Hersberg wirbt für Fusion mit Arisdorf – Widerstand aus der Bevölkerung
Baselland

Hersberg wirbt für Fusion mit Arisdorf – Widerstand aus der Bevölkerung

16.03.2023 00:23 - update 16.03.2023 00:26
David Frische

David Frische

Klamme Kasse, hohe Kosten, wenig Einwohner: Die Baselbieter Nachbargemeinden Hersberg und Arisdorf haben wenig rosige Jahre vor sich. Nun steht eine Fusion zur Diskussion. Und diese wird emotional geführt.

Restaurant Schützenstube in Hersberg. In der Beiz ist die Hersberger Bevölkerung am Mittwochabend über die Pläne einer Fusion mit Arisdorf informiert worden. Der Ort könnte nicht sinnbildlicher sein: Die Schützenstube ist seit Ende letzten Jahres geschlossen. Hersberg fehlt nicht nur eine Schule oder eine Verwaltung, sondern nun auch eine Wirtschaft. Und das 300-Seelen-Dorf hält sich finanziell knapp über Wasser, die Prognosen sind düster.

Etwas besser, aber doch ähnlich sieht es in der Arisdorfer Kasse aus. Hier ist das soziale Angebot zwar noch grösser und die Gemeinde zählt mit 1’500 Menschen rund fünfmal so viele EinwohnerInnen wie der kleine Nachbar Hersberg. Aber auch in Arisdorf blickt man nicht optimistisch in die nahe Zukunft.

Gut besuchte Versammlung

Die beiden Gemeinden verhandeln deshalb über eine Fusion. Beide Gemeindepräsidien, Markus Miescher aus Arisdorf und Iris Allenspach aus Hersberg, stehen hinter der «Hochzeit». Eine Projektgruppe wurde ins Leben gerufen, bestehend aus Vertretern beider Gemeinden, die eine Fusion ausloten und aufgleisen soll. Am Mittwochabend informierten die Projektverantwortlichen die Hersberger Bevölkerung über die mögliche Fusion.

Rund 40 Personen folgten der Einladung zur öffentlichen Versammlung. Die Gemeindepräsidien und die Projektgruppe warben fleissig für eine Fusion, zeigten aber auch die Nachteile auf. Das Ziel sei es, transparent zu informieren, hiess es. Und die Reaktionen der HersbergerInnen sind gespalten.

«Fusion muss auf Augenhöhe geschehen»

Nicht alle trauen einer Fusion mit dem grossen Nachbar Arisdorf. «Ich wohne seit 20 Jahren hier, und mit Arisdorf hatte ich bis jetzt wenig, wenig gemeinsam», sagte Hugo Gross nach der Versammlung gegenüber Baseljetzt. Ihm sei klar, dass die kleinen Gemeinden im Baselbiet etwas unternehmen müssten. Er sei auch nicht gegen eine Fusion. «Aber sie muss auf Augenhöhe geschehen», so Gross. Arisdorf ist seiner Meinung nach nicht der geeignete Partner. «Das Verhältnis von 1:5 ist ein riesen Problem», sagt er und spricht damit die grossen Bevölkerungsunterschiede zwischen den beiden Gemeinden an.

«Miteinander ist es doch besser»

Ganz anders sieht das René Itin. Der 72-Jährige wohnt schon sein ganzes Leben in Hersberg und setzt Hoffnung in eine Fusion mit Arisdorf. «Jedes Jahr haben wir Schwierigkeiten, einen Gemeinderat zu finden. Das könnte sich bessern. Wenn er etwas brauche, müsse er auch heute schon nach Arisdorf, auch «wegen der kleinsten Dinge».

Die Ängste vor einer Fusion kann er nicht nachvollziehen. «Es kommt uns sicher nicht teurer, wenn wir fusionieren. Vielleicht auch nicht billiger. Aber am Ende ist es miteinander doch besser», so Itin. Eine Fusion gäbe Hersberg zudem beim Kanton mehr Gewicht, ist er überzeugt. «Die kleinen Gemeinden haben ja sowieso nichts mehr zu sagen.»

Gemeindepräsident Miescher: «Man gewinnt eher an Einfluss»

Der Arisdorfer Gemeindepräsident Markus Miescher ist ebenfalls überzeugt, dass die Vorteile einer Fusion klar überwiegen. «Die beiden Gemeinden haben viele Gemeinsamkeiten. Vieles wird viel einfacher und effizienter.» Und finanziell werde es eine kleine Entspannung geben. Scheitere die Zusammenführung, würde das «Fusionsbestrebungen zwischen den beiden Gemeinden über Jahre verunmöglichen», glaubt Miescher.

Im ungleichen Einwohnerverhältnis von 1:5 sieht er kein Problem. «Ich habe als Bürger genau gleich viele Rechte, unabhängig von der Einwohnerzahl. Ich kann meine Anliegen an einer Gemeindeversammlung einbringen.» Sind andere EinwohnerInnen vom Anliegen überzeugt, spiele es keine Rolle, wie viele Leute an der Gemeindeversammlung anwesend sind. «Man gewinnt eher an Einfluss, als dass man verliert», ist Miescher überzeugt.

Entscheidung im Herbst

Wie überzeugt die Hersberger und Arisdorfer Bevölkerung von einer gemeinsamen Zukunft sind, wird sich am 20. September zeigen. Dann stimmen beide Gemeinden parallel über den Fusionsvertrag ab. Sagen beide Ja, folgt am 26. November noch eine Urnenabstimmung. Das letzte Wort hat dann der Landrat, der über die Aufhebung der Grenze zwischen den Gemeinden entscheidet.

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