«Ich möchte, dass auch über die Gründe der Gewalt diskutiert wird»
Peter Sennhauser
Palästinenser aus der Region sprechen über ihre Machtlosigkeit, Angst und Frustration: Sie befürworten keine Gewalt, machen aber keinen Hehl aus ihrer Wut und Verzweiflung – darüber, dass die Welt wegschaue.
Sie fühlen sich unverstanden und in der freien Meinungsäusserung eingeschränkt: Der christliche Palästinenser Joseph Kalak ist 79 Jahre alt und lebt seit Jahrzehnten in der Schweiz. Sein Landsmann Mohammed Alhila kam vor 20 Jahren als 22-Jähriger aus Gaza hierher. Beide beklagen, dass momentan nicht über die Gründe für die schreckliche Gewalt im Nahen Osten diskutiert werde.
Die beiden Männer haben Familie in Israel, Alhila auch in Gaza. Dort lebt seine Schwester, von der er seit Samstag nichts mehr gehört habe. Was sich dort abspiele, sei kaum zu beschreiben, erklärt der Medizin-Informatiker. Es mache ihn fassungslos, dass die Welt zuschaue wie der Norden Gazas bis hin zu Krankenhäusern mit bettlägerigen Menschen evakuiert werden solle. Inzwischen sei die Meinungsfreiheit hier tatsächlich eingeschränkt:
Grundsätzlich seien die Menschen in Gaza einfach total verzweifelt. Die Hoffnung auf die Zweistaaten-Lösung gemäss den Verträgen von Oslo sei verflogen – die Menschen hätten nichts gekriegt, im Gegenteil. Schuld daran seien nicht die Juden und auch nicht Israel, wohl aber die Israelischen Regierungen.
Als Extremist bezeichnet
Auch Bauingenieur Joseph Kalak beklagt, dass man als Extremist oder gar Terrorbefürworter bezeichnet werde, sobald man auf die Gründe für die schreckliche Gewalt hinweise. Für ihn umso schlimmer, da er vor Jahrzehnten in Basel mit jüdischen und palästinensischen Freunden eine Dialoggruppe zur Erörterung von Lösungen gegründet hat.
Aber nach den Verträgen von Oslo, die ein Ende der Siedlungen hätten bedeuten sollen, seien noch mehr Siedlungen gebaut worden als vorher. Auch Kalak sieht die Schuld daran bei den israelischen Regierungen, die unter einem enormen Einfluss jener Kreise stünden, welche das ganze Land besetzen und die Palästinenser vertreiben wollten.
Auch Kalak bedauert, dass man selbst hierzulande kaum mehr seine Meinung sagen könne. Die Palästinenser seien die Unterdrückten, und sie müssten mindestens einen Teil Gerechtigkeit erfahren, sonst werde es keinen Frieden geben, befürchtet er. Er wünsche sich Freiheit für sein Volk, ein Ende der Gewalt – und ein Ende dessen, was zur Gewalt führe, sagt er.
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zottel
Die Hamas will laut Verfassung niemals eine Zweistaatenlösung. 6x hätten Sie einen eigenen Staat haben können. Laut Verfassung (Charta) wollen sie aber einzig alle Juden und Israel auslöschen. Da sollte man sich nicht beklagen, wenn das nicht alle so toll finden.