (sda/maf)

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10.08.2024 15:45

spalen

schrecklich

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