Macron entlässt Premierministerin Élisabeth Borne
©Bild: Keystone
Regierungskrise
International

Macron entlässt Premierministerin Élisabeth Borne

09.01.2024 05:57 - update 08.01.2024 23:45

Baseljetzt

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stellt seine Regierung neu auf und tauscht die Premierministerin aus. Élisabeth Borne hat nach einem Gespräch mit Macron am Montagabend den Rücktritt ihrer Mitte-Regierung eingereicht.

Formell ist der Rücktritt des Premierministers in Frankreich an den Rücktritt der gesamten Regierung gekoppelt. Wie Borne sind sämtliche Ministerinnen und Minister daher zunächst nur noch geschäftsführend im Amt. Erwartet wird aber, dass Macron an vielen der Schwergewichte der bisherigen Regierung festhalten und möglicherweise nur an einigen Stellen Neubesetzungen vornehmen wird.

Macron, der seit den Parlamentswahlen 2022 in der Nationalversammlung keine absolute Mehrheit mehr hat und auf Stimmen der Opposition angewiesen ist, geht es um einen Befreiungsschlag. Schon die heftig umstrittene Rentenreform im vergangenen Jahr drückte er letztlich nur ohne Endabstimmung in der Nationalversammlung durch. Zuletzt gab es im Dezember Schwierigkeiten mit dem neuen Immigrationsgesetz, einem weiteren Schlüsselvorhaben des Präsidenten. Das Vorhaben wurde verabschiedet, nachdem die Regierung den konservativen Républicains massive Zugeständnisse gemacht hatte – auf Kosten heftiger Spannungen innerhalb des Macron-Lagers, bis hin zum Rücktritt des damaligen Gesundheitsministers Aurélien Rousseau.

Herausforderung von rechts aussen

Dabei kommen auf Macron in den kommenden Monaten wichtige Herausforderungen zu. Marine Le Pens Rechtsnationale drohen seine Truppen bei der Europawahl deutlich zu überholen. Zudem will das Grossereignis der Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris im Sommer organisiert werden, bei denen Frankreich sich von seiner besten Seite präsentieren will. Erwartet wird, dass Macron vor allem nach den internen Querelen mit einem erneuerten Kabinett gestärkt voranschreiten und sein Lager zusammenhalten will.

Spekuliert wird nun, wer auf Borne folgen könnte. Als aussichtsreicher Kandidat gilt der politische Senkrechtstarter Gabriel Attal, der den Französinnen und Franzosen als Regierungssprecher bekannt war und zuletzt mit gerade einmal 34 Jahren das Bildungsministerium leitete. Attal gilt als recht beliebt und hat den Ruf, auch mit Vertretern anderer politischer Lager in der Sache diskutieren zu können.

Lecornu wohl zu konservativ

Gehandelt werden zudem der amtierende Verteidigungsminister Sébastien Lecornu. Berichten zufolge ist der 37-Jährige einigen im Macron-Lager jedoch zu konservativ. Chancen werden ausserdem dem 43-jährigen ehemaligen Landwirtschaftsminister Julien Denormandie zugeschrieben, der wie Macron von Links kommt und ein früher Wegbegleiter des Präsidenten ist.

Einfluss auf Frankreichs Handeln auf europäischer Ebene dürfte die Regierungsumbildung ebenso wenig haben wie auf die Beziehungen zu Deutschland. Der Präsident hält in der französischen Innen- und Aussenpolitik letztlich die Fäden in der Hand. Dem vorgegebenen Kurs folgen der Premier und die Regierung in aller Regel.

Macron-Borne war kein Traumpaar

Dass das Paar Macron-Borne kein Traumpaar war, wurde mehrfach deutlich. Borne stellte wiederholt klar, dass sie eigene Standpunkte vertritt – für eine Premierministerin in Frankreich eher ungewöhnlich. Mehrfach prophezeiten ihr die französischen Medien bereits den Rausschmiss. Doch Macron hatte, so schien es zumindest, keine bessere Alternative als die eher kühl auftretende und systematisch agierende Borne parat.

Auch wenn sie es nicht wie von Macron gewünscht schaffte, eine verlässliche Mehrheit in der Nationalversammlung zu bilden, boxte sie doch seine Schlüsselvorhaben der Rentenreform und jüngst des Einwanderungsgesetzes gegen teils erheblichen Widerstand auf der Strasse und im Parlament durch. Macron dankte ihr auf der Plattform X, vormals Twitter, nun «von Herzen». Sie habe vorbildlich gearbeitet. (sda/mal)

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

08.01.2024 21:02

mil1977

Frankreich ist längst durch. Selbst bei einem völligen Stopp der Massenmigration wird die Geburtenrate den Rest erledigen. Irgendwann wird der Augenblick kommen, an welchem die Bewohner der Banlieues koordiniert aus ihren Gebieten herausgehen und zum Ruanda-Style übergehen werden. Dafür braucht es nur einen entscheidenden Moment, einen Aufruf auf den Sozialen Medien. Und mit jedem vergehenden Augenblick wird es wahrscheinlicher, während die Demographie weiter kippt.

1 0

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.