Jede fünfte Person ab 55 Jahren wurde Opfer eines Finanzbetrugs
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Studie
Schweiz

Jede fünfte Person ab 55 Jahren wurde Opfer eines Finanzbetrugs

02.10.2023 08:46 - update 02.10.2023 08:47

Baseljetzt

Personen ab 55 Jahren sind in der Schweiz stark von finanziellem Missbrauch betroffen. Besonders alarmierend ist die hohe Schadenssumme. Sie lag im Jahr 2023 bei 675 Millionen Franken.

Die neuste Studie von Pro Senectute Schweiz weist auf beunruhigende Trends im Bereich des finanziellen Missbrauchs bei Personen ab 55 Jahren hin. Die Schadenssumme hat im Vergleich zu vor fünf Jahren um über zwei Drittel zugenommen.

In der aktuellen Folgestudie wird deutlich, dass es heute zwar insgesamt etwas weniger Opfer von finanziellem Missbrauch gibt als zum Zeitpunkt der ersten Studie 2018. Die Schadenssumme ist jedoch massiv angestiegen, und zwar von 400 Millionen auf rund 675 Millionen Franken pro Jahr. Auffallend ist auch die Häufigkeit, mit der ältere Menschen mit kriminellen Machenschaften in Kontakt kommen: So wurden fast vier von fünf Personen in den vergangenen fünf Jahren mit einem Betrugsversuch konfrontiert. Obwohl die meisten Betroffenen die Betrugsversuche als solche erkannten, fielen doch knapp 20% der Befragten einem Betrug zum Opfer.

Pandemie könnte mitschuldig sein

Bei der Analyse der Daten zeigt sich, dass die Pandemie zur höheren Schadenssumme beigetragen haben könnte: Sie förderte die Digitalisierung, die neue Gelegenheiten für kriminelle Machenschaften schuf. Die Versuche, sich durch Internetkriminalität zu bereichern, sind in den letzten fünf Jahren auf fast das Doppelte gestiegen. Sie betreffen nun 52,3% der Befragten. Ebenfalls nahm die Zahl der Geschädigten zu, wenn auch nicht im selben Ausmass.

Nicht nur Enkeltrick

Es besteht eine gewisse Unstimmigkeit zwischen der öffentlichen Wahrnehmung und den effektiv begangenen Straftaten. So ist in den Medien oft von Enkeltrick und falschen Polizisten zu lesen. Von wesentlich höherer Bedeutung sind jedoch die Betrugssummen bei Delikten, in welchen eine Abhängigkeit zu professionellen oder nahestehenden Personen besteht. Alain Huber, Direktor von Pro Senectute Schweiz, sagt deshalb: «Die aktuellen Zahlen zu finanziellem Missbrauch zeigen eine besorgniserregende Zunahme der geschätzten Schadenssumme. Die Präventionsmassnahmen wirken, sie müssen aber noch besser an die realen Begebenheiten angepasst werden.» (sda/nas)

Die Details der Studie

Die repräsentative Studie wurde im Sommer 2023 im Auftrag von Pro Senectute Schweiz durch das Institut zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität (ILCE) erarbeitet. 1’216 Personen aus der ganzen Schweiz hatten zuvor einen Fragebogen mit insgesamt 55 Fragen beantwortet.

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