
Hearing Nummer 3 der SP: Wie hat sich Beat Jans in Olten geschlagen?
Lea Meister
An vier verschiedenen Orten stellen sich die Bundesrats-Kandidat:innen der SP auf der sogenannten Roadshow den Fragen von Interessierten. Nach Genf und Biel ging es am Donnerstag in Olten weiter.
Die SP sucht einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Alain Bersets Bundesratssitz. Sechs Kandidat:innen touren derzeit durch die Schweiz, um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Nach dem ersten Halt in Genf und dem zweiten in Biel zog es Matthias Aebischer, Daniel Jositsch, Beat Jans, Jon Pult, Evi Allemann und Roger Nordmann am Donnerstag planmässig nach Olten.
«Chli stinke muess es»
Es stinkt bestialisch im grossen Saal des Hotels Olten, dem Schauplatz des dritten Hearing-Abends. Co-Parteipräsident der SP, Cedric Wermuth, klärt gleich zu Beginn auf: Es ist tatsächlich in diesem Moment ein Rohr gebrochen.
Der Saal ist bis zum letzten Quadratmeter gefüllt, die Luft schon zu Beginn dick, im wahrhaftigsten Sinne. Erwartet hatte man seitens Partei deutlich weniger Leute. Von Alt bis Jung – das Publikum ist durchmischt. Nach dem Hinweis auf den Gestank, den man jetzt halt ertragen müsse, betont Wermuth die Wichtigkeit des Abends: «Bitte nehmen Sie das sehr ernst, wir machen das nicht nur als Show.»
«E chli stinke muess es», sagt der Stadtpräsident von Olten in seiner Begrüssungsrede und eröffnet dann sogleich die Statement-Runde der sechs Kandidat:innen. Das Ganze beginnt locker, alle Kandidat:innen müssen eine persönliche Frage beantworten, die sich jeweils ein Kind überlegt hat. «Beat Jans, wärst du nicht lieber König von England?» «Auf keinen Fall», antwortet der Basler und nutzt die Antwortmöglichkeit sogleich für eine Charakterisierung seiner persönlichen Politik.

Das Schicksal der «normalen» Leute habe ihn immer beschäftigt und sei auch der Antrieb für seine Politik. Er sei für diejenigen Menschen da, die nicht studiert und es am Ende des Monats schwer hätten. «Als König von England wäre das schwierig», schliesst er ab und lacht. Das Publikum lacht mit ihm.
«Das akzeptiere ich nicht»
Jon Pult wird gefragt, mit wem er am liebsten bei stürmischem Wetter in einer Gondel auf dem Weissenstein stecken bleiben würde. «Meine Ehefrau ist heute auch vor Ort, deshalb ist die Antwort klar», antwortet er und das Publikum bricht in Gelächter aus.
Jans gewinnt den Einstieg inhaltlich, Pult sackt die Sympathiepunkte ein. Beim Thema Gesundheitspolitik geht Jans auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein und betont, welch ein Glück er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern habe, die er «in die Unabhängigkeit begleiten durfte». Heute stellten ihm seine Töchter die Frage, weshalb sie schlechtere Chancen hätten als ihre männlichen Kollegen. «Das akzeptiere ich nicht.»

Was auffällt, ist, dass Beat Jans mit Ruhe, Sachlichkeit und Bodenständigkeit punkten will. Immer wieder spricht er an, dass er eine Lehre gemacht habe. Ob er damit an diesem Abend Sympathiepunkte sammeln konnte, ist schwer einzuschätzen. Er redet sich dabei manchmal ungewollt etwas klein, kommt aber dennoch sympathisch rüber. Jon Pult punktet derweil mit seinem Talent, sich klar, ehrlich, wortgewandt und mit Witz im richtigen Moment auszudrücken.
«Sicherheit ist ein kollektives Gut»
Aus dem Themenblock Sicherheitspolitik bleibt ein Votum von Roger Nordmann hängen. «Sicherheit ist ein kollektives Gut.» Nordmann spricht die mögliche Machtumwälzung an, in welcher wir uns gerade befinden könnten. Mit seinem ehrlichen und realistischen Statement erntet er Applaus von den Rängen. Auch Pult punktet hier mit einem starken Statement zum Thema Neutralität.
Aus dem Publikum folgt zu Beginn der offenen Fragerunde sogleich ein sanfter Angriff auf Jans. «Meine Schaffenskraft war zwischen 40 und 50 am grössten. Braucht es jetzt nicht einen jungen Bundesrat?», möchte ein Zuschauer etwas provokativ wissen. «Mit meiner Schaffenskraft verhält es sich ganz anders», antwortet Jans. Er habe noch nie so gerne und so effizient gearbeitet wie heute. Das Publikum klatscht.

Jans bleibt sattelfest, als er auf seine Landwirtschaftspolitik angesprochen wird. Er habe sich immer für faire Produktpreise eingesetzt, ein Patentrezept gebe es aber nicht. Wenn die Landwirtschaft Wertschöpfung bringen soll, müsse sie sich ökologisch ausrichten und qualitativ besser positionieren. Subventionen brauche es so oder so, das sei klar.
Fernbeziehung zwischen Chur und Paris
Während Jans klar als Vertreter der urbanen Räume wahrgenommen wird, muss Pult um die Ehre seiner Heimat Chur kämpfen. Er habe sein ganzes Leben in Städten wie Chur, Zürich, Bern und sogar Mailand gelebt. Und eine Fernbeziehung zwischen Paris und Chur geführt. Er traue sich die Herausforderung, auch im Interesse der urbanen Gebiete der Schweiz zu politisieren, sehr wohl zu.
Darauf plädiert zum Schluss auch Beat Jans. Es gehöre jemand aus dem urbanen Gebiet in den Bundesrat. Nicht zuletzt auch, weil solch eine Person Brücken schlagen könne, wenn es um Themen wie die Migration gehe. Dank seinem Alltag, der im Basler Matthäusquartier stattfindet, könne er das und tue es auch tagtäglich schon in seinem Amt als Regierungspräsident.
Überzeugung und Dossiersicherheit
Bevor das Publikum an die frische Luft und zum abschliessenden Apéro entlassen wird, müssen die Kandidat:innen noch gegenseitige Voten für ihre Kolleg:innen abgeben. Nordmann sagt über Jans, dass er mit seiner Überzeugung und seiner Dossiersicherheit punkte. Zwei Dinge, die auch beim Publikum hängen geblieben sind, wie eine kurze Umfrage nach dem Hearing zeigt. Ausserdem habe Jans die «pädagogische Fähigkeit», Sachverhalte gut erklären zu können.
Am 14. November findet das letzte SP-Hearing in Schaffhausen statt. Danach müssen sich die Kandidat:innen in den Fraktionen beweisen. Die Gangart wird dort wohl härter sein. Das Freundschaftliche der mehrheitlich parteiinternen Versammlung wird dann wegfallen. Am 25. November beschliesst die Fraktion, welche zwei oder drei Kandidat:innen das definitive Ticket der SP erhalten. Am 13. Dezember werden schliesslich die Karten im Bundesrat neu gemischt.
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