
Kommt man mit «Viola» nachts sicher nach Hause?
Viktoria Stauffenegger
Nachts den Weg nach Hause mit virtueller Begleitung bestreiten – dafür gibt es verschiedene Anbieter. Generell schützen diese aber nicht vor Übergriffen.
Es ist spät am Abend und der Nachhauseweg führt durch eine dunkle Strasse oder eine Unterführung. Zu später Stunde sind kaum Menschen unterwegs. Ein ungutes Gefühl macht sich breit. Folgt mir jemand? Wer geht auf der anderen Seite der Strasse? Was mache ich, wenn die Situation gefährlich wird? Viele kennen solche Unsicherheiten und das ungute Gefühl, nachts alleine unterwegs zu sein.
Im Notfall die Polizei rufen
Viele greifen zum Handy, wenn sich sich nicht mehr sicher fühlen. Sie rufen ein Familienmitglied an oder schicken der besten Freundin den Standort. Für den Fall, dass gerade niemand erreichbar ist, werden virtuelle Begleit-Services angeboten, zum Beispiel per Video-Call.
Die kostenlose App «WayGuard« von Axa Winterthur bietet einen solchen Service an. Die Nutzerin der App kann sich von Vertrauenspersonen oder dem WayGuard-Team per Anruf begleiten lassen. Mittels GPS-Daten weiss die Person am anderen Ende der Leitung, wo die Nutzerin gerade ist.
Ein ähnliches Angebot nennt sich «Viola Walk Home». Hier wird man per Video-Call auf Instagram mit einem Freiwilligen vernetzt. Der Ablauf ist einfach: «Der Termin wird im Vorhinein vereinbart. Die Nutzerin wählt die Sprache und das Land aus, dann wird ein passender Freiwilliger gesucht, der für diesen Zeitraum die virtuelle Begleitung übernehmen kann», erklärt Sarena Da Silva Pereira. Sie ist eine der freiwilligen Mitarbeiterinnen von «Viola Walk Home» und begleitet Personen in der Schweiz virtuell auf ihrem Weg nach Hause.
Fälle, in denen Frauen während des Video-Calls von Männern verfolgt wurden, gab es bereits, sagt Pereira. Doch «Viola Walk Home» sei zur Prävention da. Sollte der Ernstfall eintreffen, rufen die Begleitpersonen die Polizei und geben den Standort der Nutzerin preis. Dies aber nur, wenn die Mitarbeiter zuvor die Erlaubnis der Person erhalten haben, so Sarena Da Silva Pereira.
Kein genereller Schutz vor Übergriffen
Schützt eine virtuelle Begleitung überhaupt vor einem Übergriff? Einen solchen verhindern könne eine Begleit-App nicht in jedem Fall, sagt Seraina Hofmann, Polizistin der Jugend- und Präventionspolizei Basel-Stadt. Doch die Nutzerin könne sich durch die virtuelle Begleitung selbstsicherer fühlen und dies nach Aussen ausstrahlen. «Daraus ergibt sich die Chance, dass ein Täter eine Frau weniger als Opfer wahrnimmt», sagt Seraina Hofmann. Die Grenzen der App sollten den Nutzern aber bewusst sein, so die Polizistin, «damit man einschätzen kann, wann es richtig und wichtig ist, die 117 anzurufen».
Weiter empfiehlt sie, dass man frequentierte Strassen benutzt oder einen Umweg in Kauf nimmt, sich um auf gut beleuchteten Strassen zu bewegen. Ausserdem sollte auf Kopfhörer verzichtet werden, damit man die eigene Umgebung besser wahrnehmen kann, sagt die Polizistin.
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