KI-Sensation «ChatGPT»: Das sagt die Uni Basel
©Baseljetzt
Automatisierung
Basel-Stadt

KI-Sensation «ChatGPT»: Das sagt die Uni Basel

19.01.2023 04:58 - update 21.01.2023 12:06
Nicolas Bieri

Nicolas Bieri

Eine KI-Software erschüttert die Hochschulen: Mit «ChatGPT» schreiben Studierende selbst wissenschaftliche Texte automatisiert. Das hat Folgen für Uni und Studierende.

Die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Universitäten mit sich. Eine große Gefahr besteht darin, dass automatisierte Prozesse und maschinelles Lernen dazu führen können, dass bestimmte Fähigkeiten und Kenntnisse überflüssig werden und somit Arbeitsplätze in Gefahr sind. Es ist wichtig, dass die Universitäten sich mit dieser Herausforderung auseinandersetzen und Maßnahmen ergreifen, um ihre Studierenden auf die Zukunft vorzubereiten.

Wahrscheinlich wirst du es nicht bemerkt haben, aber eigentlich beginne ich als Journalist erst hier mit meinem Text. Die Einleitung hat OpenAI’s neue KI-Sensation «ChatGPT» verfasst. Der Auftrag ans System war ganz einfach: «Schreibe eine Einleitung mit 200 Zeichen über die Gefahr von Künstlicher Intelligenz für Universitäten». Das Resultat ist genauso verblüffend wie erschreckend.

Wegen Beispielen wie diesen geht «ChatGPT» gerade weltweit viral. Zum Vergleich: Bei Instagram freuten sich die Gründer nach zwei Monaten über eine Million Nutzer. Bei «ChatGPT» wurde dieser Wert nach wenigen Tagen erreicht. Vor allem bei Studierenden hat sich das Onlinetool rasant verbreitet. Kein Wunder: Dank KI schreiben sich Hausarbeiten, Seminararbeiten oder gar Bachelor- oder Masterarbeiten innert weniger Sekunden.

KI-Sensation «ChatGPT»: Das sagt die Uni Basel
Der Beweis: «ChatGPT» antwortet auf meine Anfrage im Onlinetool. (Screenshot: Baseljetzt)

Uni Basel ist alarmiert

Der Trend hat längst auch die Hochschulen in der Region erreicht. Die Universität Basel hat kurzfristig eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die noch diese Woche ein erstes Mal zusammenkommt. Man räume der Entwicklung «hohe Priorität» ein, sagt die Uni auf Anfrage von Baseljetzt.

Die Uni verweist auf ihren Code of Conduct, welcher die Studierenden und Forschenden zu einem «wissenschaftlich integren Verhalten» animieren soll. So würden mit «ChatGPT» generierte Texte, die nicht als solche deklariert seien, dieser Integritätsordnung widersprechen, sagt ein Sprecher der Uni.

Auch FHNW betroffen

Ähnlich klingt es bei der Fachhochschule Nordwestschweiz. Daniel Halter, Vizedirektor Hochschulentwicklung der FHNW bestätigt, dass «ChatGPT» zurzeit in der Direktion besprochen werde. Es sei oberstes Ziel, dass die wissenschaftliche Integrität und Transparenz gewahrt bleibe.

Das Problem: Wie erkennen die Hochschulen, ob ein Text mit «ChatGPT» verfasst wurde oder nicht? «Aktuell kann unsere Plagiatssoftware nicht erkennen, wenn ein Text mit dem Tool verfasst wurde», gibt die Uni zu. Dies bestätigt auch die FHNW.

Das hänge damit zusammen, dass die Software keine Texte kopiere, sondern bei jeder Anfrage genuin neue Sätze formuliere. Inwiefern dann solche Texte als zitierfähig angesehen werden könnten, soll nun die neugegründete Arbeitsgruppe der Uni klären.

Wege der Koexistenz gesucht

Gemäss Uni mache es trotz grosser Herausforderungen keinen Sinn, die Technologie zu bekämpfen: «Diese Tools werden sich durchsetzen – nicht nur an den Universitäten». Deshalb sei es wichtig, dass die Studierenden den Umgang mit derartigen Hilfsmitteln lernen würden, «um die mittels KI zusammengetragene Informationen werten und filtern zu können».

An der FHNW stehe man der Entwicklung gar positiv gegenüber: «Wenn uns künstliche Intelligenz Arbeit abnehmen kann, ist das ja grundsätzlich begrüssenswert», sagt Daniel Halter. Ob er das auch im Falle einer Bachelorarbeit seiner Studierenden so sieht? «Ich kann mir gut vorstellen, dass KI auch hier eingesetzt werden könnte, sofern das entsprechend deklariert wird».

Suche nach neuen Prüfungsformen

Am Ende habe die Entwicklung aber vor allem Einfluss auf die Art der Prüfungsfragen. So verliere das reine schriftliche Abfragen von Wissen massiv an Wert, sagt Halter. «Wahrscheinlich wird die Bedeutung von mündlichen Prüfungen zunehmen», schreibt etwa die Uni Basel. Bei über 1’000 Studierenden mit zehn Fächern oder mehr, wird es jedoch kaum möglich sein, alle einzeln mündlich zu prüfen.

Wie auch immer: Die beiden Basler Hochschulen scheinen nicht die einzigen Institutionen zu sein, die sich mit den neuen Herausforderungen konfrontiert sehen. Inzwischen sei der Druck auf die Betreiberfirma OpenAI gestiegen, so dass diese über eine Art Wasserzeichen nachdenke, das mit «ChatGPT» erstellte Texte als solche erkennbar machen würde.

Wie lange es wohl dauert, bis findige Studierende auch für dieses Problem eine Lösung gefunden haben?

Transparenzhinweis:
In einer früheren Version dieses Textes stand «Microsofts neue KI-Sensation». Richtig ist, dass ChatGPT von der Firma OpenAI entwickelt wurde. Microsoft war jedoch tatsächlich ein früher Investor und soll rund eine Milliarde beigesteuert haben. Später seien weitere zwei Milliarden dazugekommen. Aktuell sei ein Zehn- Milliarden-Investment geplant, mit dem sich Microsoft rund ein Drittel an OpenAI sichern wolle. Trotzdem bleibt es damit aber natürlich weiterhin «OpenAI’s neue KI-Senation».
(nbi)

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

19.01.2023 18:33

Patrick

https://mastodon.online/@parismarx/109710490602517337

Btw. es wurde nicht von Microsoft entwickelt und gehört nicht Microsoft. Korrigiert das mal einer?

0 0
19.01.2023 12:35

jetzt_aber

Schrecklich,die Vorstellung, dass ich in Zukunft nie weiss, ob ich mit einem Menschen oder einer Maschine rede!

0 0

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.