Im letzten Jahr wurden in der Schweiz über 700 Rassismusfälle dokumentiert
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Im letzten Jahr wurden in der Schweiz über 700 Rassismusfälle dokumentiert

23.04.2023 11:09

Baseljetzt

Vor allem am Arbeitsplatz kommt es häufig zu rassistischen Aussagen. Doch das Fast 80 Fälle mehr gemeldet wurden als im 2021 zeige die Bereitschaft, sich in der Schweiz aktiv dagegen einzusetzen.

Beim Beratungsnetz für Rassismusopfer sind letztes Jahr 708 Fälle rassistischer Diskriminierung dokumentiert worden. Die Zunahme um 78 Fälle zeige eine erhöhte Bereitschaft der Schweizer Bevölkerung, sich aktiv gegen Rassismus zu engagieren, teilten die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR und humanrights.ch am Sonntag mit.

Der Arbeitsplatz sei mit 133 Fällen am meisten betroffen, zeige der Auswertungsbericht 2022. Darauf folge mit 116 Fällen der Bildungsbereich. Zum Beispiel würden in Schulen an Toilettentüren rechtsextreme Symbole oder das «N-Wort»  eingeritzt. In solchen Fällen suchten teilweise Schulleitungen Unterstützung bei der Beratungsstelle.

Mit dem Begriff N-Wort wird heute eine früher gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.

Auch die Verwaltung ist stark betroffen

Weitere stark betroffene Bereiche seien die Verwaltung mit 96, die Nachbarschaft und das Quartier mit 82 sowie öffentliche Angebote von Privaten mit 67 dokumentierten Vorfällen.

Anti-Schwarzer-Rassismus mit 276 sowie Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit mit 275 Nennungen seien die am häufigsten genannten Diskriminisierungsmotive. Dies habe sich meistens durch Benachteiligung, Beschimpfung und herabwürdigende Behandlung gezeigt, wie es weiter hiess.

Andere Erscheinungsformen von Rassismus träten jedoch ebenfalls häufig auf. So habe das Beratungsnetz auch 47 Fälle von Feindlichkeit gegen Menschen aus dem arabischen Raum verzeichnet sowie 44 Meldungen in der Kategorie antimuslimischer Rassismus. Feindlichkeit gegen Menschen aus dem asiatischen Raum weise 40 Meldungen auf.

Hohe Dunkelziffer

Die Zahlen des Auswertungsberichts blieben gegenüber den Vorjahren in den verschiedenen Bereichen auf hohem Niveau stabil. Die EKR und humanrights.ch gehen davon aus, dass die Dunkelziffer von rassistischen Vorfällen in der Schweiz auch im Jahr 2022 hoch bleibt.

Der Bericht zeige mit Fallbeispielen, wie ideologische Einstellungen und oft unbewusste Haltungen sowie unsichtbare Strukturen und Praktiken Menschen auf verschiedenste Weise benachteiligen. Das Beratungsnetz appelliert an Arbeitgebende, Organisationen, Bildungsinstitutionen und Verwaltungsstellen, Gegenmassnahmen zu ergreifen. (sda/maf)

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