Masern und Co.: Grosse Versäumnisse bei Kinder-Impfungen während Pandemie
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Masern und Co.: Grosse Versäumnisse bei Kinder-Impfungen während Pandemie

20.04.2023 10:20 - update 20.04.2023 14:13

Baseljetzt

Die Corona-Pandemie hat unsere Gesellschaft massgeblich beeinflusst. Manche dieser Einflüsse treten jetzt erst zu Tage: Es wurden massive Versäumnisse bei Impfungen gegen schwere Kinderkrankheiten festgestellt.

Bei rund 67 Millionen Kindern wurde in den Jahren 2019 bis 2021 die routinemässigen Impfungen etwa gegen Masern und Kinderlähmung ganz oder teilweise versäumt. Dies teilte das Uno-Kinderhilfswerk Unicef am Donnerstag in einem Bericht mit. Ursachen seien die Lockdowns und Behinderungen in der Gesundheitsversorgung während der Pandemie gewesen.

Errungener Fortschritt untergraben

«Mehr als ein Jahrzehnt hart errungener Fortschritte bei routinemässigen Immunisierungen während der Kindheit sind untergraben worden», heisst es in dem Bericht. Bei den Impfungen von den Kindern wieder auf Kurs zu kommen, werde eine «schwierige» Aufgabe.

Angesichts dieser Entwicklungen müssten Regierungen weltweit unbedingt Massnahmen ergreifen, forderte Unicef. Ansonsten «könnte die nächste Welle von Todesfällen eine wachsende Zahl von Kindern betreffen, die an Masern, Diphtherie oder anderen vermeidbaren Krankheiten erkranken».

Die Impfabdeckung von Kindern ging dem Report zufolge in 112 Ländern zurück und sank global um fünf Prozentpunkte auf 81 Prozent – der tiefste Stand seit 2008. Besonders stark betroffen von dieser Impf-Unterversorgung bei Kindern seien Afrika und Südasien gewesen.

Weniger Vertrauen

Der Anteil der Kinder, die weltweit gegen die Masern geimpft wurden, sank dem Bericht zufolge zwischen 2019 und 2021 von 86 auf 81 Prozent. «Impfungen haben eine wirklich wichtige Rolle dabei gespielt, mehr Kindern ein gesundes und langes Leben zu ermöglichen», sagte der Hauptredakteur des Berichts, Brian Keeley, der Nachrichtenagentur AFP. «Jeder Rückgang der Impfquote ist besorgniserregend.»

Dem Bericht zufolge sank das Vertrauen in Kinderschutzimpfungen in einer grossen Mehrheit der untersuchten Staaten: In 52 von 55 Ländern ging das Bewusstsein für die Bedeutung von Schutzimpfungen demnach zurück. In den meisten Ländern gaben vor allem Menschen unter 35 Jahren sowie Frauen an, dass ihr Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder seit Beginn der Pandemie eher abgenommen habe.

Trotz des Vertrauensrückgangs ist die Unterstützung für Impfungen laut Unicef grundsätzlich weiterhin relativ gross. So sagten in fast der Hälfte der untersuchten Länder mehr als 80 Prozent der Befragten, dass das Impfen von Kindern wichtig sei.

«Beunruhigendes Signal»

Eine Kombination verschiedener Faktoren könnte jedoch zur Folge haben, dass eine zögerliche Haltung gegenüber Impfungen zunimmt, warnte das Kinderhilfswerk. Dazu zählten unter anderem die Unsicherheit über den Umgang mit der Corona-Pandemie, weit verbreitete Desinformation, ein schwindendes Vertrauen in Fachwissen sowie eine politische Polarisierung.

«Auf dem Höhepunkt der Pandemie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in kürzester Zeit Impfstoffe entwickelt, die unzählige Leben gerettet haben. Doch trotz dieser historischen Leistung waren Ängste und Desinformationen über Impfstoffe so weit verbreitet wie das Virus selbst», konstatierte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. «Die neuen Daten sind ein beunruhigendes Signal. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder der Pandemie zum Opfer fällt.» (sda / amu)

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