Kanadischer Premierminister wirft indischer Regierung Mord vor
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Kanadischer Premierminister wirft indischer Regierung Mord vor

19.09.2023 07:13 - update 19.09.2023 11:27

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Happige Vorwürfe von Kanadas Premierminister Trudeau: Die indische Regierung soll einen kanadischen Staatsbürger ermordet haben. Dieser gehörte einer separatistischen Bewegung an.

Kanadas Premierminister beschuldigt die indische Regierung in einem aufsehenerregenden Schritt des Mordes an einem kanadischen Staatsbürger. «In den vergangenen Wochen haben kanadische Sicherheitsbehörden aktiv glaubwürdige Behauptungen über eine mögliche Verbindung zwischen Agenten der indischen Regierung und der Ermordung des kanadischen Staatsbürgers Hardeep Singh Nijjar verfolgt», sagte Trudeau am Montag im kanadischen Parlament. Nijjar, ein bekannter Befürworter eines unabhängigen Sikh-Staates auf indischem Staatsgebiet, wurde im Juni vor einem Sikh-Kulturzentrum in Surrey in der kanadischen Region British Columbia erschossen. In Indien hatten Behörden lange nach Nijjar gesucht – ihm wurde unter anderem «Terrorismus» vorgeworfen. Er soll demnach bei mehreren Tötungen involviert gewesen sein und abspalterische Aktivitäten finanziert haben.

Umstrittene Bewegung

In Kanada leben viele Menschen indischer Herkunft. Besonders viele von ihnen gehören der Religionsgemeinschaft der Sikhs an. Der indische Premierminister Narendra Modi hatte sich zuletzt am Rande des G20-Gipfels in Neu Delhi ohne direkte Nennung ablehnend gegen die sogenannte Khalistan-Bewegung geäussert, der Nijjar angehörte. Diese förderte eine Abspaltung und stachelte zu Gewalt gegen indische Diplomaten an, sagte Modi nach Angaben seines Büros.

«Es müssen alle Schritte unternommen werden, um die Täter dieses Mordes zur Rechenschaft zu ziehen», sagte Trudeau weiter. Ottawa habe obersten Geheimdienst- und Sicherheitszirkeln der indischen Regierung seine tiefe Besorgnis ausgedrückt. Beim G20-Gipfel habe er auch Modi direkt auf den Vorfall angesprochen. «Ich fordere die indische Regierung weiterhin nachdrücklich auf, mit Kanada zusammenzuarbeiten, um dieser Angelegenheit auf den Grund zu gehen», so Trudeau. Das kanadische Aussenministerium teilte die Ausweisung eines ranghohen indischen Diplomaten mit.

Am Dienstag bestellte das Aussenministerium in Neu Delhi den kanadischen Botschafter ein und wies ebenfalls einen ranghohen Diplomaten aus. Dieser müsse das Land innerhalb von fünf Tagen verlassen, hiess es.

Indien weist Vorwürfe zurück

Die Behauptung, die indische Regierung sei an Gewalttaten in Kanada beteiligt, sei «absurd» und politisch motiviert, erklärte das Aussenministerium. So werde versucht, den Fokus von Terroristen und Extremisten der Khalistan-Bewegung abzulenken, die in Kanada Unterschlupf gefunden hätten. «Die Untätigkeit Kanadas in dieser Angelegenheit ist seit langem ein Grund zur Sorge», hiess es weiter. «Wir fordern die kanadische Regierung nachdrücklich auf, unverzüglich und wirksam gegen alle anti-indischen Elemente vorzugehen, die von ihrem Boden aus operieren.» (sda/nas)

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