Heftige Vorwürfe gegen den Sänger von Rammstein
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Heftige Vorwürfe gegen den Sänger von Rammstein

28.05.2023 18:14 - update 30.05.2023 09:41
David Frische

David Frische

Drogen im Drink und zwielichtige Afterpartys – eine Konzertbesucherin erhebt in den Sozialen Medien schwere Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Die Band bestreitet die Anschuldigungen.

Diese Woche hat Rammstein ihre grosse Europa-Tournee gestartet und füllen ein grosses Stadion nach dem anderen. Nach dem Tourauftakt am Montag in der litauischen Hauptstadt Vilnius meldete sich eine Konzertbesucherin zu Wort. Auf Instagram und Twitter berichtet die 24-jährige Shelby Lynn seit Donnerstag in mehreren Posts und Tweets, was sie an diesem Abend offenbar erlebt haben soll. Sie habe nebst dem Rammstein-Konzert auch die Pre- und Afterparty der Band besucht. Durch den Kontakt mit einer Mitarbeiterin der Band hatte sie sich einen Platz auf der exklusiven Gästeliste ergattern können, wie die junge Frau aus Irland schreibt.

Afterparty für auserwählte, junge Frauen

Was Lynn schon zu Beginn des Abends zwielichtig reinkam: An die Partys rund ums Konzert seien ausschliesslich junge, auserwählte Frauen eingeladen worden. Sie durften am Konzert in der sogenannten «Row 0» stehen, direkt vor der Bühne.

Rund um die exklusiven Partys seien Lynn und die anderen Teilnehmerinnen ausgiebig gefilmt und fotografiert worden. Dann habe man ihnen die Handys abgenommen, so Lynn. An den Partys habe es dann Alkohol gegeben und Rammstein-Frontmann Till Lindemann sei ebenfalls dabei gewesen.

Rausch und blaue Flecken

Shelby Lynn berichtet, dass sie in einer kurzen Pause während des Konzerts unter die Bühne geholt wurde, wo sie Till Lindemann traf. Dieser soll den sexuellen Kontakt zu ihr gesucht haben, doch Lynn lehnte nach eigenen Aussagen immer wieder ab. Lindemann habe wütend und aggressiv reagiert.

Lynn kehrte in die Konzertmenge zurück und sie berichtet davon, dass es ihr zunehmend schlechter gegangen sei. Sie könne sich nicht mehr an viel erinnern. Nach der Show sei sie zusammen mit vielen anderen jungen Frauen an der Afterparty gewesen. Sie könne sich nur noch daran erinnern, dort gesessen zu haben und dass sie sich schliesslich habe übergeben müssen. Dann sei sie zurück in ihr Hotel gegangen.

Am nächsten Morgen sei sie aufgewacht und habe mehrere grosse blaue Flecken am ganzen Körper festgestellt sowie kleinere Flecken, die Fingerabdrücken ähnelten, so die Irin. Sie habe sich einen Drogentest besorgt, der aber negativ ausgefallen sei. Doch Lynn berichtet, dass sie noch Stunden nach dem Konzert gegen Symptome wie Schlaflosigkeit, Herzrasen, Durchfall, Übelkeit und Schüttelfrost gekämpft habe und schliesslich die Sanität und die Polizei rief. Sie erstattete Anzeige. Lynn wirft Rammstein und insbesondere Sänger Till Lindemann vor, ihr Drogen ins Getränk gemischt zu haben.

Es ist nicht klar, was an diesem Montagabend rund um das Rammstein-Konzert in Vilnius wirklich passiert ist. Lynn sagt, sie könne sich an vieles nicht mehr erinnern und sie wisse nicht, woher die blauen Flecken stammen. Doch sie sei mit ihren Erfahrungen nicht alleine. Mehrere Frauen hätten sich bei ihr gemeldet und Ähnliches erlebt. Doch viele fürchteten sich und schwiegen, weil ihnen offenbar sogar mit dem Tod gedroht worden sei, sollten sie reden.

Auf den Social-Media-Plattformen Tumblr und Reddit gibt es ebenfalls Erfahrungsberichte, wonach Frauen von einer Mitarbeiterin der Band in die «Row 0» eingeladen wurden. Afterpartys mit dubiosem Programm, darunter auch Drogen und Sex, seien an Rammstein-Konzerten keine Seltenheit.

Rammstein dementiert die Vorwürfe

Die Band hat sich inzwischen zu den Anschuldigungen zu Wort gemeldet und bestreitet diese. Man könne «ausschliessen, dass sich was behauptet wird, in unserem Umfeld zugetragen hat», schreibt Rammstein in einem kurzen Statement auf Twitter. Der Band seien «keine behördlichen Ermittlungen dazu bekannt».

Provokation gehört seit dem ersten Tag zur Identität der Band. Das zeigt sich insbesondere in den Songtexten von Rammstein und Sänger Till Lindemann. Oftmals drehen sich diese um Sexualität und Gewalt.

Lindemann provozierte mit Vergewaltigungs-Gedicht

Für Negativschlagzeilen hat Lindemann im Jahr 2020 gesorgt, als er ein Gedicht veröffentlichte, das von einer Vergewaltigung handelte. Nach heftiger Kritik am Gedicht meldete sich der Verlag Kiepenheuer & Witsch zu Wort und berief sich auf die künstlerische Freiheit Lindemanns. «Die moralische Empörung über den Text dieses Gedichts basiert auf einer Verwechslung des fiktionalen Sprechers, dem sogenannten ‘lyrischen Ich’, mit dem Autor Till Lindemann», sagte der Verlag gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. «Die Differenz zwischen lyrischem Ich und Autor ist aber konstitutiv für jede Lektüre von Lyrik wie von Literatur allgemein und gilt für alle Gedichte des Bandes wie für Lyrik überhaupt.» Gäbe es diese nicht, wären keine literarischen Fiktionen und Fantasien des Bösen und der Gewalt mehr möglich und die Freiheit der Kunst damit hinfällig, so der Verlag. «Dass der im Gedicht dargestellte Vorgang unter moralischen Gesichtspunkten zutiefst verwerflich ist, ist eine Selbstverständlichkeit und erlaubt keine persönliche Diffamierung des Autors.»

Währenddessen ist die Europatournee von Rammstein in vollem Gange. Am 17. und 18. Juni spielen die Deutschen zwei Konzerte im ausverkauften Stadion Wankdorf in Bern.

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Kommentare

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29.05.2023 10:55

CR80

Da passt so einiges nicht… nur ‘junge’ Frauen sind keineswegs bei den Aftershowparties, die Fans dort sind kreuz und quer gemischt (huch ja auch Männer & Paare jenseits der 40…aus dem Publikum), Handys hatten/haben auch diese Personen mit dabei, auch ‘Konzertpause/n gibt es nicht, wer die Shows kennt weiß auch das, auch sind in der ‘Row 0’ bzw im Bühnengraben Bekannte/Prominente/u.a. auch Ex Freundinnen und Kinder der Band…aber gut diese Dame ist bereits hinreichend ‘bekannt’ … für ausreichend Aufmerksamkeit an ihrer Person hat sie jetzt gesorgt (Mission erfüllt), ‘seltsamerweise’ berichten einige andere Gäste (aus dem Publikum) komplett gegenteilige Aussagen (btw nicht nur von dieser Aftershow…)

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