
Jetzt wird abgerissen: Zoff um Haus an Clarastrasse kommt zu einem Ende
David Frische
Der Mieterverband lief gegen die Abrisspläne der Eigentümer Sturm, jetzt hat man sich aussergerichtlich geeinigt. Das Haus an der Clarastrasse 50 wird abgerissen, aber es entstehen ökologische und bezahlbare Wohnungen.
Er habe den Rekurs zurückgezogen, teilte der Mieterinnen- und Mieterverband Basel (MV) am Donnerstag mit. Dieser richtete sich gegen den Abbruch der Liegenschaft an der Clarastrasse 50, der im vergangenen Jahr bewilligt worden war. Die Einsprache war der Beginn eines einjährigen Streits zwischen MV und den Eigentümern des Hauses, Flavio und Livio Spaini.
Die Eigentümer der Liegenschaft wollen mit ihrem Neubau 13 Wohnungen und Platz für einen Gastrobetrieb schaffen. Das ist doppelt so viel Wohnfläche wie im Altbau.
Abriss «ausnahmsweise akzeptiert»
Der Grund für den Rekurs des Mieterinnen- und Mieterverbands: Er sah das ökologische Bauen zu fairen Mietpreisen nicht gegeben. Vor dem Hintergrund des Wohnschutzes sei zudem das «Sanftsanieren» dem Abriss eigentlich immer vorzuziehen, so Beat Leuthardt, Sprecher des MV Basel. Es sei umweltfreundlicher und verhindere die Gentrifizierung, argumentiert der Verband.
Im Fall der Clarastrasse 50 wird nun doch abgerissen und neu gebaut, mit grünem Licht des MV. Der Verband begründet sein Einlenken damit, dass es sich dabei um ein «ökologisch besonders wertvolles Bauvorhaben» handle. «Wir konnten den Abbruch deshalb ausnahmsweise akzeptieren», erklärt Leuthardt gegenüber Baseljetzt. «Im Gegenzug kriegen die Mieterinnen und Mieter einigermassen akzeptable Mietpreise.»
Bürokratie als Hürde
Nach einem langwierigen Briefwechsel über die Anwälte habe man sich schliesslich durchgerungen und sei an einen Tisch gesessen, erklären beide Seiten auf Anfrage. Wieso brauchte man dafür Monate? Konkrete Antworten geben sowohl MV als auch die Hauseigentümer Spaini nicht. «Man strebt immer eine schnellstmögliche Einigung an», betont Leuthardt. Flavio Spaini sieht bürokratische Hürden als Grund: «Wenn eine solche Angelegenheit den Rechtsweg geht und über verschiedene Behörden läuft, hat man nicht den direkten Kontakt zueinander». Kurzum: Beide Parteien müssen einen Schritt aufeinander zugehen.

In diesem Fall ist das passiert, und mit Erfolg. Beide Seiten streichen ihre Zufriedenheit mit dem Ergebnis der Verhandlungen heraus. Für Leuthardt kann ein Fall wie jener von der Clarastrasse in der Wohnschutzpolitik Schule machen: Er zeige, dass Investor:innen und Mieter:innen ihre unterschiedlichen «Sprachen» auf einen gemeinsamen Nenner bringen können.
Ähnliche Anliegen
Auch Eigentümer Flavio Spaini stellte im Verlauf der Gespräche mit dem Mieterinnen- und Mieterverband fest, dass die Interessen gar nicht so weit auseinander liegen. Man habe ähnliche Anliegen: «Faire Mietzinsen und nachhaltiges Bauen». Die Herangehensweise sei halt je nachdem eine andere.
«Wir sind sehr zufrieden mit dieser Einigung», so Spaini. Der Investor verpflichtet sich zu rein kostendeckenden Mieten von 80 Prozent des Wohnraums während mindestens fünf Jahren. Zudem soll der Neubau «nach besten ökologischen Grundsätzen» und insbesondere nach dem SIA 2040 Effizienzpfad Energie errichtet werden, wie der MV mitteilte. (sda/daf)
Einordnung des Autors
«Ende gut, alles gut», lautet die Botschaft, die der Basler Mieterinnen- und Mieterverband und die Eigentümer im Fall Clarastrasse 50 nach aussen tragen. Der Fall zeigt: Gegenseitiger Dialog ist möglich, auch im aufgeheizten Basler Wohnschutz-Umfeld. Schafft man es, aufeinander zuzugehen, kann es zu aussergerichtlichen Verhandlungen kommen, die unter Umständen Früchte tragen. Der Fall zeigt aber auch, dass zu Verhandlungen immer zwei Parteien gehören, die kompromissbereit sein müssen. Sei das die Vertretung der Mieter:innen oder die Seite der Eigentümer:innen. Harte Verhandlungen beinhalten gegenseitige Zugeständnisse. Dann sind sie zielführend. Ohne Dialog keine Verhandlungen, dann müssen die Gerichte entscheiden. So verzögern sich am Ende die Entscheide – und sie kommen mindestens eine Partei erst noch teuer zu stehen.
Die Basler Wohnschutzpolitik ist komplex, das Umfeld schwierig. Es wäre blauäugig zu denken, dass mit Dialog alle Streitigkeiten zwischen Investor:innen, Hausbesitzer:innen und Mieter:innen gelöst werden können. Aber die Bereitschaft zum Gespräch auf Augenhöhe kann Türen öffnen. Ein Versuch ist es allemal wert. (daf)
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lionofzion
bezahlbar für wen?
fspaini
Wir wollen ein durchmischtes Gebäude, somit sollen die Wohnungen für einen breiten Teil der Bevölkerung bezahlbar sein.
akjo
Zahlbare Wohnungen? Das sagt man immer ist aber nie so…
fspaini
Das sehen wir dann in ein paar Jahren. 😉