Leben mit dem Luchs im Tafeljura – was ändert sich?
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Leben mit dem Luchs im Tafeljura – was ändert sich?

01.07.2023 08:47 - update 01.07.2023 15:08

Julia Schwamborn

Der Luchs hat sich seinen Lebensraum im Schweizer Tafeljura zurückerobert. 50 Jahre nach der künstlichen Ansiedlung fühlt sich die Raubkatze auch bei uns im Baselbiet ganz wohl.

Hier spaziert ein Luchs durch den Wald bei Muttenz. Eine Frau hielt den seltenen Moment mit dem Handy fest.

Der Luchs hatte es in der Schweiz nicht einfach

Der Luchs wurde im Verlauf des 19. Jahrhunderts in der Schweiz komplett ausgerottet. Nicht nur wurde er mit allen Mitteln verfolgt, auch seine Lebensgrundlage wurde vernichtet, Wälder weitgehend abgeholzt. Auch andere Beutetiere teilten sein Schicksal. Erst mit der Wiederaufforstung der Wälder und der Rückkehr der Hirsche und Rehe im 20. Jahrhundert, war sein Lebensraum wiederhergestellt.

Der Bund entschied im Jahr 1967, den Luchs in der Schweiz künstlich anzusiedeln. Ab 1971 wurden die ersten Luchspaare aus den Karpaten in den Kantonen Obwalden und Jura freigelassen. Der Luchs kehrte allerdings nicht in eine unberührte Wildnis zurück. Er muss sich den Lebensraum seither mit dem Menschen teilen, der die Landschaft dominiert.

Grosse Streifgebiete, wenig Sichtungen

Wie viele Luchse das Baselbiet momentan zählt ist schwer einzuschätzen. Die Tiere haben weitreichende Streifgebiete, erklärt Manuela von Arx von der Stiftung KORA gegenüber Baseljetzt Die Spannbreite reiche von 40 bis 400 km², bei den Weibchen liege der Durchschnitt bei ca. 100 km², bei Männchen gar bei 150 km², so von Arx. «Im Referenzgebiet Jura Nord (Kantone Jura, Bern, Solothurn, Basel-Landschaft) inklusive Erweiterung wurden im Winter 2021/22 21 Luchse fotografiert. Neun davon wurden im Baselbiet fotografiert, haben also Teile ihres Streifgebiets dort.»

Die Stiftung KORA mit Sitz in Ittingen beschäftigt sich mit Raubtierökologie und Wildtiermanagement. Neben der Erforschung von Lebensweisen sowie der Beobachtung von Populationsentwicklungen bei Wildtieren erarbeitet sie Grundlagen für ein konfliktarmes Zusammenleben der grossen Raubtiere mit den Menschen. Auch Bund und Kanton beschäftigen sich mit dem Schutz und Management des Luchses und haben die Zuständigkeit für die Überwachung der Bestände inne.

Das Baselbiet: Ein guter Lebensraum für Luchse

Der Luchs fühle sich wohl in der Region, erklärt von Arx. Die wichtigen Punkte wie genügend Nahrung und Rückzugsgebiete machten das Baselbiet zum guten Lebensraum. Wichtig sei jedoch, dass man die bestehenden Teilpopulationen besser zu vernetzen versucht. Dies beispielsweise zwischen dem Jura und den Alpen. Damit könne man dem Problem der Inzucht bei einer so kleinen Population entgegenwirken. «Im Gegensatz zu den Männchen wandern Weibchen nicht weit ab, sondern siedeln sich an bestehende Reviere an. Deshalb breiten sich Luchspopulationen nur sehr langsam aus», erklärt von Arx.

Manuela von Arx beschreibt: «Erwachsene Luchse halten sich alle Jahreszeiten über im selben Gebiet auf. Subadulte, also ca. einjährige Tiere, müssen abwandern, um sich ein eigenes Revier zu suchen». Die Weibchen kümmern sich um die Aufzucht der diesjährigen Jungtiere. Diese seien momentan noch in den Wurfhöhlen, würden sich jedoch bald auf erste Ausflüge machen.

Rückkehr als positives Anzeichen

Barbara Saladin vom Naturpark Baselbiet erklärt auf Anfrage: «Dass der Luchs sich im Oberbaselbiet wieder ausgebreitet hat, begrüssen wir sehr. Er hat für unsere Wälder als natürlicher Regulator der Wildbestände eine positive Bedeutung». Seit bald 20 Jahren sei das Tier in der Region ansässig. Für Menschen stelle er absolut keine Gefahr dar, so Saladin. Auch dass Nutztiere durch ihn gerissen würden, sei sehr selten.

Der Luchs sei ein scheuer und eher zurückgezogener Bewohner des Tafeljuras. Dass man einen Luchs auf einer Wanderung zu Gesicht bekomme, wäre ein grosser Zu- und Glücksfall, so Barbara Saladin gegenüber Baseljetzt. Angst brauche man definitiv nicht zu haben und damit seien auch Vorsichtsmassnahmen bei Waldbesuchen obsolet.

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