Migros baut 415 Stellen ab und verkauft unter anderem Melectronics 
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Migros baut 415 Stellen ab und verkauft unter anderem Melectronics 

18.06.2024 11:23 - update 18.06.2024 11:31

Baseljetzt

Die Migros geht bei ihren Verschlankungsplänen noch einen Schritt weiter. Sie will nun auch Melectronics, Micasa, Do it + Garden und weitere Fachmärkte verkaufen. Insgesamt 415 Stellen werden dabei abgebaut.

Der Detailhandelskonzern Migros will sich bekanntlich von seinen komplizierten Strukturen befreien und schlanker aufstellen. Nun hat die Migros einen Käufer für Melectronics gefunden: Sie verkauft 20 der 37 Elektronik-Fachmärkte an Mediamarkt. Die restlichen 17 werden geschlossen, wie die Migros am Dienstag in einem Communiqué mitteilte.

Die übernommenen Filialen werden laut Migros unter der Marke Mediamarkt weitergeführt. Dieses Rebranding erfolge stufenweise, parallel zu den Umbaumassnahmen und sollte bis November 2024 abgeschlossen sein, wie Mediamarkt gleichentags mitteilte.

Alle Mitarbeitenden und Lernenden der übernommenen Standorte wechseln zu Mediamarkt. Laut dem Sozialpartner KV Schweiz übernimmt der Elektronikhändler zudem 18 weitere Lernende aus denjenigen Filialen, die schliessen.

Die nicht übernommenen Filialen würden bis spätestens November 2024 geschlossen. Rund 100 von den Schliessungen betroffenen Mitarbeitenden würden nach Möglichkeit andere Stellen innerhalb oder ausserhalb der Migros-Gruppe angeboten, heisst es. Die Übernahme wird laut Migros zurzeit noch von der Wettbewerbskommission geprüft.

Darüber hinaus führt der Verkauf von Melectronics zu Veränderungen in rund 50 grösseren Supermarktfilialen. An diesen Standorten werden die integrierten Melectronics-Verkaufsflächen auf ein Basissortiment an Elektronikartikeln reduziert.

Micasa, Bike World und Do it + Garden sollen weg

Zudem will sich die Detailhändlerin von weiteren Tochtergesellschaften trennen. Auf dem Prüfstand stehen nun auch Micasa, Bike World und Do it + Garden, wie die Migros mitteilte. Konzernchef Marco Irminger hatte bereits früher einen möglichen Verkauf dieser Ketten in Aussicht gestellt. Solange der Verkaufsprozess läuft, sollen alle Geschäfte normal weitergeführt werden.

Der im Februar eingeleitete Verkaufsprozess für SportX ist laut Migros noch nicht abgeschlossen. Zudem sucht die Migros bekanntlich noch neue Besitzer für ihre Reisetochter Hotelplan Group sowie für die Kosmetik- und Hygienetochter Mibelle.

Noch unklar ist derweil die Zukunft von OBI. Die Migros betreibt als Franchisenehmerin zehn Standorte der Baumarktkette in der Schweiz. Eine Projektgruppe unter der Leitung der Migros-Genossenschaft Basel erarbeitet derzeit mögliche Zukunftsoptionen für den Franchisebetrieb.

Neuigkeiten zum Abbau in der Industrie

Definitive Neuigkeiten gab es auch zum geplanten Abbau in der Industrie, nachdem hier in den letzten Tagen bereits entsprechende Gerüchte in verschiedenen Medien kursierten. Laut Mitteilung konzentriert sich die Migros Industrie künftig auf ihre Rolle als Produzent für die Migros-Gruppe in der Schweiz und auf die Produktion von Eigenmarken für Dritte.

Teil dieser Neuausrichtung sind Veränderungen beim Lebensmittelhersteller Delica, beim Milchverarbeiter Elsa Group und bei der übergreifend tätigen Migros Industrie. Durch die Neuausrichtung sei ein Abbau von rund 365 Stellen leider unumgänglich, schrieb die Migros.

Marken in Deutschland werden aufgegeben

Mehrere Bereiche der Delica würden reduziert. Im Ausland steige die Delica aus einigen Markengeschäften aus und fokussiere sich auf Eigenmarken für Dritte. So würden etwa die Marke Frey International und die Marken für Bohnenkaffee sowie gemahlenen Kaffee in Deutschland aufgegeben.

Die Migros spricht in der Folge von einem Total von rund 415 Stellen – davon 50 bei der Fachmarkt AG, 255 bei Delica, 45 bei Elsa und 65 bei der Organisation der Migros-Industrie -, die verloren gingen.

Sie seien Teil der Anfang Februar angekündigten Transformation der Migros-Gruppe mit dem Abbau von bis zu 1500 der rund 100’000 Stellen der gesamten Migros-Gruppe. Hinzu könnten noch bis zu 100 weitere Mitarbeitende ihre Stelle verlieren, falls für die von den Melectronics-Schliessungen Betroffenen keine Anschlusslösung gefunden wird.

Um die Auswirkungen abzufedern, gibt es laut Migros einen Sozialplan. Vom Stellenabbau betroffene Mitarbeitende in der Schweiz erhielten individuelle Leistungen, die unter anderem abhängig vom Dienstalter und vom Lebensalter seien.

Unia will Kündigungswelle stoppen

Die Unia regiert bereits auf die «Entlassungswelle» der Migros und fordert einen Verzicht auf Kündigungen. «Die Migros präsentiert sich als solidarische Arbeitgeberin, doch die Realität sieht anders aus», schreiben sie in einer Medienmitteilung. So würde die «monatliche Kündigungswelle» zu Unsicherheit und Angst bei den Angestellten führen, was nicht hinnehmbar sei.

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18.06.2024 11:57

sheerkhan

Absurd, heute noch Werbung gesehen für MElectronics am TV, aber wird verkauft? Macht das Sinn?

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