Von Hermann Hesse bis Roy Lichtenstein: Hotel Krafft feiert 150 Jahre voller Prominenz
©Bilder: Krafft/Keystone
Hotellerie
Basel-Stadt

Von Hermann Hesse bis Roy Lichtenstein: Hotel Krafft feiert 150 Jahre voller Prominenz

07.03.2023 04:52 - update 07.03.2023 10:32

Janine Borghesi

150 Jahre und mehrere Millionen Gäste: Das Hotel Krafft blickt auf die prominentesten und verrücktesten Logierenden seiner Geschichte zurück.

Seit der Gastronom Ernst Krafft im Jahr 1873 das Hotel Krafft gründete, ist viel passiert. Das Hotel hat mehrere Male den Besitzer gewechselt, es wurden aufwendige Renovationen durchgeführt und das Kulturhaus hat im Jahr 1997 sogar schon einen Brand überstanden. Aber am stärksten haben die vielen unterschiedlichen Gäste das Hotel geprägt.

Nummer 401: Das Herrmann-Hesse-Zimmer

Einer der bekanntesten Besucher des Hotel Kraffts war zweifelsohne der deutsche Schriftsteller Hermann Hesse. In seinem Leben nimmt das Hotel am Rhein eine zentrale Rolle ein. Hesses zweite Ehefrau, die Schweizerin Ruth Wenger, studierte Mitte der Zwanzigerjahre in Basel Gesang und wohnte im Dachstock des Hotel Kraffts. Das Zimmer mit Blick auf den Rhein teilte sie mit ihrer Katze, ihrem Hund und dem Papagei Coco.

Im Jahr 1924 heiratete sie unter dem Druck ihres Vaters den eben geschiedenen Schriftsteller Hesse. Deswegen wurde in dieser Zeit das Hotel zu einem Lebensmittelpunkt Hesses. Im heutigen Zimmer 401 schrieb er unter anderem an seinem von der Basler Wirtshaus-Szene inspirierten Roman «Der Steppenwolf». Nach drei Jahren liess sich das Ehepaar jedoch scheiden.

Das Zimmer 401 trägt noch heute den Namen «Hermann-Hesse-Zimmer». Mit einem einmaligen Rheinblick gehört es zu den luxuriösesten und beliebtesten Zimmern des Hotels. Dies war früher anders, erzählt Eldar Hernández, der stellvertretende Geschäftsführer des Hotel Krafft: «Zur damaligen Zeit waren die Zimmer im vierten Stock unbeliebt, da man viele Treppen hochsteigen musste. Das sieht man auch. Dort wurden weniger qualitativ hochwertige Materialien verwendet.»

Von Hermann Hesse bis Roy Lichtenstein: Hotel Krafft feiert 150 Jahre voller Prominenz
Der Balkon des Zimmers 405, das auch als Zwillingszimmer des Hermann-Hesse-Zimmers bezeichnet wird. Bild: Baseljetzt
Von Hermann Hesse bis Roy Lichtenstein: Hotel Krafft feiert 150 Jahre voller Prominenz
Die Inneneinrichtung des Zimmers 405 ist identisch zur Einrichtung im Hermann-Hesse-Zimmer. Bild: Baseljetzt

Prominenz im Haus

Doch Hesse ist nicht der einzige Schriftsteller, der das Kulturhaus in der Rheingasse besuchte. Auch der bekannte Schweizer Autor Max Frisch übernachtete im Krafft. Darüber hinaus zog das Hotel diverse Schauspieler:innen, Maler:innen, Sportler:innen, Politiker:innen oder Musiker:innen an.

1973 logierte anlässlich einer Vernissage in der Galerie Beyeler der New Yorker Pop-Art-Künstler Roy Lichtenstein im Hotel Krafft. Er hinterliess im Gästebuch eine kleine Skizze. Auch die deutsche Schauspielerin Hannelore Elsner verewigte sich mit folgenden Worten im Buch: «Ich fühle mich ganz schön steppenwölfisch (im heiteren Sinne) – obwohl… Hierher komm ich immer wieder, unbedingt». Und sogar Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger schrieb eine Notiz ins Gästebuch und klebte ein Bild eines grünen Hulks hinein.

Von Hermann Hesse bis Roy Lichtenstein: Hotel Krafft feiert 150 Jahre voller Prominenz
Der Pop-Art-Künstler Roy Lichtenstein war 1973 mit seiner Frau Dorothy zu Gast im Hotel Krafft. Bild: Hotel Krafft
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Im Jahr 2010 hinterliess Altbundesrat Moritz Leuenberger eine Notiz im Gästebuch. Bild: Baseljetzt

Eine russische Pianistin, Zirkusartisten und Überlebende des Zweiten Weltkriegs

Das Hotel beherbergte jedoch nicht nur prominente Gäste. Laut Eldar Hernández sei es nicht aussergewöhnlich, dass im Speisesaal des Kraffts Multimillionäre neben Rentnern essen.

Die Rheingasse war früher ein verrückter Ort. Die Hotelangestellten des Kraffts erlebten einige Geschichten: Eine russische Pianistin, die ihren ganzen Besitz – fünf Perserteppiche – mitbrachte und im Zimmer übereinanderstapelte. Zwei elsässische Schwestern, die sich in Basel Morphium besorgten und die Wirtskinder immer in die Arme schliessen wollten. Oder der Pensionär aus der obersten Etage, der sich das Wasser für die Waschschüssel im Parterre holte, da es dort angeblich frischer sein sollte. Darüber hinaus stiegen auch diverse Zirkusartisten im Hotel ab.

Im Krafft lebten in den Sechziger- bis Siebzigerjahren Gäste, deren Leben von traumatischen Ereignissen geprägt waren. In den Hotelzimmern oberhalb des gegenüberliegenden «Consums» wohnten überlebende Männer des Zweiten Weltkriegs. «Diese haben sich jeweils am Abend im Salon Bleu des Hotel Kraffts getroffen. Jeder durfte sich jeweils an einem Abend aussuchen, was im Fernsehen läuft», erzählt Hernández.

Hotel lässt alte Zeiten aufleben

Das Hotel Krafft möchte wieder mehr Leben in sein Haus bringen. Im «Schnooggeloch» neben dem Empfang sollen – wie in alten Zeiten – Partys stattfinden. Und auch ein Tag der offenen Tür anlässlich des Jubiläums hat das Hotel an der Rheingasse geplant.

Wer das alte Gebäude inklusive dem Hermann-Hesse-Zimmer erkunden möchte, hat am Samstag, 11. März, die Gelegenheit dazu.

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