Kinderkrebs Schweiz kritisiert Krankenversicherer
Internationaler Kinderkrebstag
Schweiz

Kinderkrebs Schweiz kritisiert Krankenversicherer

15.02.2023 10:28 - update 15.02.2023 10:29

Lars Franzelli

Am 15. Februar ist der internationale Kinderkrebstag. Anlässlich davon macht Kinderkrebs Schweiz Druck auf die Krankenversicherer. Diese würden noch immer die Kostenübernahme bei lebensrettenden Therapien ablehnen.

Rund 350 Kinder und Jugendliche erkranken jedes Jahr an Krebs. Dass diese die besten Therapien verdienen, darüber gibt es keine Diskussionen. Wer diese bezahlen soll, darüber schon eher. Die Organisation Kinderkrebs Schweiz wirft anlässlich des internationales Krebstages den Schweizer Versicherern vor, sich oft vor der Kostenübernahme zu drücken.

Was wenn die Standardtherapie nicht hilft?

In der Medienmitteilung schreibt die Organisation: «Obwohl es den Ärzten heutzutage gelingt, mehr als 80 Prozent der krebskranken Kinder zu heilen, lehnen Schweizer Versicherer immer noch allzu häufig die Kostenübernahme von lebensrettenden Therapien ab». Abgelehnt würden die Gesuche vor allem, wenn ein Kind nicht auf die Standardtherapie anspreche oder der Krebs zurückkomme, so Kinderkrebs Schweiz weiter.

Allmächtige Versicherer?

Ein Dorn im Auge ist der Organisation die Macht der Versicherer: Viele Familien würden sich über die «Allmacht der Versicherer und ihrer Vertrauensärzte» beklagen. Das Problem sei das System: «Die aktuelle Gesetzeslage überlässt dem Vertrauensarzt die schwierige Aufgabe, die Wirksamkeit einer Behandlung zu bestätigen und grünes Licht für die Kostenerstattung zu geben – oder eben nicht», so die Organisation.

Die meisten dieser Vertrauensärzte, würden über keinerlei Fachwissen auf dem Gebiet der pädiatrischen Onkologie verfügen, schreibt Kinderkrebs Schweiz. «Einige Kindertumore sind sehr selten und die Krankenkassen derart zahlreich, dass ein Vertrauensarzt nur einmal in seinem Leben mit ein und demselben Fall konfrontiert wird», so Valérie Braidi-Ketter, CEO von Kinderkrebs Schweiz. Das führe dazu, dass die Versicherer bei komplexen Fällen im Schnitt 50 Prozent der Gesuche auf Kostengutsprache erstmalig ablehnen würden, steht in der Medienmitteilung weiter. Die Ablehnungsquote bei Standardtherapien liege ebenfalls bei zehn Prozent.

Wettlauf gegen die Zeit

Wenn die Kosten für eine Behandlung vom Versicherer abgelehnt werden, beginne für die behandelnden Kinderonkologen oft ein Wettlauf gegen die Zeit, so Kinderkrebs Schweiz. Sie müssten dann andere Möglichkeiten finden, die lebensrettenden Therapien zu finanzieren.

In der Medienmitteilung fordert Kinderkrebs Schweiz eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Ziel dabei sei es, die Kostenübernahme
von Standardbehandlungen zu automatisieren und bei komplexen Fällen ein Expertengremium aus dem Bereich der pädiatrischen Onkologie in die Entscheidungsfindung bindend miteinzubeziehen, so die Organisation weiter.

Santésuisse sieht keinen Handlungsbedarf

Auf Anfrage von Baseljetzt schreibt der Branchenverband der Schweizer Krankenversicherer santésuisse: «Wenn ein Kind an Krebs erkrankt, ist das für die Betroffenen eine schreckliche Situation. In der Schweiz ist es so, dass diese Therapien durch die Krankenversicherer so gut wie immer finanziert werden, selbst wenn beispielsweise noch keine offizielle Zulassung vorliegt.» Das habe das BAG kürzlich in einem Bericht gezeigt, so der Verband. Im Vergleich mit dem Ausland stünden deshalb die Chancen auf Heilung gut. «Wir sehen dementsprechend keinen grundsätzlichen Handlungsbedarf, wir müssen das heutige sehr gute System beibehalten», so santésuisse weiter.

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