Fussballvereine in der Region schlagen Alarm: Es fehlt der Platz zum Spielen
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Fussballvereine in der Region schlagen Alarm: Es fehlt der Platz zum Spielen

18.10.2023 06:09 - update 02.11.2023 21:57
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Jährlich wollen mehr und mehr Kinder Fussball spielen. Aber: Der Platz fehlt, die Wartelisten sind lang. Vor allem in Basel-Stadt und der Agglomeration ist das ein grosses Problem.

Anlauf. Schuss. Und Tor. So einfach ist Fussball. Nicht von ungefähr kommt es, dass er seit Jahren der Einstiegssport Nummer eins ist in der Nordwestschweiz. Nicht einmal mehr vom Erfolg des FCB ist es abhängig, dass viele Jungen und Mädchen in der Region mit dem Kicken beginnen wollen.

Doch wo viele hin wollen, da braucht es auch Platz. Platz, der in und um Basel immer weniger wird. Baslejetzt liegen die neuen Zahlen des Fussballverbandes Nordwestschweiz (FVNWS) vor. Diese zeigen deutlich: Nur noch ein Drittel der Vereine im Verband können Juniorinnen und Junioren aufnehmen.

In den Kategorien G (bis sechs Jahre), F (7./8. Lebensjahr), E (9./10. Lebensjahr) und D (11./12. Lebensjahr) führen viele Vereine Wartelisten. Diese beinhalten bis zu 25 Kinder pro Altersklasse, ein Verein hat gar zwischen 26 und 50 Kinder, die darauf warten, in einer Mannschaft zu spielen.

180 Kinder auf der Warteliste

Die Gründe dafür sind schnell eruiert: Sie sind personeller und infrastruktureller Natur. An ersterer Problematik sei man bereits länger dran sagt Alain Burger, Leiter Fussballentwicklung beim FVNWS. «Wir bilden Trainerinnen und Trainer aus, die sich dann in den Vereinen um die entsprechenden Mannschaften kümmern können.» Zusätzlicher Vorteil hierbei: Die Auszubildenden erhalten noch eine «Jugend & Sport» (J&S)- Ausbildung dazu.

Das zweite Sorgenkind ist tiefergreifend. Vor allem in der Stadt und der Agglomeration können die Vereine kaum mehr Kinder aufnehmen. Denn dort, in diesen Ballungsgebieten, sei die Nachfrage extrem gross. «Wir platzen aus allen Nähten», sagt zum Beispiel Marco Giani, Präsident des SC Binningen. «Momentan haben wir einen Aufnahmestopp.» 700 Junior:innen, 40 Mannschaften, der grösste Verein in der Nordwestschweiz. «Und mit zwei Plätzen und einem Ausweichfeld haben wir einfach zu wenig Platz.»

Für Kinder, die eigentlich auf der Warteliste sind, führt der SC Binningen jeden Mittwochnachmittag ein Training durch. «Das sind aber mittlerweile 180 Kinder. Und die wollen alle in einen Verein.»

Es fehlen Kunstrasenplätze

Samuel Baader, Präsident des FC Gelterkinden gibt sich bei dieser Thematik viel zufriedener. «Wir haben so viele Teams wie noch nie angemeldet. Zwar haben wir eine Warteliste, aber ich bin überzeugt, dass wir bis zum Ende der Hinrunde für alle Kinder einen Platz finden werden.»

Ähnlich gestaltet sich die Situation beim BSC Old Boys. Dort seien vor allem die Wintermonate hart, sagt Präsident Christian Schmid. «Wir haben nur einen Kunstrasenplatz. Bei so vielen Junioren- und Aktivmannschaften wirds für uns sehr eng.»

Ihm missfalle zusätzlich, dass das Stadion Schützenmatte für viel Geld saniert werden solle, bevor neue Kunstrasenflächen in Betracht gezogen werden. «Ich habe auch mit Leuten aus der Politik gesprochen. In Basel sollen rund sieben Kunstrasen fehlen.» Wenn er im nahen Ausland schauen würde, gäbe es überall genug davon. Auch in Zürich oder Bern seien solche Probleme nicht Vorhanden. Dass nun auf dem Rankhof ein neuer Kunstrasen entstehen solle, sei zwar ein Anfang. «Aber ein solcher Platz für so viele Teams reicht einfach nicht», stellt Schmid klar.

Kontinuierliche Zunahme

Laut Burger brauche es bei dieser Thematik vor allem etwas. «Geduld.» Denn Plätze können nicht einfach von heute auf morgen gebaut werden. Die Rolle des Verbandes sei hierbei aber auch wichtig. «Wir haben die Aufgabe, die Behörden auf diese Umstände aufmerksam zu machen.» Dies müsse immer wieder mit Nachdruck geschehen. «Denn die Zunahme an fussballbegeisterten Kindern ist kontinuierlich», sagt Burger. Was klar ist: «Wir brauchen unbedingt mehr Infrastrukturen in der Region.»

Das gehe nicht einfach so von heute auf morgen, sagt auch Steve Beutler, Leiter des Sportamts Basel-Stadt im punkt6 thema auf Telebasel und verweist auf die verschiedenen Prozesse, Bewilligungen und Bauphasen, die ein solches Unterfangen mit sich bringt. Verschlafen habe man die Entwicklung im Fussball sicher nicht. Man habe dieses Wachstum grösstenteils auffangen können, sei sich aber auch der Warteschlangen bewusst.

Über den Boom, den der Frauen- und Mädchenfussball mit sich bringt, freut sich Beutler sehr. «Auch deswegen versuchen wir, die Belegungsplanung und die Nutzung der Zeitfenster weiterhin zu optimieren.» Man müsse sich also auch überlegen vermehrt mit nicht so beliebten Trainingszeiten vorlieb zu nehmen. «Da müssen wir ausloten, was möglich ist.»

Kaum Platz für neue Anlagen

Zudem seien auch Überlegungen vorhanden, weitere Sport- und Rasenflächen zu nutzen. «Gerade wenn ich an G- und F-Junioren denke. Da brauchen wir prinzipiell kein normiertes Feld und können kleinere Rasenflächen nutzen.» Dies sei sicher eine weitere Stossrichtung, die das Sportamt Basel-Stadt verfolgen werde.

Ihm sei bewusst, dass der Platz irgendwann einmal ausgereizt sei. «Aber bis wir neue Infrastrukturen bauen, müssen wir die Optimierung der vorhandenen vollzogen haben.» Denn wie in allen anderen städtischen Gebieten seien die Bauflächen in Basel eine Rarität. «Man hat in Basel kaum Platz für neue Fussballanlagen. Respektive ist man mit vielen anderen in der Konkurrenz,», sagt Beutler. Der Auftrag des Sportamtes sei es, in diesen Diskussionen den Bedarf an Sportplätzen zu deklarieren.

Für Beutler ist klar: Es braucht alle Player, um diese Themen angehen zu können. Politik, Behörden und Vereine müssen also zusammenspannen.

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Kommentare

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18.10.2023 14:33

Scottiscott

Das passt, zu wenig Platz zum Trainieren, aber dann den Landhof Umbauen. So nicht.

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