Happige Vorwürfe gegen Schiedsrichter Fähndrich: Hat er Spieler beleidigt?
©Bild: Keystone / Montage: Baseljetzt
Wutrede Vogel
FCB

Happige Vorwürfe gegen Schiedsrichter Fähndrich: Hat er Spieler beleidigt?

21.05.2023 23:37 - update 22.05.2023 12:25
Florian Metzger

Florian Metzger

Zwei gelb-rote Karten, eine Wutrede von Heiko Vogel und schwere Anschuldigungen an die Adresse des Schiedsrichters nach dem 1:1-Unentschieden gegen Lugano. Lukas Fähndrich nimmt Stellung und stellt sich nach dem Spiel den Medien.

Einmal mehr rückt der Fussball in den Hintergrund. Wieder dominieren die Schiedsrichter-Diskussionen das Gespräch nach dem FCB-Spiel am Sonntagnachmittag. Obwohl das Spiel gegen Lugano über 90 Minuten relativ einfach zu leiten ist.

Erst in der Nachspielzeit wird es im Joggeli hektisch. Riccardo Calafiori und der Tessiner Torwart Amir Saipi geraten aneinander. Beide sehen die gelbe Karte. Weil Calafiori zuvor bereits verwarnt wurde, sieht er die gelb-rote Karte. Unverständlich für Interimstrainer Heiko Vogel: «Was hätte Calafiori machen sollen? Er wurde am Schlafittchen gepackt und hatte keine Chance, sich zu befreien. Ich habe seinen Hals gesehen. Wenn das keine Tätlichkeit ist, dann weiss ich auch nichts mehr. Ich habe fünfmal gesagt, bitte schaut es euch nochmals an. Aber nein…»

«Menschlich absolut fragwürdig»

Vogel sieht nacht dem Schlusspfiff zuerst die gelbe Karte, weil er in Richtung der Schiedsrichter klatscht. Dann sagt er dem Unparteiischen Lukas Fähndrich, dass er hoffe, ihn nie mehr zu sehen. Dafür sieht er gleich die zweite gelbe und damit rote Karte.

Noch mehr ärgert sich Vogel aber über die Art und Weise des Schiedsrichters. Nach dem Spiel gibt es dann auch eine Medienkonferenz der etwas anderen Art. Statt vorne auf dem Stuhl zu sitzen, stellt sich Vogel vor das Podium und setzt zur Wutrede an: «Ich bin kein einfacher Trainer. Ich nehme auch jede Strafe hin, die ich bekomme. Aber irgendwann reicht es mir einfach. Manchmal hat es auch einfach einen Grund, weshalb ich mich aufrege. Ich bin nicht immer der Ausgangspunkt. Ich muss ehrlich sagen, zum wiederholten Mal finde ich ihn menschlich absolut fragwürdig.»

Es gehe Vogel nicht um eine generelle Kritik an die Schiedsrichter sondern um Fähndrich. Zum grössten Teil würden die anderen Unparteiischen einen richtig guten Job machen, so der Interimstrainer. «Das ist keine Generalabrechnung. Aber dieser Schiedsrichter… Da bin ich wirklich froh, dass ich den nicht mehr sehen muss. Und diese Arroganz, die er hat!» Diese klaren und auch harten Worte gegenüber Fähndrich wählt Vogel, weil seine Spieler mit happigen Vorwürfen auf ihn zu gekommen seien.

Fähndrich stellt sich den Medien

FCB-Keeper Marwin Hitz erzählt: «Ich habe nach dem Spiel von einigen Spielern gehört, dass die Art und Weise seiner Kommunikation während dem Spiel unter der Gürtellinie war. Das stimmt mich traurig. Auch, wie er das Ganze nach dem Spiel angeht… Ich glaube, es hat ihm wieder sehr viel Spass gemacht, dieses Spiel auf seine Art und Weise zu leiten. Mehr soll er selbst sagen.»

An der Medienkonferenz fragt dann Vogel bei den Medienschaffenden nach: «Glauben Sie, dass sich die Spieler grundlos aufregen? Gerade ein Marwin Hitz, der normalerweise die Ruhe in Person ist, habe ich so noch nie erlebt. Glauben Sie, dass wir alles falsch sehen oder, dass der Schiedsrichter keine Schuld hat?»

