Gina Folly in Basel: Fotografien über die grossen Fragen
©Quelle: Emanuel Rossetti
Gegenwartskunst
Basel-Stadt

Gina Folly in Basel: Fotografien über die grossen Fragen

05.05.2023 06:57 - update 10.05.2023 10:32

Brendan Bühler

Gina Folly hat den Manor Kunstpreis 2023 gewonnen. Nun hat sie ihre erste Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst. Die Fotografin verhandelt die grossen Fragen des Lebens.

Die Bänke stechen als erstes ins Auge. Knallgelb, Grün oder Violett. Was alle vereint: das Markenlogo der noch Filmhersteller, etwa Kodak oder Fujifilm. Ein unüblicher Anblick. Die Inspiration kommt aus Japan, doch der Reihe nach.

Autofokus heisst die Ausstellung im Gegenwartsmuseum des Kunstmuseums Basel. Die Wahlbaslerin Gina Folly stellt aus. Folly gewann den Manor Kunstpreis Basel 2023. «Es ist sehr eine schöne Anerkennung für meine Arbeit», sagt Folley. Mit dem Preis einher geht auch ein guter Batzen, was der Künstlerin einen grösseren Fokus auf ihre Kunst-Tätigkeit erlaubt.

Gina Folly in Basel: Fotografien über die grossen Fragen
Die Künsterlin Gina Folly. Bild:Reto Schmid

Zwei Kernthemen behandelt Folly in der Ausstellung: ‘Gebrauchtwerden’ und ‘in Gebrauch sein’. Mittels Analog-Fotografie betrachtet die Künstlerin die Themen. Während einiger Zeit begleitete sie Mitglieder des Vereins Quasitutto. Der Verein bietet kleine Dienstleistungen von Renter:innen an. Lampen montieren etwa.

Alte auf dem Abstellgleis

«Zuerst muss man Karriere machen», sagt Folly und fügt an: «Dann wird man pensioniert und ausgemustert.» Für die Künstlerin ist klar: Das ist der falsche Weg. Es sei doch viel schöner, wenn man auch weitermachen könne. Zu sehen sind Rentner:innen bei diversen Tätigkeiten – als Teil der Gesellschaft. Nicht auf dem Abstellgleis.

Folly fotografierte ihre Protagonist:innen analog. Also so, wie es vor zwanzig Jahren noch üblich war. Die Aufnahmen entstanden in engem Raum und ohne externes Licht. Die Fotografin griff deshalb auf einen Film mit hoher Empfindlichkeit zurück: Portra 800 von Kodak, der gerade wegen seiner Farbpalette von Filmfans noch heute bejubelt wird.

Die Liebe zur analogen Fotografie zeigt sich auch an den eingangs erwähnten Bänken. Die Markenlogos: Allesamt von Filmproduzenten, die noch heute die schwarzen Kapseln herstellen. Rollei, Cinestill und eben Kodak. Hier schliesst sich dann auch den Bogen zu den Fotografien.

Banke von gestern?

Die Bänke seien auch ein Symbol für den Stellenwert der analogen Fotografie in der Gesellschaft. Ähnlich, wie bei den pensionierten Menschen. Abseits, ausrangiert. Gleizeitig verweisen die Bänke auch auf eine der wenigen Tätigkeiten, die älteren Menschen im Ruhestand noch zugestanden wird. Warten und die Zeit absitzen.

Kuratorin ist Alice Wilke. Sie sagt: «Die Fotografie wird aus mehreren Blickwinkeln verhandelt.» Wilke fügt begeistert an: «Das Grundthema der Ausstellung, die Frage nach dem gebraucht werden und dem in Gebrauch sein, sind grundlegende, existenzielle Bedürfnisse.»

Die Vernissage findet am Freitag, 5. Mai, statt. Die Ausstellung läuft bis am 1.10.2023.

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