Fünf Ex-Polizisten nach Tod eines Schwarzen angeklagt
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Fünf Ex-Polizisten nach Tod eines Schwarzen angeklagt

27.01.2023 10:11 - update 27.01.2023 14:29

Baseljetzt

Fünf Ex-Polizisten sind in Zusammenhang mit dem Tod von Tyre Nichols am 7. Januar in den USA angeklagt worden. Der Fall reiht sich in eine lange Liste ein.

Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA bleibt ein Dauerthema. Der Tod des 29-jährigen Tyre Nichols am 7. Januar im US-Bundesstaat Tennessee bei einer Verkehrskontrolle hat für die fünf beteiligten Polizisten nach der Entlassung nun auch juristische Konsequenzen. Die Männer – ebenfalls Schwarze – wurden am Donnerstag wegen Mordes zweiten Grades und anderer Verbrechen angeklagt, wie Bezirksstaatsanwalt Steve Mulroy bei einer Pressekonferenz mitteilte.

Minutenlang zusammengeschlagen

Staatsanwalt Mulroy sagte, die Polizisten hätten beim Tod des 29 Jahre alten Tyre Nichols unterschiedliche Rollen gehabt. «Sie sind aber alle dafür verantwortlich.» Der Mann war am 7. Januar von der Polizei wegen «rücksichtslosen Fahrens» angehalten worden. Einem Anwalt der Familie zufolge wurde er dann minutenlang zusammengeschlagen. Drei Tage später starb Nichols im Krankenhaus. Die fünf beteiligten Beamten wurden am Mittwoch aus dem Dienst entlassen. Inzwischen wurden sie nach Medienberichten festgenommen.

«Abscheuliche» Aufnahmen

Die Polizei hatte erklärt, dass es zu einer «Konfrontation» gekommen sei, nachdem der 29-Jährige gestoppt worden sei. Er sei dann zu Fuss geflüchtet. Dabei habe es eine weiteren «Konfrontation» gegeben. Memphis’ Polizeichefin Cerelyn Davis zeigte sich nun schockiert. «Dieser Vorfall war abscheulich, rücksichtslos und unmenschlich», sagte sie. «Das ist nicht bloss professionelles Versagen. Dies ist ein Versagen grundlegender Menschlichkeit gegenüber einer anderen Person.» Dies werde in dem Videomaterial deutlich.

Anwälte der Familie beschrieben die Aufnahmen als «abscheulich». Die Polizisten setzten demnach auch einen Elektro-Taser sowie Pfefferspray gegen Nichols ein und fesselten ihn. Der 29-Jährige erlitt nach einer von der Familie in Auftrag gegebenen Autopsie starke Blutungen durch heftige Schläge. Nichols hatte nach Angaben der Familie für einen Kurierdienst gearbeitet und war Vater eines vier Jahre alten Sohnes.

«Amerikaner verdienen ein Justizsystem, das seinem Namen gerecht wird»

US-Präsident Joe Biden sprach der Familie am Donnerstag sein Beileid aus. Er rief dazu auf, bei Demonstrationen friedlich zu bleiben. Entrüstung sei verständlich, aber Gewalt niemals akzeptabel.

Vizepräsidentin Kamala Harris schrieb auf Twitter, die Familie und die Menschen in Memphis verdienten es, dass der Fall aufgeklärt und Verantwortung übernommen werde. «Und alle Amerikaner verdienen ein Justizsystem, das seinem Namen gerecht wird.»

Erinnerungen an den Fall Rodney King

Die Anwälte prangerten rassistisches Vorgehen der US-Polizei gegen Schwarze im Land an und erinnerten an den Fall Rodney King: Der Afroamerikaner wurde 1991 in Los Angeles nach einer Verfolgungsjagd von der Polizei brutal zusammenschlagen. Der Freispruch der Beamten führte damals zu Unruhen mit Dutzenden Toten. King selbst starb 2012.

In den USA kommt es regelmässig zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend dafür steht der Fall George Floyd: Der Afroamerikaner wurde im Mai 2020 bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis getötet. Einer der Polizisten sass Floyd mit dem Knie so lange im Nacken, bis er keine Luft mehr bekam. Auch dieser Fall führte zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. (sda/fra)

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