Kantonsspital Baselland: Kritik und Vorwürfe gegen Spitalleitung wegen Personalabbau und Sparkurs
©Bilder: Keystone/Baseljetzt, Montage: Baseljetzt
Spardruck
Baselland

Kantonsspital Baselland: Kritik und Vorwürfe gegen Spitalleitung wegen Personalabbau und Sparkurs

02.12.2023 12:07 - update 08.12.2023 14:16
Ismael Rohwedder

Ismael Rohwedder

Im Kantonsspital Liestal häufen sich die Negativschlagzeilen. Die Spitalleitung fährt einen enormen Sparkurs und vergrault damit Personal und Gewerkschaften. Die Massnahmen gehen über die gesetzlich geltenden Regeln hinaus.

Was bisher geschah: Jüngst kritisierte die Geschäftsprüfungskommision des Baselbieter Landrats den Geschäftsbericht 2022 des Kantonsspitals Baselland (KSBL). Die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat haben sich 6,8 Prozent mehr Lohn ausbezahlt. Das KSBL erklärte die Entschädigung in ihrem Geschäftsbericht nicht. Regierungsrat und Gesundheitsdirektor Thomi Jourdan (EVP) erklärte, dass 2022 mehr Sitzungen stattgefunden hätten und Beträge vom Vorjahr ausbezahlt worden seien, die man zurückgehalten habe. Letzte Woche scheiterten die Lohnverhandlungen der Spitalleitung mit den Sozialpartnern zum Teuerungsausgleich im KSBL.

Die Kritik der Mitarbeitenden

Jetzt gehen Mitarbeitende des Kantonsspitals mit harten Vorwürfen an die Öffentlichkeit: Der Kritikbogen ist riesig. Aktuell werden Stellenprozente, die durch Pension und Mutterschaftsurlaub wegfallen, nicht ersetzt. Die Belastung dürfte für das verbleibende Personal noch grösser werden. Die Kommunikation der Geschäftsleitung sei dabei nicht transparent, die Kommunikation zum Stellenabbau wäre den Chefärzt:innen zugeschoben worden, heisst es von Spital-Mitarbeitenden.

In Kürze: Kritik der Mitarbeitenden

  • Wegfallende Stellenprozente durch Pension und Mutterschaftsurlaub würden in nächster Zeit nicht ersetzt.
  • Bettstationen würden zusammengelegt. Personal sei somit für Patient:innen zuständig, mit denen es wenig Erfahrung habe.
  • Durch Zentralisierung würden alle Instrumente im Bruderholzspital sterilisiert, dies führe dazu, dass regelmässig Instrumente fehlten.
  • Die Zeit zum Umziehen gelte im KSBL nicht als Arbeitszeit.
  • Das Weihnachtsgeschenk im Wert von 50 Franken wurde gestrichen, das freigewordene Budget werde dem Teamevent zugesprochen.

Durch die Zentralisierung von Leistungen sollen Kosten gespart werden. Dies ist im Sinne der Krankenkassenprämien-Zahlenden. Diese Umstellung findet im Kantonsspital Baselland aktuell statt, hierbei kommt es aber noch zu zahlreichen Unstimmigkeiten, wie die Rückmeldungen von Angestellten zeigen.

Durch die Zusammenlegung von Bettenstationen könne es sein, dass Mitarbeitende aus einem anderen Arbeitsbereich teilweise in einem völlig fremden Arbeitsbereich arbeiten müssten. Eine weitere Bestrebung ist die zentrale Sterilisation der Instrumente im Bruderholzspital. Dies führt laut einer anonym auftretenden Mitarbeiterin zu unhaltbaren Umständen: «Das hat jetzt dazu geführt, dass uns massenhaft Instrumente und Arbeitssachen fehlen. Es hat sogar dazu geführt, dass in operationslastigen Nächten nicht genug Material vorhanden war, und Chirurgen einfach mit falschen Operationsset, falschen Instrumenten operieren mussten. Das ist schlichtweg einfach fahrlässig». So fahre das KSBL einen enormen Sparkurs, und dies in einem System, das sich immer mehr verschlechtere. Mehr dazu siehst du im Video.

Stationäre Behandlungen würden ins ambulante Setting verschoben, so die Mitarbeiterin. Dies verursache eine Sparspirale, indem die durchschnittlichen stationären Ausgaben für eine Krankheit jedes Jahr unterboten werden müssten.

