Fussballkulturbar Didi Offensiv wird zehn Jahre alt: Das Herzensprojekt am Erasmusplatz
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Jubiläum
Basel-Stadt

Fussballkulturbar Didi Offensiv wird zehn Jahre alt: Das Herzensprojekt am Erasmusplatz

13.10.2024 12:08 - update 13.10.2024 12:18
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Wieso die Bar viel mehr als Fussball ist, den Bezug zu den Wurzeln der schönsten Nebensache der Welt aber noch immer bewusst in den Vordergrund stellt. Ein Rückblick über ein Jahrzehnt Didi Offensiv mit Raphael und Benedikt Pfister.

Mai 1994. Sechs Jahre nach dem Fall in die Unterklassigkeit schafft der FC Basel den langersehnten Aufstieg in die Nationalliga A. Der Macher des Erfolgs: Claude «Didi» Andrey. Von den Fans erhält der sehr defensiv orientierte Trainer den Liebevollen Spitznamen Didi Offensiv. Und dass sein Name auch bis heute in den Köpfen und Herzen der Baslerinnen und Basler einen Platz hat, ist mitunter eine Fussballkulturbar mitverantwortlich.

Fussballkulturbar Didi Offensiv wird zehn Jahre alt: Das Herzensprojekt am Erasmusplatz
Raphi (l.) und Beni (r.) mit Namensgeber Claude «Didi» Andrey. Bild: zVg

Denn vor zehn Jahren entsteht am Erasmusplatz die Kulturbar Didi Offensiv, die in diesem Monat Geburtstag feiert. «Ich hätte zu Beginn nie gedacht, dass es diese Perspektive gibt, dass wir nach zehn Jahren noch hier sind», sagt Mitbegründer Benedikt Pfister. Ein Herzensprojekt, das ist es heute wie damals, findet auch sein Bruder Raphael, der mit ihm gemeinsam die Bar führt. «Ein grosser Faktor, der hier mitspielt, ist auch die Demut.» Im Gespräch mit den Beiden wird rasch klar, wie viel ihnen an ihrem Didi liegt.

Die Kultur als wichtiger Bestandteil der Fussballbar

Schon von Anfang an ist den beiden klar, dass das Didi nicht einfach eine Beiz sein soll, «in der man nur Fussball schaut und ein paar Bier trinkt.» Deswegen wird es auch klar als Fussballkulturbar deklariert. Denn neben den FCB-, Bundesliga- und Schweizer-Nati-Spielen findet bald einmal das erste Fussballquiz statt. Ein Pubquiz in Form einer Powerpoint-Präsentation, das schnell auf weitere Schwerpunkte erweitert wird. «Die Leute haben uns relativ früh gesagt, dass es zu nerdig wird, wenn es nur um Fussball geht«, sagt Raphi. Mittlerweile gibt es im Didi Offensiv immer wieder Allgemeinwissen-, Musik-, Film- und Polit-Quizzes. Auch das Fussballquiz erfreue sich noch immer grosser Beliebtheit.

Fussballkulturbar Didi Offensiv wird zehn Jahre alt: Das Herzensprojekt am Erasmusplatz
Die Didi-Offensiv-Gründer: Katherine Wildman, Benedikt Pfister, Raphael Pfister (v.l.n.r). Bild: zVg

Auch von der Corona-Pandemie bleibt das Didi Offensiv nicht verschont. «Dort mussten wir uns schon ernsthafte Gedanken machen, wie es weitergeht», sagt Beni. Ein guter Einfall hilft den Brüdern durch diese schwierige Zeit. Während eines Jahres veranstalten sie jeden Freitagabend ein Onlinepubquiz. Exklusiv dafür richtet ein befreundeter Tontechniker ein kleines Fernsehstudio im Didi ein. Trotz Benis anfänglichen Zweifeln wird die Aktion zum vollen Erfolg: Zu Höchstzeiten melden sich 236 Teams an, 1000 Personen verfolgen das Quiz im Youtube-Livestream.

Zeitzeugen, wohin das Auge reicht

Eine Zeit, von der das Didi Offensiv noch heute profitiert. «Vor der Pandemie fand das Allgemeinwissenquiz an einem Abend im Monat statt», erzählt Raphi. Mittlerweile sind drei Abende monatlich fast komplett ausgebucht. Auch hier zeigt sich, dass es im Didi Offensiv eben um mehr, als nur Fussball schauen geht.

Neben der Pubquiz-Reihe finden im Didi Offensiv auch allerlei Events statt. Von Architektur-Podien über Ausstellungen und Lesungen, bis hin zum halbjährlichen FCB-Rückblick mit BaZ-Sportchef Oliver Gut und bz-FCB-Redaktor Christoph Kieslich.

