Seit 2016 gibt es auf dem Friedhof am Hörnli die Möglichkeit, sich in einem Gemeinschaftsgrab unter einem Baum beisetzen zu lassen. Das Angebot ist so gefragt, dass bereits der dritte Baum genutzt wird.

Begonnen hat alles mit einer einzelnen Rotbuche in Waldnähe an erhöhter Stelle am Rande des Friedhofs am Hörnli. «Von dort hat man eine schöne Aussicht», sagt Anja Bandi, Leiterin der Friedhöfe Basel. Der rund 80 Jahre alte Baum wurde als geeigneter Ort für ein Gemeinschaftsgrab auserkoren.

Die Baumbestattung hebt sich von anderen Arten der Bestattung ab: «Die Nähe zur Natur ist sicher ein Punkt. Zudem können bei der Baumbestattung die Angehörigen anwesend sein. Das ist bei anderen Gemeinschaftsgräbern nicht möglich», so Bandi. Zudem wüssten die Leute, wo ihre Angehörigen begraben seien.

Die Friedhöfe Basel haben pro Gemeinschaftsgrab einen genauen Plan in Form eines Rasters. So wissen sie stets, wo es bereits Urnen und wo es noch Platz hat. Vom Plan abgewichen wird nur, wenn sonst eine Wurzel verletzt würde. Denn der Baum dürfe nicht verletzt werden, so Bandi. Eine Beisetzung ist dann auch nur in einer vom Friedhof vorgegebenen Holzurne möglich: «So wissen wir, welches Material in der Nähe des Baums ist».

Angebot wird ausgebaut

Was klein anfing, wird mittlerweile rege genutzt. Unter der eben beschriebenen Rotbuche ist seit 2020 kein Platz mehr. 304 Urnen fanden einen Platz. Seither werden die Urnen unter einer zweiten Rotbuche in unmittelbarer Nähe beigesetzt. Die zweite Rotbuche bietet Platz für 370 Urnen.

Bei der Rotbuche werden die Verstorbenen ohne Namensnennung beigesetzt. «Wir haben aber herausgespürt, dass bei Gesprächen auch oft nach einer Baumbestattung mit Namensnennung gefragt wurde», so Bandi. Zudem sei der Weg zu den Rotbuchen am Hang für Leute beschwerlich, die nicht mehr so gut zu Fuss sind.

Deshalb wurde im Januar 2022 das Angebot durch eine stolze, fast hundertjährige Eiche erweitert: Etwas näher beim Eingang und mit der Möglichkeit, die Ruhestätte mit einer Namenstafel zu ergänzen. Das kommt an: Mittlerweile werden etwa vier von fünf Baumbestattungen unter der Eiche vorgenommen. «Es freut uns sehr, dass das gut ankommt und wir es richtig herausgespürt haben».

Unterschiedliche Gründe für Baumbestattungen

Die Leute, die das Angebot in Anspruch nehmen, seien ganz unterschiedlich, meint Bandi. Es sei sicher so, dass die Individualisierung auch bei ihnen ein Thema sei, ergänzt Bandi: «Viele Leute machen sich Gedanken und fragen sich: Wo möchte ich eigentlich begraben werden?»

Es gebe dann aber auch verschiedenste Gründe dafür, warum das Angebot genutzt werde: Gewisse schätzten, dass der Unterhalt bei dieser Art Gemeinschaftsgrab von den Friedhöfen Basel durchgeführt wird. «Das entlastet», meint Bandi. Bei anderen hat sich die verstorbene Person eine Beisetzung in einem Gemeinschaftsgrab gewünscht.

«Für viele ist das Hauptargument aber die Nähe zur Natur und die Symbolik des Baums», so Bandi. «Das kennt man auch aus der Literatur: Bäume spenden den Leuten seit jeher Kraft». Sie seien schön anzuschauen, symbolisierten Stabilität: «Ein Baum gibt einem wahnsinnig viel», ergänzt Bandi.

Es werden bereits die nächsten Bäume gepflanzt

Noch hat es viel Platz unter den beiden Bäumen. Bei rund drei Baumbestattungen pro Woche ist dennoch klar, dass in einigen Jahren die Kapazität ausgeschöpft ist. Deshalb wurden bereits zwei weitere Bäume auserkoren: ein Tulpenbaum und eine Eiche. Nachdem die Stadtgärtnerei und Fachleute das Okay gegeben haben, wurden die beiden Bäume vor zwei Wochen verpflanzt. Sie werden dereinst den Menschen Trost spenden.