Aufstand in Russland: Putin kündigt Bestrafung von «Verrätern» an
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Aufstand in Russland: Putin kündigt Bestrafung von «Verrätern» an

24.06.2023 07:31 - update 24.06.2023 09:40

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Aufstand in Russland: Mitten in der Anfangsphase der ukrainischen Gegenoffensive kommt es im ganzen Land zu Kämpfen zwischen der russischen Armee und den Wagner-Söldnern.

In der Nacht auf Samstag eskaliert der Machtkampf zwischen der russischer Militärführung und der Söldnertruppe Wagner. Nach schweren Anschuldigungen des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin gegen Verteidigungsminister Sergei Schoigu und einer Drohung, in der russischen Militärführung aufzuräumen, leiteten russische Strafverfolgungsbehörden am Freitagabend Ermittlungen gegen Prigoschin wegen versuchten bewaffneten Aufstands ein.

Seit Monaten spitzt sich ein Streit zwischen Wagner-Chef Prigoschin, eigentlich einem Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin, und der russischen Militärführung zu. Wagner wirft dem Verteidigungsministerium schlechte Führung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vor und hat vor allem Verteidigungsminister Sergej Schoigu wiederholt scharf kritisiert.

Putin spricht von Verrätern

Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach dem bewaffneten Aufstand von Verrat gesprochen. Wer Waffen erhebe und bewaffneten Aufstand organisiere, werde bestraft, sagte Putin in einer Rede am Samstag. Der Kremlchef forderte die Wagner-Kämpfer auf, ihre Teilnahme an kriminellen Handlungen umgehend zu beenden. Seine Streitkräfte hätten den Befehl erhalten, jene zu neutralisieren, die den Aufstand organisiert hätten.

Teile von Rostow am Don besetzt

Dem 61-jährigen Prigoschin drohen laut Generalstaatsanwaltschaft zwischen 12 und 20 Jahren Freiheitsstrafe. Er hatte am Freitagabend die Militärführung beschuldigt, ein Lager seiner Söldnertruppen mit Artillerie, Hubschraubern und Raketen angegriffen und dabei viele seiner Männer getötet zu haben. Dabei drohte er mit Gegenmassnahmen. Er habe 25’000 Männer unter Befehl, die nun aufklären würden, warum solch eine Willkür im Land herrsche.

Nach eigenen Angaben wurden wichtige militärische Objekte in Rostow am Don im Süden Russlands besetzt. «Unter unserer Kontrolle befinden sich Militärobjekte Rostows, darunter auch der Flugplatz», sagte Prigoschin in einem am Samstagmorgen veröffentlichten Video. Er behauptete, in der Stadt in der Grenzregion zur Ukraine kontrollierten seine Kämpfer auch das Hauptquartier der russischen Armee für den Süden des Landes. Unabhängig überprüfen liess sich das zunächst nicht. Eine Stellungnahme des russischen Verteidigungsministerium gab es nicht dazu.

Der Gouverneur der russischen Region Rostow, die an die Ukraine grenzt, rief die Bevölkerung dazu auf, Ruhe zu bewahren und nach Möglichkeit die Häuser nicht zu verlassen. Auch in der Hauptstadt Moskau waren die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden.

Anti-Terror-Massnahmen in Kraft

Angesichts der sich zuspitzenden Konflikte hat in der Hauptstadt Moskau Bürgermeister Sergej Sobjanin Anti-Terror-Massnahmen in Kraft gesetzt. Es seien etwa bereits verstärkte Verkehrskontrollen auf den Strassen eingeführt worden, schrieb er am Samstagmorgen auf seinem Telegram-Kanal. Ausserdem seien Einschränkungen von Massenveranstaltungen möglich. «Infolge der eingehenden Informationen werden in Moskau Anti-Terror-Massnahmen zur Stärkung der Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt», schrieb Sobjanin. Er bat die mehr als 13 Millionen Einwohner der Metropole um Verständnis.

Auch der Gouverneur der Region um Moskau, Andrej Worobjow, schrieb auf Telegram von hochgefahrenen Sicherheitsvorkehrungen. Worobjow rief die Menschen zudem auf, wenn möglich auf private Autofahrten in Richtung Südrussland zu verzichten, wo die Situation derzeit besonders angespannt ist.

Ukraine reagiert mit Spott

In der Ukraine waren die Berichte über den internen Machtkampf mit Genugtuung und Spott aufgenommen worden. Die ukrainische Armee schrieb auf Twitter: «Wir schauen zu.»

(sda/lab)

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