Es sind happige Vorwürfe, die Fähndrich nicht so stehen lassen will. Auf Nachfrage stellt er sich den Medien: «Ich kann absolut bestätigen, dass ich niemand beleidige. Es sind klare Worte zwischen mir und einzelnen Spielern gefallen. Der Ausgangspunkt waren aber die Spieler, das muss ich ganz klar sagen. Sie haben ziemlich klar und heftig mit mir diskutiert. Ich bin offen und ehrlich. Ich habe einen klaren Standpunkt vertreten, aber ich habe ganz sicher keinen beleidigt. Da kann ich Hundertprozent dahinterstehen.»

Uneinig auch beim Klopfen

Diese Anschuldigungen seien nicht fair: «Ich finde es keine korrekte Art und Weise, wenn man – ohne konkrete Beweise zu liefern – einem Schiedsrichter Beleidigungen vorwirft. Und, wenn man es dann einfach mal so in den Raum stellt. Ich würde das selbst nicht machen und sage auch nicht, was einzelne Spieler von Basel oder Heiko Vogel mir gesagt haben.»

Auch die Basler wollen nicht genau sagen, was für Beleidigungen gefallen sein sollen. «Gewisse Dinge müssen auf dem Platz bleiben, sowie es Dinge gibt, die in der Kabine bleiben müssen. Aber trotzdem bleibe ich dabei. Dieser Mensch ist sehr fragwürdig für mich», so Vogel. Auch Hitz will nicht genaue Wortlaute preisgeben. Die Medienschaffenden sollen den Beschuldigten selbst fragen. Ohne Genaueres zu wissen, ist es aber schwierig, sich ein Bild machen zu können. Es steht Aussage gegen Aussage.

Nach dem Spiel suchen die Basler mit dem Schiedsrichter noch einmal das Gespräch und klopfen an seine Kabine. Laut Hitz vergeblich: «Man darf nicht einmal an seine Tür klopfen. Wieso nicht? Ein Mensch versteckt sich doch meistens, wenn er etwas versucht zu verbergen. Und das finde ich sehr schwierig!»

Trotz Frust auf Europa-Kurs

Baseljetzt konfrontiert Fähndrich auch mit dieser Anschuldigung. Der Unparteiische sagt, dass er und seine Schiedsrichter-Kollegen das Klopfen nicht mitbekommen hätten. «Niemand kam in die Kabine und fragte, ob er reinkommen darf. Wir hörten nur, dass es draussen lärmig war. Ich bin immer sehr kommunikationsbereit. Vielleicht nicht gerade fünf Minuten nach dem Spiel, weil es in der Regel guttut, wenn man zuerst ein bisschen herunterkühlen kann. Ein Gespräch ist meistens viel besser, wenn man zehn Minuten oder eine Viertelstunde verrinnen lässt, als wenn man es in den Emotionen führt.» Diese Antwort bringt Vogel noch mehr auf die Palme. «Sich dann hinstellen und vor der Kamera sagen, dass man kein Klopfen gehört habe… Die überhören das lauteste Klopfen. Manchmal höre ich auch keinen Pfiff», sagt ein sichtlich angefressener Vogel.

Dass ein Schiedsrichter Spieler auf dem Platz beleidigt haben soll und seine Kommunikation unter der Gürtellinie gewesen sei, sind happige Vorwürfe. Ob die Liga diesen nachgehen wird, bleibt noch offen. Fest steht hingegen, dass der FCB trotz Unentschieden einen Platz gutmachen kann und neu vom fünften Tabellenplatz grüsst. Dieser würde reichen, um nächste Saison die Qualifikation der Conference League zu bestreiten.

Der FCB hat es also wieder in den eigenen Händen: Sechs Punkte aus den letzten beiden Spielen genügen ihm, um auch nächste Saison die Chance zu haben, europäisch zu spielen. So gesehen findet Hitz an diesem Sonntagabend doch noch sein Lächeln und sagt mit einem leichtironischen Unterton: «Also war es eigentlich doch ein wunderbarer Nachmittag!»

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Kommentare

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24.05.2023 11:24

h.jermann@gmx.ch

Mir ist ein Trainer lieber, der sich mit Herz und Seele für seine Mannschaft einsetzt, als ein gleichgültiger Chef, der seine Spieler im Regen stehen lässt.

2 0
22.05.2023 14:54

ghenz

Vogel ist eine Schande für den FCB👎🏻👎🏻👎🏻

2 3
29.05.2023 16:39

Mickey

dj bist sicher ein FcB gegner

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