Jeden Tag ziehen sich die Mitarbeitenden in ihrer Freizeit um. Das Spital zahlt das vorgeschriebene Umziehen nicht. Andere Spitäler kennen dafür Geldpauschalen oder fünf bis zehn Minuten längere Pausen.

Ausserdem hat das KSBL das übliche Weihnachtsgeschenk, ein Gutschein im Wert von 50 Franken, gestrichen. Das Geld wird in das Budget für den Teamevents investiert. Die Mitarbeitenden kritisieren aber, dass in ihrem 24-Stunden-Betrieb niemals alle an diesem Teamevent teilnehmen könnten.

Die Kritik der Gewerkschaft

Der VPOD Region Basel kritisiert die generelle Sparpolitik des KSBL. Sie sei für das Spital nicht nachhaltig. Die Gewerkschaft beruft sich bezüglich der Umziehzeiten auf das Arbeitsrecht und das Bundesgericht: «Wenn Umziehen vor Ort vorgeschrieben ist, dies also im Betrieb passieren muss, dann ist dies Arbeitszeit und muss dementsprechend erfasst werden. Wir Verbände sind nicht bereit, das weiterhin zu akzeptieren, und prüfen eine Anzeige beim kantonalen Arbeitsinspektorat», erklärt Joël Lier, Gewerkschaftssekretär der VPOD Region Basel im Interview.

Das sagt die Leitung des Kantonsspitals Baselland

In Kürze: Reaktion des CEO

  • Wegfallende Stellenprozente würden nur in wenig frequentierten Bereichen nicht ersetzt.
  • Bei der zentralen Sterilisierung im Bruderholzspital sei es zu Problemen gekommen, da diese erst neu eingeführt wurde.
  • Die Umziehzeit müsse nicht bezahlt werden, dies ist im Arbeitszeitreglement des Gesamtarbeitsvertrags des KSBL so festgehalten.
  • Das Weihnachtsgeschenk würde anders eingesetzt, weil es auch zum 50-Franken-Gutschein negative Rückmeldungen gab.

Norbert Schnitzler, CEO des Kantonsspital Baselland, geht gegenüber Baseljetzt auf die zahlreichen Kritikpunkte von KSBL-Mitarbeitenden ein. Ihm ist die Korrektur zu den Entschädigungen des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung im Jahr 2022 wichtig. Sie haben sich nicht mehr ausgezahlt sondern Mehraufwände in Form von mehr Sitzungen gehabt sowie Beträge, welche Sie im 2021 sich nicht ausgezahlt haben im 2022 ausgezahlt. Das Kantonsspital stehe immer für Auskünfte bereit, hiess es.

Der Stellenabbau sei noch nicht offiziell kommuniziert, dies werde noch folgen. Die wegfallenden Stellenprozente würden in jenen Bereichen nicht ersetzt, in denen es belastungstechnisch möglich sei. Bei der Zentralisierung der Sterilisation im Bruderholzspital gesteht der CEO Fehler ein: «Grundsätzlich muss man hier festhalten: Ja, in diesem Umstellungsprozess sind Fehler passiert. Aber diese Fehler führten nie dazu, dass es wirklich zu einer Patientengefährdung kam. Das ist für uns das ausschlaggebende Kriterium», versichert Schnitzler im Interview.

Bei den Umziehzeiten sei klar geregelt, dass diese den Angestellten nicht vergütet werden müsse. Im Arbeitszeitreglement zum Gesamtarbeitsvertrag (GAV) ist dies festgehalten, dies konnte von Baseljetzt so auch verifiziert werden. Bei der Verhandlung dieses GAV sassen die Gewerkschaften auch mit am Tisch. Der CEO des KSBL betont, dass sich der CEO in dieser Hinsicht ebenfalls eine Änderung wünsche. Er wolle dies als Anlass dazu nehmen, auch andere Aspekte im GAV zu erneuern. Dabei habe das Spital mit den Sozialpartnern noch keine Einigung erzielen können. Weitere Erklärungen des KSBL-CEO Norbert Schnitzler im folgenden Video.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

02.12.2023 18:53

figtree5

das Kantonsspital Baselland ist seit über 10 Jahren die reinste Katastrophe, ich werde entweder in Dornach oder Basel ins Spital gehen wenn ich nötig ist und lieber Gott bewahre mich vor dem bruderholzspital

0 1

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.