Mehr Elternzeit: 22 zusätzliche Wochen gefordert
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Schweiz

Mehr Elternzeit: 22 zusätzliche Wochen gefordert

14.02.2023 11:47 - update 14.02.2023 16:03

Baseljetzt

Mütter und Väter in der Schweiz sollen mehr als doppelt so viel Elternzeit erhalten: 38 statt bisher 16 Wochen. Fast die Hälfte davon sollen die Väter beziehen. Das fordert die Kommission für Familienfragen.

Der Vorschlag von mehr Elternzeit ist nicht neu. Doch die Kommission für Familienfragen nimmt jetzt auch die Väter stärker in die Pflicht: Mindestens 15 der neu 38 Wochen soll der Vater beziehen. Tut er es nicht, verfällt der Anspruch auf die Elternzeit. Auf die Mutter übertragbar ist er nicht, so die Eidgenössische Kommission für Familienfragen (EKFF). Sie stellte das Modell am Dienstag in Bern vor.

In Ländern mit Elternzeit habe sich gezeigt, dass mit der freien Wahl Väter zugunsten der Mütter auf Elternzeit verzichteten, schreibt die EKFF. Das verhindere aber, dass die Mütter mehr arbeiten könnten, argumentiert die Kommission. Deshalb schreibt sie in ihrem Modell vor, dass die Elternzeit nicht übertragbar ist.

Gesündere Kinder und Eltern

Elternzeit unterstütze die Entwicklung und die Gesundheit der Kinder, macht die EKFF zu ihrer Forderung geltend. Für die Mütter sinke mit der Elternzeit das Risiko durch Depressionen und psychische Belastungssituationen, und sie stärke die Vater-Kind-Beziehung.

Vorteile sieht die EKFF auch für die Wirtschaft, sofern die Elternzeit nicht zu lange dauere. Sie steigere die Produktivität und steigere die Erwerbstätigkeit von Frauen. Frauen könnten damit auch ihre Renten verbessern. Und gut ausgebildete Frauen würden sich dank Elternzeit vermehrt für und nicht gegen Kinder entscheiden.

In 18 Monaten beziehen

Die 38 Wochen Elternzeit sollen in den ersten 18 Lebensmonaten des Kindes bezogen werden müssen, zum grössten Teil aber nicht gleichzeitig. Konkret schlägt die EKFF vor, dass Vater und Mutter innerhalb von sechs Monaten nach der Geburt zwei Wochen gemeinsame entschädigte Elternzeit haben – so ist es bereits heute.

Bleiben soll das Arbeitsverbot von acht Wochen für Mütter nach der Geburt. Die Frauen können neu zusätzlich über 15 Wochen Elternzeit verfügen und davon bis zu sieben Wochen dem Vater abtreten. Die übrigen 15 Wochen Elternzeit sind für Väter reserviert. Die Elternzeit soll am Stück oder gestaffelt bezogen werden können.

Mütter können also 16 bis 23 Wochen Elternzeit beziehen und Väter 15 bis 22 Wochen. Auch eine Aufteilung von je 19 Wochen für Mutter und Vater ist möglich. Profitieren sollen alle, die vor der Geburt ihres Kindes eine Erwerbsarbeit hatten, unabhängig vom Zivilstand.

Elternzeit schon vor der Geburt

Von der Elternzeit sollen nach Auffassung der EKFF auch Mütter und Väter profitieren, die vor der Niederkunft Anspruch auf Kranken- oder Unfalltaggelder sowie Taggelder der Arbeitslosenversicherung haben. Ebenso bezugsberechtigt sein sollen Eltern in Ausbildung und während dem Studium.

Müttern will die EKFF die Elternzeit schon zwei Wochen vor der Geburt ermöglichen. Etwa vier von fünf Schwangeren seien vor der Geburt ganz oder teilweise krankgeschrieben, schreibt sie. Der frühere Beginn der Elternzeit entlaste Arbeitgeber, da Abwesenheiten von Schwangeren heute als krankheitsbedingtes Fehlen gelten würden.

Kosten von über zwei Milliarden Franken

Finanzieren will die EKFF die Elternzeit aus Lohnbeiträgen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber über die Erwerbsersatzordnung (EO). Mütter sollen während des achtwöchigen Arbeitsverbotes ihr volles Einkommen erhalten. Die übrige Elternzeit würde zu 80 Prozent des Lohns entschädigt, wie heute der Mutterschutz.

Die geschätzten Kosten des neuen Modells liegen laut EKFF-Schätzung bei bis zu 2,682 Milliarden Franken – ohne 100-Prozent-Entschädigung während des Arbeitsverbots für Mütter. Der heutige Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub koste demgegenüber rund 1,008 Milliarden Franken.

Mehr arbeitende Frauen zahlen mehr Steuern

Die effektiven Kosten hängen davon ab, wie viel Elternzeit Mütter und Väter beziehen. Die EKFF geht in ihrem Positionspapier davon aus, dass eine um ein Prozent höhere Frauenerwerbsquote genügend Steuereinnahmen finanziere, um 18 bis 20 Wochen Elternzeit zu finanzieren.

Heute haben erwerbstätige Mütter nach der Geburt eines Kindes Anrecht auf 14 Wochen Mutterschaftsurlaub, entschädigt aus der EO. Für Väter gibt es seit 1. Januar 2021 zwei Wochen entschädigten Urlaub bei Geburten. Er kann am Stück oder gestaffelt bezogen werden.

(sda/lab/daf)

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14.02.2023 18:17

Strizzi

Absoluter Schwachsinn ! Vor 55 Jahren gab es noch keinen Elternurlaub , brauchte man ja auch nicht , wir waren damals nicht so egoistisch und Karierengeil , wir konnten auch noch verzichten oder Sparen wenn wir uns etwas leisten wollten ! Heute muss alles het , alles im Leasing , Haus Auto Hund und dann noch ein Kind oder 2 Ferien Auszeit Stressbefingt😂😂😂
Die Auswirkungen werden wir erst in 20 Jahren spüren aber dann wird es wohl zu spät sein !

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