Matura vs. Weltmeisterschaft: Erste WM für Baselbieter Leichtathlet Elijah Thommen
Florian Vögeli
Die Weltmeisterschaften der Para-Leichtathletik beginnen am Freitag in Japan. Eigentlich hätten sie 2021 in der japanischen Stadt Kobe stattfinden sollen. Wegen der Corona-Pandemie wurden sie aber verschoben. Mit dabei ist der Baselbieter Elijah Thommen.
Es sind die ersten Weltmeisterschaften in der noch jungen Karriere von Elijah Thommen. Vor einer Woche steckte der Baselbieter noch in Sissach in den letzten Vorbereitungen. Heute ist er bereits in Japan, denn morgen Freitag beginnen dort die Weltmeisterschaften. Die Vorfreude, aber auch die Nervosität waren dem 19-Jährigen aus Gelterkinden schon letzte Woche anzumerken.
Entsprechend gross war die Freude über seine erste Qualifikation für den Grossanlass. «Damals konnte ich aber noch gar nicht richtig realisieren, dass es schon bald nach Japan geht. Jetzt kommt es so langsam. Es ist auch ein bisschen beängstigend. Aber ich freue mich riesig auf den Wettkampf und auf das Erlebnis, mich mit den besten Athleten der Welt messen zu können», beschreibt Thommen seine Gefühlswelt letzte Woche im Training.
Maturaprüfungen vor und nach der WM
Seine Disziplinen sind 100 Meter Sprint und Weitsprung. In erster Linie will er in Japan Erfahrungen sammeln, die Stimmung aufsaugen und die Zeit möglichst geniessen. Sportlich hat er vor allem im Weitsprung grosse Ambitionen. In seiner Klassifizierung gehört er dort zu den acht Besten der Welt. Deshalb will er den Final erreichen.
Natürlich hätte er auch nichts dagegen, sich für die Paralympics Ende August zu qualifizieren. «Ich nehme es, wie es kommt. Vielleicht klappt die Qualifikation ja doch noch über die WM. Deshalb bin ich positiv gestimmt. Aber ich muss mich auch ein bisschen bremsen. Ich bin schon sehr ehrgeizig, aber man darf sich auch nicht zu sehr verkrampfen. Man muss den Spass am Ganzen behalten», so Thommen.
Und für seine nächste Teilnahme an den Paralympics 2028 in Los Angeles hat der junge Sportler noch alle Zeit der Welt. Doch die hat er neben dem Sport nicht, denn er steht kurz vor dem Abschluss des Gymnasiums. «Ich habe jetzt schon drei Maturaprüfungen hinter mir und die restlichen kann ich nach der WM schreiben. So kann ich mich jetzt wirklich auf den Sport konzentrieren», wie Thommen weitererzählt.
Das Messen mit uneingeschränkten Athleten
Als Ausgleich zu Sport und Schule macht Thommen viel Musik. Er spielt Klavier und singt. Trotzdem ist sein Leben im Moment sehr anspruchsvoll. «Im Moment ist es eine sehr intensive Zeit. Aber wenn man Spass hat und alles ein bisschen lockerer nimmt, dann klappt es – zumindest für mich im Moment – ganz gut».
Thommen leidet seit seiner Geburt an einer Zerebralparese. Das bedeutet, dass seine rechte Körperhälfte in Koordination und Kraft eingeschränkt ist. Irgendwann in seiner Entwicklung musste er einsehen, dass er mit dieser Krankheit im Leistungssport nicht mit uneingeschränkten Athleten mithalten kann.
Trotzdem misst er sich ab und zu auf regionaler Ebene mit ihnen. «Auf regionaler Stufe bin ich eigentlich noch ziemlich weit vorne. Das freut mich unheimlich. Ich sehe das auch wirklich als Herausforderung, dass ich auf diesem Niveau uneingeschränkte Athleten herausfordern und auch schlagen kann. Ich finde es sehr cool, wenn man als Para-Athlet auf einem regionalen Podest stehen kann.»
Doch nun geht es an der WM um internationale Podestplätze. Bereits morgen Freitagabend, 17. Mai 2024, ist Thommen zum ersten Mal im Einsatz. Um 18 Uhr sprintet er über 100 Meter. Der Weitsprungfinal beginnt dann am Mittwochmorgen, 22. Mai 2024, um 09.55 Uhr – hoffentlich auch mit Schweizer Beteiligung, also mit Elijah Thommen. Das komplette Programm der Schweizer Athleten findest du hier.
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