
KI-Experte Karpi: «In fünf Jahren werden wir unsere Branche nicht wiedererkennen»
Baseljetzt
Sie komponiert Lieder, imitiert unsere Stimme oder schreibt ganze Texte: Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant. Was das für Kultur- und Kreativschaffende bedeutet, erklärt KI-Dozent und Komiker Karpi.
Wie beeinflusst KI das Schweizer Kultur- und Kreativschaffen? Diese Frage stellte sich vergangenen Dienstag eine Runde KI-Expertinnen und -Experten beim Anlass «Culture 2024» des Eidgenössischen Instituts für geistiges Eigentum im Basler Kongresszentrum.
Unter den Redner:innen war auch der Berner Komiker Patrick «Karpi» Karpiczenko. Sein KI-generierter Trailer eines fiktiven Heidi-Films ging letzten Sommer auf Twitter viral:
Das Video ist skurril, und wurde wohl genau deshalb millionenfach geklickt – vor allem in Japan. Baseljetzt hat den Urheber dieses witzig-verstörenden Heidi-Trailers am Anlass in Basel zum Interview getroffen, um über die Bedeutung der KI für die Medienbranche zu sprechen.
Baseljetzt: Was bedeutet dieser Einfluss der KI für Leute, die kreativ tätig sind?
Karpi: Die Auswirkungen von KI auf unsere Medienbranche sind extrem. Zunächst kommt es schleichend, aber in fünf Jahren werden wir unsere Branche nicht wiedererkennen. Das ist ein grosses Ding.
Zu unterscheiden, was KI-generiert und was von Menschen erschaffen wurde wird bald nicht mehr möglich sein. Was heisst das für Künstler:innen?
Ich denke, wir müssen nicht nur unsere Arbeit neu denken, sondern auch unser Verhältnis zu Medien und Verlagen überdenken. Wem vertrauen wir? Was wollen wir von unserem Content? All diese Fragen stehen noch aus.
Laut deiner Prognose wird man in ein paar Jahren nicht mehr von Firmen, sondern von Datensätzen sprechen, die man transparent machen muss. Was heisst das?
In ein paar Jahren werden wir nicht mehr von einzelnen Firmen wie ChatGPT, OpenAI oder Microsoft sprechen, sondern von den zugrunde liegenden Datensätzen. Denn das ist KI: komprimiertes, statistisches Wissen. Entscheidend ist also, mit welchen Daten diese Modelle trainiert wurden – mit welchen Archiven, oder sogar privaten Daten. Wir müssen ein Auge darauf haben und, wenn nötig, regulieren.
Du sagtest, KI übernimmt Stereotype, die schon existieren. Inwiefern wird das zur Herausforderung?
KIs werden mit Daten trainiert – und Daten spiegeln immer die Vergangenheit wider. Alles, was in der Vergangenheit existierte, sei es Sexismus, Rassismus oder bestimmte Weltbilder, ist auch in diesen Modellen enthalten. Dessen müssen wir uns bewusst sein.
Was ist die Herausforderung, wenn KI-gestützte Inhalte, wie zum Beispiel Videos, immer besser werden? Werden Kunstschaffende dann obsolet?
Die alte Art, Kunst zu machen, zu arbeiten und Medien zu produzieren, wird sicher obsolet. Aber das bedeutet nicht, dass wir als Kreative oder Künstler überflüssig werden. Ich glaube, wir müssen uns so gut es geht bilden, Leute aufklären und uns mit der neuen Technologie auseinandersetzen. Denn drücken können wir uns davor nicht.
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Sonnenliebe
KI bringt Erleichterung, birgt aber auch Gefahren.
Sensifer
😕😕