Für die Brüder ist es wichtig, bei den Fussballwurzeln zu bleiben. Das merkt man schon nur, wenn man einen Fuss ins Didi Offensiv setzt. Erinnerungsstücke und Fanartikel, wohin das Auge reicht: Eine persönliche Widmung des FC Basel, ein kleines T-Shirt-Museum oder auch schon nur die Bar und Decke, die mit allerlei Fussballartikeln aus mehreren Jahrzehnten zugekleistert ist. «Mein Lieblingsstück ist dieser Brief von Liverpool-Fans, die nach dem Europa-League Final 2016 in Basel die Nacht durchgemacht haben, danach unbedingt noch zu uns wollten und sich ein paar Tage später für die Gastfreundschaft bedankten», erklärt Beni das eingerahmte Stück hinter der Bar.

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Beni und der eingerahmte Brief der Liverpool-Fans. Bild: Baseljetzt

Wo Freud und Leid nahe beieinander liegen

Raphis liebstes Objekt ist mit einer schmerzhaften Erinnerung verbunden: «Die Stimmung im Didi beim Sieg im Conference-League-Halbfinalspiel in Florenz war ausgelassen. So etwas habe ich fast noch nie erlebt», sagt er mit leuchtenden Augen und zeigt auf den unterschrieben Ball in der Vitrine. Dieser stammt nämlich vom schmerzhaften Ausscheiden im Rückspiel und ist eine Leihgabe eines Stammgastes. Ein Sinnbild für die Emotionen, die man im Didi Offensiv an einem Abend durchleben kann.

Fussballkulturbar Didi Offensiv wird zehn Jahre alt: Das Herzensprojekt am Erasmusplatz
Freud und Leid liegen manchmal so nahe beieinander: Der offizielle Matchball des Conference-League-Halbfinals in Basel gegen Florenz, Raphis Lieblingsstück. Bild: Baseljetzt

Wer ins Didi kommt, der fühlt sich einfach willkommen. Das Publikum, es ist ein sehr heterogenes. «Das bestätigt uns auch in unserer Arbeit», findet Beni. Denn wo zu Beginn vermehrt die Freundinnen und Freunde der Pfister-Brüder sitzen, nehmen heute allerlei Leute Platz. «Von der Seniorin bis hin zum 20-jährigen – ich meine: der war erst zehn Jahre alt, als wir das Didi eröffnet haben», findet Beni. Es ist eine Visitenkarte, die sich die Brüder erarbeitet haben.

Auch das Team hat sich im Wandel der Zeit verändert. Am Anfang der Ära Didi Offensiv stehen hauptsächlich die Brüder und Mitbegründerin Katherine Wildman hinter der Bar. «Mittlerweile haben wir ein fixes Barteam von fünf Leuten und einen erweiterten Kreis von Leuten, die immer wieder Schichten übernehmen», sagt Raphi. Sowohl beim Team, als auch bei den Gästen habe ein Generationenwechsel stattgefunden.

Die Didi-DNA verinnerlicht

Das schöne daran: «Diese Menschen haben die Didi-DNA verinnerlicht und tragen diesen Geist nach aussen.» Zudem sei es auch eine grosse Entlastung, Beni arbeitet hauptberuflich als Historiker und Raphi als Lehrer.

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Raphi steht nicht mehr so oft wie zu Beginn an der Bar. Dafür haben sie ein Team, «dem wir voll vertrauen können». Bild: Baseljetzt

Das Didi Offensiv bedeutet Heimat für Für die Gebrüder Pfister. «Das ist dein Baby und du wirst daran hängen.» Diese Worte werden ihnen von einem guten Freund an der Eröffnung mitgegeben. Worte, die sich auch heute noch 1:1 bestätigen. «Es hat sich zu einem eigenen Kind entwickelt, worin sehr viel Herzblut steckt. Im Moment könnte ich mir nicht vorstellen, ohne zu sein.» Raphis Aussage wird von Benis unterstrichen: «Wenn ich an die vielen Menschen denke, die ich durch das Didi kennen und gern haben gelernt habe, dann ist das ein unvorstellbarer Mehrwert auf der menschlichen Ebene.»

Ob wir mit den Gebrüdern Pfister in zehn Jahren wieder gemeinsam am Stammtisch sitzen und übers Didi Offensiv philosophieren werden? «Ja», ist die Antwort von beiden. In welcher Funktion, das lassen sie aber offen. Denn wer in der Fussballkulturbar ein und aus geht, der kann sie sich ohne die Beiden nur schwer vorstellen. Und genau so geht es auch ihnen, wie Beni schön unterstreicht: «Ich hatte 36 Jahre zuvor auch ein gutes Leben, aber diese zehn Jahre waren so intensiv, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass es einmal eine Zeit ohne Didi gegeben hat.»

Das Didi Offensiv feiert seinen Geburtstag mit mehreren Events. Am 12. und 13. November gibt es einen «augenzwinkernd – humorvollen» Rückblick mit Kabarettist Roland Suter. Und am 29. November wird das 30-Jahr-Jubiläum der Aufstiegsmannschaft von 1994 mit einem Racletteessen gefeiert.

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Kommentare

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14.10.2024 06:17

pserratore

Häppi Börsdei🥳👍

0 0
13.10.2024 18:54

Thomy

Sympathisch die Geschwister Pfister immer gute Ideen wie s Mami und dr Babbe
weiter viel Erfolg euch allen

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