Fünf Stunden in der Wagner-Oper? So war’s für die Anfängerin
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Die Walküre
Basel-Stadt

Fünf Stunden in der Wagner-Oper? So war’s für die Anfängerin

17.09.2023 17:28 - update 18.09.2023 09:57
Larissa Bucher

Larissa Bucher

Der zweite Teil der «Ring»-Saga von Richard Wagner feierte am Samstagabend Premiere im Theater Basel. «Die Walküre» soll für Jung und Alt sowie auch Opernlaien geeignet sein. Ist es das? Ein Erfahrungsbericht.

Wenn ich an Opern denke, kommt mir sofort die berühmte Szene aus dem Film «Pretty Woman» in den Sinn. Julia Roberts ist überwältigt von der prachtvollen Oper und kann während «dammi tu, forza, o cielo» ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Dass mein erster Abend in der Oper, oder genauer gesagt im Theater Basel, nicht so ablaufen würde, war mir klar. Schliesslich musste ich ja auch auf die Begleitung von Richard Gere verzichten.

Auf was hab ich mich hier eingelassen?

Über Richard Wagner oder seine «Ring»-Saga wusste ich im Vorfeld meines Opernbesuchs nicht viel. Nur so viel: Die Saga dauert insgesamt 16 Stunden, ist in vier Stücke aufgeteilt und handelt von einer Götterfamilie. Ausserdem stand ich Wagner als Person, wie die meisten Leute heutzutage, kritisch gegenüber. Aber man soll die Kunstschaffenden ja bekanntlich von ihrer Kunst trennen können – also ging ich mit einer offenen Haltung in die Vorstellung.

Richard Wagners «Ring»-Saga

 «Der Ring» von Richard Wagner besteht aus vier Teilen: «Das Rheingold», «Die Walküre», «Siegfried» und «Götterdämmerung». Zusammen kommen die Stücke auf eine Spielzeit von 16 Stunden. Geschrieben wurde es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und handelt verfolgt die Geschichte einer Götterfamilie über mehrere Generationen.

Vor mir lag nun der zweite Teil der Saga, «Walküre», der knapp fünf Stunden dauert. «Wagner ist lang, laut und anspruchsvoll», wurde mir im Vorfeld von allen Seiten gesagt. Ehrlich gesagt, machte mir die Vorstellung dieser Oper ein wenig Angst. «Zum Glück gibt es zwei Pausen», dachte ich zu Beginn. Dann, nach einer kurzen Ansprache von Regisseur und Intendant Benedikt von Peter, erloschen die Lichter. Mein Puls wurde schneller und mir wurde erneut bewusst, dass ich keine Ahnung hatte, auf was ich mich hier eingelassen hatte. Immerhin war ich angenehm überrascht, dass ich nicht die einzige Person unter 50 Jahre im Publikum war. Das überraschte mich und stimmte mich zuversichtlich. Der Vorhang hob sich und der erste Akt begann.

Was passiert hier eigentlich?

Um ehrlich zu sein, war ich zunächst komplett überfordert von dem, was auf der Bühne geschah. Ich konnte nicht genau herausfinden, wen alle diese Figuren darstellen sollten, oder welcher Handlung ich folgte. Um ehrlich zu sein, hatte ich den ersten Teil der Saga leider verpasst und musste mich auf mein Wissen aus einem YouTube-Video mit dem Titel «Wagners Ring – In 5 Minuten zusammengefasst» verlassen. Das einzige, was ich in diesem Moment verstand: Die Musik von Wagner war mächtig und das Talent der Sänger:innen überwältigend. Also beschloss ich, mich vollständig auf die emotionale Wirkung der Musik einzulassen.

Dazu las ich die Untertitel, die über der Bühne eingeblendet waren. Vom eigentlichen Text der Oper hab ich nämlich so gut wie nichts verstanden. An dieser Stelle möchte ich einen Tipp geben, besonders an diejenigen, die die Handlung verstehen möchten: Ignoriert die deutschen Untertitel und konzentriert euch stattdessen auf die englischen (sofern ihr sie versteht). Sie sind nämlich viel verständlicher und nicht in einer Version der deutschen Sprache aus dem 19. Jahrhundert geschrieben. Auf diese Weise könnt ihr euch besser auf die meiner Meinung nach eher schwer verständliche Handlung konzentrieren.

Zu Beginn musste ich mich erst einmal an die Welt der Oper gewöhnen. Es ist schliesslich keine alltägliche Erfahrung. Dazu fühlte ich mich etwas fehl am Platz. Doch mit der Zeit wurde ich von der Handlung gefesselt. Ich vergass sogar die Zeit, was bei einem fünf Stunden dauernden Stück definitiv von Vorteil ist. Es ist aber auch ein Beweis für die Faszination dieser Oper, die auch jemanden ohne Vorkenntnisse einholt.

Das Fazit…

Die Oper dauerte mehrere Stunden, und ehrlich gesagt, ich war froh, als sie zu Ende war. Es war zweifellos eine unvergessliche Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Ein bisschen hat sie mich auch dazu inspiriert, mich weiter mit der Welt der Oper auseinanderzusetzen. Allerdings bin ich mir immer noch nicht sicher, ob dies wirklich meine Art von Kunstform ist. «Die Walküre» mag zweifellos ein Meisterwerk sein, aber es hat auch meine Vorbehalte gegenüber der Oper nicht vollständig ausgeräumt. Vielleicht muss ich einfach noch mehr Zeit und Geduld aufbringen, um sie besser zu verstehen.

Mein Fazit: Thumbs up! Im Sinne einer professionellen Opernkritikerin kann ich natürlich absolut nichts zur Qualität der Aufführung sagen. Da kenne ich mich selbstverständlich viel zu wenig aus. Persönlich war ich jedoch fasziniert von der Musik und dem Talent aller, die mitwirkten. Trotzdem: Beim nächsten Mal versuche ich es vielleicht Mal mit einer etwas kürzeren Oper.

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Kommentare

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17.09.2023 15:47

Wormsi66

Wo kann man sich denn die Oper leihen? Oder meinten Sie Opernlaien 😉

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