Guterres eröffnet 60. Münchner Sicherheitskonferenz
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UNO-Generalsekretär
International

Guterres eröffnet 60. Münchner Sicherheitskonferenz

16.02.2024 06:42 - update 16.02.2024 09:31

Baseljetzt

Rund 50 Staats- und Regierungschefs auf engstem Raum, drei Tage Zeit und viele schwierige Themen: Die Münchner Sicherheitskonferenz hat es auch diesmal wieder mit einer düsteren Weltlage zu tun.

Dass Guterres die Konferenz eröffnet, ist ein Statement. Konferenzleiter Christoph Heusgen erhofft sich davon einen Blick über die aktuellen Konflikte hinaus. «Bei all den Krisen fragen wir: Wo ist der Silberstreif am Horizont.» Dass der UN-Chef als Auftaktredner ausgewählt wurde, dürfte nicht allen gefallen, vor allem in der israelischen Delegation.

In den vergangenen Monaten hatte der Portugiese die israelische Militäroperation gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen wegen der aus seiner Sicht inakzeptabel hohen Zahl getöteter Zivilisten und der dramatischen humanitären Folgen scharf kritisiert und sich vehement für einen Waffenstillstand eingesetzt. Damit gibt er zwar die Haltung eines grossen Teils der UN-Vollversammlung wieder. Der frühere israelische Aussenminister Eli Cohen nannte seine Amtszeit aber daraufhin eine «Gefahr für den Weltfrieden».

Selenskyj, Scholz und Harris auch anwesend

Der spektakulärste Gast ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er will erstmals seit dem russischen Angriff auf sein Land nach München kommen. Seine Anwesenheit ist wichtiger denn je für die Ukraine. Denn die Allianz seiner Verbündeten droht zu bröckeln. Die US-Delegation wird von US-Vizepräsidentin Harris und Aussenminister Antony Blinken angeführt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) redet am Samstag in München. Aus seinem Kabinett werden auch ein halbes Dutzend Minister bei der Konferenz erwartet.

Die Hauptthemen dürften die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine sein. Beide Konflikte spitzen sich derzeit in unterschiedlicher Weise zu. Bei der Ukraine stellt sich die Frage, ob die westlichen Verbündeten ihre Unterstützung für den Abwehrkampf gegen Russland aufrechterhalten können. Die Republikaner im US-Kongress blockieren seit Monaten neue Milliarden für Waffen und militärische Ausrüstung für die Ukraine. Mit der Zustimmung des Senats zu einem Hilfspaket gibt es nun zumindest Hoffnung. Als schwierigere Hürde gilt aber das Repräsentantenhaus, die zweite Parlamentskammer. Alle sind sich einig, dass Europa den Ausfall der US-Hilfe nicht vollständig kompensieren könnte.

Nahost-Konflikt wird viel Raum einnehmen

Die dramatische Situation im südlichen Gazastreifen und die verzweifelte Suche nach Lösungsmöglichkeiten für den Nahost-Konflikt wird am Rande der Konferenz vielleicht aber noch grösseren Raum einnehmen als die Ukraine. Aus Israel kommen Präsident Izchak Herzog und Aussenminister Israel Katz nach München. Ausserdem sind die palästinensische Autonomiebehörde und arabische Nachbarstaaten wie Katar, Saudi-Arabien, Jordanien und Ägypten hochrangig vertreten. Für sie wird es nur das eine Thema in München geben: Wie kann man den Nahost-Konflikt noch in den Griff bekommen, bevor er weiter eskaliert und es zum Flächenbrand in der gesamten Region kommt?

Kurz vor der Konferenz hat Donald Trump, Ex-Präsident und aktuell wieder Wahlkämpfer, der Konferenz ein weiteres Thema beschert. Mit seiner Drohung, säumige Zahler unter den Nato-Partnern im Ernstfall nicht mehr beschützen zu wollen, hat er die Verbündeten gegen sich aufgebracht. Es wird aber Teilnehmer in München geben, die vielleicht erklären können, wie seine Äusserungen gemeint sind: die rund ein Dutzend Mitglieder des US-Kongresses aus Trumps Republikanischer Partei.

Russland, Iran und die AfD sind unerwünscht

Zu den Stammgästen der Sicherheitskonferenz zählten früher auch mal Regierungspolitiker aus Russland, allen voran Aussenministerminister Sergej Lawrow. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist das vorbei, die russische Regierung ist in München ebenso wie die iranische unerwünscht. Auch Politiker von AfD, Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und Werteunion müssen draussen bleiben. Die AfD war schon im vergangenen Jahr ausgeschlossen worden. «Ich habe damals gesagt, einer rechtsextremistischen Partei will ich nicht den roten Teppich ausrollen», sagte Heusgen. Nach den jüngsten Enthüllungen über das Potsdamer Rechtsradikalen-Treffen mit Beteiligung von AfD-Politikern fühle er sich bestätigt.

(sda/jab)

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16.02.2024 13:39

mil1977

Im Kreml wird man auch noch merken, dass man auf dem Holzweg ist.
Welchen Sieg kann Russland denn noch erringen? Wer soll mögliche Referenden anerkennen in den besetzten Gebieten?
Wie will er eine mögliche Restukraine von der NATO fern halten?
Das sind alles Punkte die sind entweder nicht durchdacht, oder laufen überhaupt nicht nach Plan.

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