
Fortschritte im Kampf gegen Aids und HIV stagnieren
Baseljetzt
Im Kampf gegen HIV und Aids gibt es grosse Erfolge. Dennoch sind die Vereinten Nationen (Uno) weit vom Ziel entfernt, die Krankheit bis 2030 weitgehend zu besiegen. Weltweit betrachtet, stagnieren die Zahlen.
Finanzkürzungen und eine zunehmende Diskriminierung einiger Menschengruppen gefährdeten das Ziel, warnte das Uno-Programm für die Bekämpfung der Immunschwäche-Krankheit Aids (Unaids), zum Start der Welt-Aids-Konferenz in München.
Wenn die Verantwortlichen jetzt die Mittel aufstocken und unter anderem die Rechte von besonders betroffenen Gruppen schützen, könne das Ziel noch erreicht werden. Zu diesen Gruppen zählen Männer, die Sex mit Männern haben, Transgender-Menschen, intravenös Drogenkonsumierende und Sexarbeitende, hiess es in einer Zusammenfassung des Berichts.
Mehr Tote in Osteuropa und Zentralasien
Die HIV-Neuinfektionen gingen laut Unaids seit 2010 weltweit um 39 Prozent und im östlichen und südlichen Afrika sogar um 59 zurück. In drei Regionen der Welt sei die Zahl der HIV-Neuinfektionen jedoch gestiegen: Betroffen sind Lateinamerika sowie die Region Naher Osten und Nordafrika, vor allem aber die Region Osteuropa und Zentralasien.
In letzterer scheine angesichts politischer und finanzieller Herausforderungen die HIV-Bekämpfung gefährlich aus der Bahn zu geraten. Es ist weltweit die einzige Region, in der auch die Todeszahlen steigen.
Im vergangenen Jahr steckten sich nach Daten von Unaids rund 1,3 Millionen Menschen neu mit dem Virus an. Als Zwischenziel sollten die jährlichen Neuinfektionen bis 2025 auf unter 370’000 gesenkt werden. 2023 lag die Zahl aber immer noch 3,5-mal so hoch.
Die Zahl der Todesfälle war mit 630’000 zwar nur noch halb so hoch wie noch 2010. Weiter stirbt jede Minute jedoch weltweit ein Mensch an den Folgen von Aids. Die Welt sei nicht auf Kurs, um das Zwischenziel für 2025 zu erreichen und die Aids-bedingten Todesfälle auf unter 250’000 zu reduzieren.
Stabilisierung erwartet
Die Uno wollen Neuinfektionen und Aids-assoziierte Todesfälle von 2010 bis 2030 um über 90 Prozent senken. Die Entscheidungen, die Staats- und Regierungschefs in diesem Jahr treffen, werden laut Unaids darüber bestimmen, ob dieses Ziel erreicht werde und Aids bis zum Jahr 2030 damit nicht mehr als Bedrohung für die öffentliche Gesundheit angesehen werden müsse.
Dem Report zufolge könnte sich die Zahl der mit HIV Lebenden, die eine lebenslange Behandlung benötigen, bis 2050 auf etwa 29 Millionen stabilisieren, wenn die Staats- und Regierungschefs jetzt die notwendigen und entschlossenen Massnahmen ergreifen. Es werde deutlich höhere Kosten verursachen, wenn Aids nicht entsprechend bekämpft werde.
Jeder Vierte ohne Zugang zu Medikamenten
Würden nicht die richtigen Entscheidungen getroffen, werde einer Studie zufolge die Zahl der Menschen, die lebenslange Unterstützung benötigen, auf 46 Millionen steigen, gegenüber 39,9 Millionen im Jahr 2023.
Noch immer hat fast jeder vierte Betroffene keinen Zugang zu lebensrettenden Medikamenten – die auch eine Weiterverbreitung des Virus verhindern. Ausgerechnet Kinder sind erheblich benachteiligt: Haben von den Infizierten ab 15 Jahren 77 Prozent Zugang, so sind es bei den Kindern bis 14 Jahren nur 57 Prozent.
Finanzielle Mittel fehlen
Die Verwendung von Kondomen bleibe die wirksamste und kostengünstigste Methode zur HIV-Prävention, jedoch werden sie Experten zufolge immer weniger genutzt. Der Zugang zu Mitteln zur Prävention von Infektionen sei ausser in wohlhabenden Ländern gering.
Die globalen Finanzmittel für den Kampf gegen HIV in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen gehen laut Unaids zurück. 2023 sanken sie im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 19,8 Milliarden US-Dollar (18,2 Milliarden Euro). Sie lagen damit um 9,5 Milliarden unter dem bis 2025 benötigten Betrag von 29,3 Milliarden US-Dollar. Die inländische Finanzierung in ärmeren Ländern werde auch durch die Schuldenkrise eingeschränkt und verringerte sich von 2022 auf 2023 um sechs Prozent. (sda/amu)
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