Müssen sich Mütter für ihren Kinderwunsch schämen?
©Symbolbild: Keystone
Eltern-Shaming
Schweiz

Müssen sich Mütter für ihren Kinderwunsch schämen?

10.02.2023 09:20

Riccardo Ferraro

Junge Erwachsene, die Kinder bekommen möchten, stehen immer mehr unter Druck. Argumente gegen den Nachwuchs können das Klima, der Feminismus oder das Weltgeschehen sein. Dieses Phänomen nennt sich Eltern-Shaming.

Wenn sich junge Erwachsene dazu entscheiden, ein Kind zu bekommen, wäre das bis vor Kurzem ein Grund zur Freude gewesen. Heute müssen sich diese rechtfertigen und werden von Gleichaltrigen unter Druck gesetzt, wie 20 Minuten berichtet.

Eine Betroffene sagt gegenüber 20 Minuten: «Sie bringen dann immer ganz viele Argumente dagegen. Die einen sagen etwa, dass es unfeministisch sei, Kinder zu kriegen. Andere finden, aus Sicht des Klimaschutzes sei es unverantwortlich, Kinder zu haben. Und letztlich sei es auch nicht vertretbar, ein Kind in eine Welt ohne sichere Zukunft zu setzen.»

Argumente werden gekontert

Die feministische Aktivistin Anna-Béatrice Schmaltz wehrt sich dagegen, dass die feministische Bewegung diesen Druck ausübt. Es sei die Gesellschaft die den Druck ausübe, sagt sie der Gratiszeitung. «Will eine Mutter zu Hause bleiben für das Kind, ist sie nicht emanzipiert – geht sie stattdessen arbeiten, ist sie eine Rabenmutter. Frauen können es gar nie recht machen.» Die Prinzipien des Feminismus wollen eher erreichen, dass jede und jeder sein Leben selbst gestalten dürfe.

Auch das Klimaargument könne man nicht gelten lassen. Arpat Ozgul, Professor für Populationsökologie an der Universität Zürich, erklärt gegenüber 20 Minuten, dass Menschen soziale Wesen seien und Kinder so aufziehen könnten, dass diese die Gesellschaft positiv beeinflussen würden.

Ins selbe Horn bläst auch Philippe Gnaegi, Direktor von Pro Familia Schweiz. Er bezeichnet die Kinder als die Säulen der Gesellschaft und sagt, dass ohne diese keine Zukunft bestehe.

Klar ist für Soziologin Katja Rost von der Uni Zürich, dass jede Frau selber entscheiden sollte, ob sie Kinder bekommen möchte: «Der Entscheid, ob man Kinder haben möchte oder nicht, muss privat sein. Die Gesellschaft hat hier keine Forderungen zu stellen. Das ist übergriffig.» 

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